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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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schlüpften, wenn er den Blick wandte und direkt dorthin sah, wo er ihre Bewegung eben noch wahrgenommen hatte.
    Aber er musste sie im Grunde nicht einmal wirklich sehen, um zu wissen, worum es sich bei den fliehenden Schatten handelte. Er kannte sie längst. Zefrems Geschichten waren voll davon.
    Und die Sümpfe waren voll davon...
    Manchmal glaubte Levar sogar, ihre Stimmen zu hören. Wenn Gasblasen aus den Tiefen des Morastes emporstiegen und an der dunklen Oberfläche zerplatzten, dann entließen sie – manche jedenfalls – nicht nur fauligen Gestank, sondern auch verwehende Schreie. Irgendwann hatte der Sumpf sie in fast schon toten Kehlen erstickt und ihre Echos über die lange Zeit hinweg konserviert, um sie nach und nach zu entlassen, im Laufe von Jahren, die einem kaum elfjährigen Jungen als unzählig vorkommen mussten.
    Andere Stimmen antworteten den geisterhaften Rufen aus der Tiefe. Die Laute jener, deren Heimstatt die Sümpfe seit Anbeginn waren, vermengten sich zu einem auf eigenartige Weise wohltönenden Chor, dessen Harmonie immer dann gestört wurde, wenn eine Blase sich mit feuchtem
Blob!
auflöste und Levar noch etwas anderes zu hören meinte.
    Dennoch kannte der Junge keine Angst. Ohne zu zögern oder gar innezuhalten lief er durch das Sumpfland, setzte seinen Fuß sicher auf jene schmalen Streifen aus halbwegs festem Erdreich, die wie natürliche Stege zwischen morastigen Löchern und Tümpeln verliefen. Ebenso wenig wie er die Jahre zählen konnte, die seit jener Zeit vergangen waren, von der Zefrem erzählte, wusste Levar, wie oft er den Alten schon aufgesucht hatte. Oft genug in jedem Fall, um jeden Fußbreit Boden im weiten Umkreis von Kraemer zu kennen. Und oft genug auch, um sich gewiss zu sein, dass nichts von dem, was hier lauern mochte, ihm wirklich gefährlich werden konnte.
    Nicht
mehr
, seit er sich diesen »Dingen«, den
Schatten
mehr verbunden fühlte als der Welt, aus der er kam – aus der er hierher manches Mal beinahe
flüchtete
. Weil er sich hier mehr daheim fühlte als in dem schäbigen Häuschen, das er in Kraemer mit seinen Geschwistern teilte.
    Manchmal meinte Levar sogar,
gerufen
zu werden – von etwas oder jemandem. Es war ein Ruf, dem er sich weder widersetzen konnte noch mochte. Und wenn er es recht bedachte – war es weit mehr als nur ein Ruf...
    Ohne sein bewusstes Zutun, als folgten seine Bewegungen einer geheimnisvollen Programmierung, beschleunigte Levar seine Schritte, rannte dann fast und schaffte es mit einem scheinbar mühelosen Sprung über ein Sumpfloch hinwegzusetzen, das im silbrigen Gewirr des kniehoch bewachsenen Bodens wie ein lichtschluckender Schlund gähnte. Der Junge hatte den jenseitigen Rand noch nicht erreicht, als er das nass dumpfe Platzen einer weiteren Blase hörte – und das fast lautlose
Hilfe!
, das mit dem Gestank zu ihm herüber wehte...
    Als er sich umwandte, glaubte er gerade noch zu sehen, wie sich etwas rasch und mit feuchtem Schmatzen in die Finsternis des Loches zurückzog; etwas Totenbleiches, das vor Schwärze troff – und das sich eben noch, zur Klaue gekrümmt, nach ihm gestreckt hatte...
    Levar schenkte der Erscheinung nicht mehr Aufmerksamkeit als einen schnellen Blick, und schon währenddessen lief er weiter, durchquerte ein in Silber und Schwärze erstarrtes Zypressenwäldchen, dessen Geäst sich wie die Gliedmaßen monströser Spinnen nach dem Nachthimmel reckte.
    Jenseits des Waldes klaffte dann das dunkelste Loch in der Wirklichkeit.
    So sah es zumindest aus der Ferne aus.
    Auf einer Fläche, die aus dieser Entfernung gerade einmal von der Größe einer Streichholzschachtel war, ballte sich Finsternis in einem Maße, dass man glauben konnte, sie berühren zu können. Darüber sammelte sich das Mondlicht auf einer Schräge, flirrend und sich bewegend wie geschmolzenes Silber, das jeden Moment herabfließen musste. Doch es floss nicht, und auch der Eindruck kompakter Schwärze verlor sich, je näher Levar der Hütte mit dem moos- und flechtenüberwachsenen Dach kam.
    Er erinnerte sich noch daran, wie er die Kate auf einer seiner kindlichen Expeditionen durch die Sümpfe rund um Kraemer entdeckt hatte. Mehr als ein Jahr lag diese »Entdeckung« nun schon zurück, doch ihr Anblick hatte für Levar in all der Zeit nichts von seiner Faszination verloren. Im Gegenteil; die fast magische Anziehungskraft hatte an Stärke gewonnen, nachdem der Junge erst einmal erfahren hatte, was die Schwärze dort drüben an

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