BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
einen... Splitter. Aber ich verstehe nicht...«
»Ich verstand es auch nicht. Anfangs... Aber du brauchst ihn nur zu berühren, um zu erkennen, wer unsere heiligen Verbündeten tötete.«
In Pacahees Augen schienen Sturmwolken vorüberzuziehen. »Du redest wirr.« Aber obwohl Metseehs sonderbares Verhalten sie abschreckte, streckte sie die Hand aus und nahm den Splitter zwischen Daumen und Zeigefinger.
Zumindest wollte sie ihn auf diese vorsichtige Weise untersuchen.
Doch im Zugreifen richtete sich der schlanke, an beiden Enden spitze Splitter ohne erkennbare äußere Einwirkung senkrecht in Chelanas Handfläche auf – und Pacahee rammte ihn ungewollt sich selbst
und
ihrer Schwester unter die Haut.
Der winzige Stift berührte ihr schwarzes Blut.
Und Pacahee lernte das kennen, was ihr viel mehr nehmen sollte als nur ihren gefiederten Freund...
Wyando glaubte den Himmel einstürzen – oder in ein Meer von Scherben zerspringen zu sehen, die kaleidoskopartige Muster schufen.
Aber das, wovor er sich am meisten gefürchtet hatte, geschah zur Erleichterung aller nicht. Der höllische Bote in Gestalt eines Purpurdrachen fuhr
nicht
in Makootemane ein. Und er bemächtigte sich auch nicht der gebannt dastehenden Stammesangehörigen.
Der Schemen über ihren Köpfen verflüchtigte sich, anstatt sich zu verdichten, und doch hatte es noch lange den Anschein, als wäre der Himmel über dem Wald in apokalyptisches Feuer gebadet.
»Es hilft nichts, die Augen vor dem Offensichtlichen zu verschließen«, klang Makootemanes Stimme auf. »Ich habe mich geirrt – und mein Irrtum hat fatale Folgen. Ich kann nicht sagen, wie erschüttert ich bin, wie leid es mir tut, die Gefahr unterschätzt zu haben...«
Ein Raunen ging durch die Reihen der Arapaho, nachdem sie einen Moment wie zu düsteren Ikonen erstarrt ausgesehen hatten. Angst und Hilflosigkeit hatten sich in die Züge eines jeden gemeißelt, während sie an Makootemanes Lippen hingen.
Sie erhofften sich eine Lösung für das wiedererstandene Problem. Von ihm, ihrem Anführer.
Und Makootemane sagte: »Es bleibt mir nichts anderes übrig: Ich wähle die Abgeschiedenheit ein zweites Mal. Zusammen mit dem Adler, der so alt ist wie wir, werde ich mich erneut zum Kampf stellen. Ich überlasse es jedem selbst, ob er den Ausgang dieses Kampfes abwarten und das damit verbundene Risiko eingehen will – oder ob er sich der Gefahr durch abermalige Flucht zu entziehen versucht...«
Mit diesen Worten wandte sich Makootemane gesenkten Hauptes ab und schritt wankend auf sein Zelt zu. Der Scheiterhaufen, in dem die toten Vögel sich in die Fratze des Feindes verwandelt hatten, war nahezu heruntergebrannt.
Wyando blieb zwischen den ratlosen Geschwistern zurück. Für sich selbst hatte er in diesen Sekunden bereits einen Entschluss gefasst. Die anderen aber, das spürte er deutlich, schienen den Gedanken, auszuharren, ebenso zu hassen wie die Vorstellung eines erneuten Aufbruchs in die Fremde.
Erstaunlicherweise berieten sie sich auch nicht untereinander. Stumm gingen die Männer und Frauen zu ihren Tipis und verschwanden darin.
Bald war Wyando der einzige, der noch im schwindenden Tageslicht unter einem surreal verfärbten Himmel auf dem Platz aushielt, während aus den umliegenden Bäumen die krächzenden Schreie verstörter Vögel klangen.
Nachdem er eine Weile mit geschlossenen Augen dagestanden hatte, näherte sich Wyando dem Totempfahl, der einst von Makootemane mit Geschick und Magie geformt worden war.
Der Baum, aus dessen Stamm er den Pfahl geschnitzt hatte, war unter Protest gestorben...
Wyando lächelte düster, und irgendwie scheute er sich, in das eigene, lange verwaiste Tipi zurückzukehren. Schließlich lenkte er seine Schritte hin zu Chelanas Zelt. Sie und die beiden anderen Frauen wollte er fragen, ob er etwas für sie tun konnte. Gleichzeitig fragte er sich, ob es eine Bewandtnis haben könnte, dass ausschließlich die Adler der einzigen weiblichen Vampire attackiert und getötet worden waren.
Er verwarf den Gedanken, weil es ihm mehr als unsinnig erschien, dass das Geschlecht eine Rolle gespielt haben sollte.
Leise rief er Chelanas Namen. Als er nach mehrmaligen Versuchen keine Antwort erhielt, wuchs seine Besorgnis, und er schlug das Fell am Eingang zurück.
Chelanas Tipi war verlassen, worauf sich Wyando Metseehs Zelt zuwandte. Doch auch ihr Zelt war leer, und die einzige Erklärung, die Wyando fand, war, dass sich die Frauen in Pacahees Tipi
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