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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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mich in Ketten legen, wenn er wüsste, dass ich nachts in die Sümpfe gehe.«
    Er passt gut auf dich auf, dein Bruder, hm?«
    »Nicht gut genug«, erklärte der Junge, »sonst wäre ich ja nicht hier.«
    »Und das wäre ein Jammer«, sagte Zefrem mit einem Lächeln, das die Runzeln und Falten in seinem Gesicht bewegte wie der Wind die Oberfläche eines schwarzen Tümpels.
    »Ja«, entgegnete Levar, wohl wissend, was der Alte meinte.
    Zefrem schlurfte hinüber in jene Ecke, in deren Dunkelheit der Junge den Schaukelstuhl wusste, ohne ihn sehen zu können. Als der Alte sich hinein sinken ließ, geisterten knarzende Geräusche durch die Finsternis, und als er im Stuhl zu wippen begann, schien die Schwärze Wellen zu schlagen.
    Unaufgefordert trat Levar zu ihm, zog sich eine alte Kiste heran und nahm darauf Platz. All das waren Teile des Rituals, mit dem sie ihr Zusammensein einleiteten. Und auch Zefrems immer gleiche Frage gehörte dazu: »Soll ich erst dir etwas erzählen, oder...?«
    Levar schluckte trocken, wie immer, bevor er die stets gleiche Antwort gab: »Erzähl du zuerst.« Und dann fügte er lächelnd hinzu: »Erst die Arbeit...«
    »... dann das Vergnügen«, ergänzte Zefrem rau. »Nun gut.«
    »Ich habe dir heute auch etwas zu erzählen«, fügte Levar noch hinzu, als Zefrem schon zur Geschichte ansetzte.
    »So?«
    »Etwas, das ich auf der Straße gehört habe«, ergänzte Levar.
    »Was denn?«
    »Hinterher«, bestimmte der Junge. »Erst du.«
    Der Alte nickte. »Meinetwegen. Also, hör gut zu. Es war...«
     
     
    ... im Jahre 1863, auf der Zuckerrohr-Plantage Resolute in Louisiana.
    Um die Geschichte zu verstehen, musst du wissen, dass einige Monate zuvor Präsident Abraham Lincoln mit der Verkündung der Emanzipationsproklamation allen Sklaven die Freiheit zugesichert hatte. Für die Schwarzen im Süden war dieses Versprechen nicht mehr als ein schlechter Witz, so es ihnen überhaupt zu Gehör kam. Denn die Erklärung des Präsidenten ging unter im Geschützdonner des Bürgerkriegs, der bereits seit zwei Jahren zwischen den Nord- und Südstaaten der USA tobte – und der nicht zuletzt wegen Lincolns ablehnender Haltung zur Sklaverei ausgebrochen war.
    Im Süden glaubte sich die überwiegend weiße, von der Landwirtschaft lebende Bevölkerung auf die Negersklaven angewiesen. Deswegen hatte sich der Staat South Carolina im Dezember 1860 von den USA losgesagt, als Lincoln, der im Süden als geradezu fanatischer Sklaverei-Gegner galt, zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Wenig später folgten weitere zehn südliche Staaten diesem Beispiel und schlossen sich zu den Konföderierten Staaten von Amerika zusammen.
    Im April 1861 hatten Truppen der Konföderierten Fort Sumter beschossen, das zwar an der Küste South Carolinas lag, aber von Unionstruppen besetzt war. Damit war der Krieg losgebrochen, den der Norden nicht nur wegen der Frage der Sklaverei führte, sondern auch – und vielleicht vor allem –, um die gerade erst erblühenden United States of America in den Augen der Welt wiederherzustellen.
    Die Yankees waren den Südstaatlern in jeder Hinsicht überlegen – auf dem Papier jedenfalls. Aber diese theoretische Überlegenheit hatte den Norden gleich zu Beginn des Krieges unvorsichtig werden lassen, und so konnte der Süden zunächst eine ganze Reihe von Siegen für sich verbuchen.
    Außerdem fehlte es der Union an guten Führungskräften. Viele Offiziere der regulären Armee stammten aus den Bundesstaaten, die nun zur Konföderation zählten, und sie schlossen sich deren Armee an. Die Yankees brauchten eine ganze Weile, bis sie den Ernst der Lage überhaupt erkannten, und dann noch einmal eine Zeitlang, bis sie sich darauf eingestellt hatten.
    Für die schwarzen Sklaven im Süden jedenfalls änderte sich im Bürgerkrieg nichts.
    Auch auf Resolute nicht.
    Die Geschichte begann in einer Nacht wie der heutigen. Still und klar; jeder Laut war weithin zu hören. Das Stöhnen, mit dem Agamemnon und Semiramis sich auf der säuerlich riechenden Drillichmatratze wälzten, konnte man wohl noch drüben im Herrenhaus hören, das immerhin eine knappe halbe Meile von den Sklavenhütten entfernt stand.
    Agamemnon und Semiramis – das waren natürlich nicht die richtigen Namen des jungen Burschen und des Mädchens. Aber die weißen Herren liebten es zu jener Zeit, ihre Sklaven nach eigenem Gutdünken zu benennen. Namen aus der Bibel und den Mythologien der Welt wurden gern hergenommen, »um

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