BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
und unfähig, etwas dagegen zu unternehmen, hing Heaven in seinem Griff.
Und er lachte.
Ein fremdes Lachen. Das eines Kindes.
Heaven hörte es nicht. Denn sie wusste plötzlich um die Bedeutung des Wortes.
Bluthochzeit...
Der Nachtwind fuhr eisig kalt über die Dächer des Palastes hinweg. Doch nur Heaven fror. Allen anderen um sie herum war Kälte zum steten Begleiter geworden, nachdem sie ihr Leben, ihre Seelen in den Lilienkelch gegeben hatten.
Die Palastdächer bildeten beinahe eine Stadt für sich mit ihren unterschiedlichen Größen, Farben und Formen. Nur in der Mitte war eine freie Fläche ausgespart. Sie erinnerte Heaven nicht von ungefähr an eine Zeremonienstätte. Seltsame Gerätschaften und Konstruktionen standen herum, und obwohl sie ihre Funktion nicht einmal erahnen konnte, wusste sie doch, dass jedes Ding einen furchtbaren Zweck erfüllte.
Das Rund des Mondes wachte wie ein gefrorenes, pupillenloses Auge über allem. Sein Licht wob die Menge der Versammelten wie in eine silbrige Aura.
Die Vampire hatten einen Kreis gebildet, in dessen Mitte Sardon stand, und an seiner Seite Heaven. Seite an Seite mit dem, den sie wie nichts auf der Welt gehasst hatte.
Gehasst, gefürchtet... und begehrt.
Gefühle, von denen zwei gleich Vergangenheit sein mussten.
Bluthochzeit...
Das Ritual, das die Vampire darum herum zelebrierten, war blanker Hohn.
Einer trat aus ihrer Mitte und stellte sich dem Paar gegenüber. Seine Worte waren eine Verhöhnung all dessen, was eine wirkliche Hochzeit, eine Heirat von Liebenden, ausmachte. Aus den Falten seines blutfarbenen Gewandes zog er einen Dolch. Die Klinge war von der Form einer züngelnden Flamme, und die Symbole, die in das Metall eingraviert waren, schienen ein unheimliches Eigenleben zu führen.
Der "Zeremonienmeister" streckte die Linke aus, und Sardon legte seine rechte Hand hinein. Die Klinge berührte seine Handfläche, senkte sich tief in das tote Fleisch hinein und führte einen Schnitt, der einen Mensch vor Schmerz hätte aufbrüllen lassen.
Sardon lächelte und sah zu, wie die Wunde sich mit glänzender Schwärze füllte.
Währenddessen nahm der andere Heavens Hand, die unversehrte, und brachte ihr einen Schnitt gleicher Art bei. Heavens Gesicht zuckte, doch auch ihren Lippen entwich kein Laut.
"So reicht euch die Hände...", setzte der Vampir an. Er nahm die verletzten Hände des Paares und führte sie aufeinander zu. "Was euer Blut miteinander verbindet...", fuhr er fort.
Doch er beendete den Satz nie.
Einen Moment bevor die Wunden einander berühren konnte, bevor rotes Blut sich mit tiefschwarzem mengte, wandte der "Zeremonienmeister" das Gesicht ab.
Bis er sich selbst über die Schulter sehen konnte.
Der Glanz seiner Augen erlosch, kaum dass das Knacken seines brechenden Halses in der Nacht verklungen war. Klirrend fiel der Dolch zu Boden.
"Heaven!"
Die Halbvampirin tat einen Schritt zur Seite und sah sich erst dann nach dem um, der ihren Namen gerufen hatte. Im nächsten Moment fand ihn. Sein bloßer Anblick genügte, ihre versiegten Kräfte neu zu beleben.
"Raphael!"
Er war hinter einer Säule dicht bei der Mauer des Palastes hervorgetreten und winkte ihr, zu ihm zu kommen.
"Greift ihn!"
Sardons Befehl donnerte über die Dächer des Palastes hinweg. Gleichzeitig war er nach einem raschen Satz neben Heaven aufgetaucht. Seine Hände schlossen sich mit eisernem Griff um ihre Oberarme.
Keiner seines Volkes verweigerte dem ungekrönten König den Befehl. Ein paar von ihnen bezahlten ihren Gehorsam mit dem Leben. Das Geräusch brechender Knochen schallte Pistolenschüssen gleich durch die Nacht.
Heaven konnte nichts für Raphael Baldacci tun. Sardon hielt sie unerbittlich fest, und sie hütete sich, seine Aufmerksamkeit von dem Kampf abzulenken. Nicht bevor die Schnitte in ihrer beider Handflächen verheilt waren.
Doch als diese Gefahr gebannt war, war es längst zu spät, um Raphael noch helfen zu können. Die Vampire rangen ihn schon dank ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nieder, und sie prügelten so auf ihn ein, dass sein Blick sich trübte. Welcher Art die Kraft, über die er gebot, auch sein mochte, Heaven erkannte, dass er sie nicht mehr einzusetzen vermochte. Nicht in diesem erbarmungswürdigen Zustand.
"Bringt ihn her!" befahl Sardon.
Die Vampire schleiften Baldacci heran und hielten ihn fest, so dass Sardon und Heaven sein zerschundenes Gesicht im Blick behalten konnten.
Heaven musste sich zwingen, dem Anblick
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