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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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diesem Moment wünschte, sie nie mehr wiederzusehen.
    Hastig floh er nach draußen.
     
     
    Natürlich wäre es niemals »Inzest« gewesen, hätte Wyando sich mit einer seiner »Schwestern« – oder auch mit allen dreien – eingelassen. Kelchkinder verband nur der Kelch, nicht jedoch die Gene identischer Mütter oder Väter. Und selbst wenn: Im Denken Unsterblicher gab es keine solch banalen Tabus...
    Im Nachhinein bewertete Wyando seinen brüsken Abschied als zu krass, und er fragte sich, ob er nicht dabei war, sich allmählich in einem Netz eigener Neurosen zu verstricken. War es nicht lächerlich, den drei Frauen schlichte Begierden zu unterstellen, wo sie gerade etwas verloren hatten, was ihnen so schnell niemand ersetzen konnte?
    Die Beziehung zu den Totemtieren aufzubauen, die das Leben des Stammes prägten, dauerte lange, manchmal Monate...
    Dunkelheit ballte sich über dem Dorf. Wyandos Augen stellten sich mühelos darauf ein. Auch die Nacht enthielt Licht. Das menschliche Sehvermögen war zu degeneriert, um es ohne technische Hilfsmittel nutzbar zu machen, doch die Sinne der Alten Rasse verwerteten es optimal. Sicher bewegte sich Wyando zum Häuptlingszelt.
    Lähmende Stille hatte das Dorf zwischen den Zederbäumen erobert. Vor Wyandos Geist tauchte ein Bild auf, das seine Artgenossen einsam und von einem Gebirge aus Angst erdrückt in ihren Zelten kauernd zeigte – Pacahee, Chelana und Metseeh ausgenommen, die es offenbar verstanden, ihren Schmerz zu teilen...
    Wyando blieb kurz stehen und fuhr sich über den Nacken. Als er den Gefiederansatz berührte, überkam ihn das machtvolle Verlangen, sich in einen Adler zu verwandeln und weit, weit weg zu fliegen. Oder
hoch
– so hoch, bis die Luft zu dünn wurde, seinen Flügeln Halt zu bieten...
    Kopfschüttelnd setzte er seinen Weg fort, überquerte den Platz mit dem Totempfahl.
    Wollte
ihn überqueren.
    Aber in diesem Moment fiel ihm ein eigentümliches Leuchten am Stamm des Pfahles auf. Ohne Zögern ging er darauf zu. Und noch bevor er wusste, was das Glühen bedeutete, erfasste ihn warnendes Unbehagen.
    Vor dem kunstvoll verzierten Stamm, auf dessen Spitze die Adlernachbildung thronte, blieb er stehen. Er hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um das zu berühren, was wie eine kleine, schwärende Wunde aussah – eine eitrig leuchtende Verletzung, die jemand oder etwas dem Totempfahl zugefügt hatte – vergleichbar in etwa mit der entzündeten Verfärbung von Fleisch, in das ein Holzsplitter eingedrungen war, nur sehr viel intensiver!
    Kopfschüttelnd starrte Wyando darauf. Er hatte derartiges nie zuvor bemerkt, und wahrscheinlich war es nur ein Pilz, der sich hier eingenistet hatte, um sein kalt phosphoreszierendes Licht zu verströmen.
    Eine ungewohnte Scheu hielt Wyando davon ab, die glänzende Stelle näher zu untersuchen. Statt dessen ging er um den Pfahl herum.
    Er fand zwei weitere »Verletzungen«. Und wie schon bei seiner Ankunft im Dorf registrierte er feindselige Schwingungen, deren genauer Ursprung nicht zu lokalisieren war.
    Was hatte er hier gefunden?
    Existierte eine bislang unbekannte Wechselwirkung zwischen den Adlern und dem Totempfahl?
Reagierte
das vermeintlich leblose Holz auf den Tod der Tiere?
    Wyando ließ den Dorfplatz hinter sich. Eiligen Schrittes begab er sich zu Makootemane, seinem Vater. Dem einsamsten Mann in einem Dorf von Einsamen, über dem der purpurne Schatten des Untergangs schwebte...
     
     
    Umgang mit Zwergen
    krümmt das Rückgrat.
    Stanislaw J. Lec
     
    In Wyandos Bauch schien sich ein Knoten zusammenzuziehen, als er Makootemane Zelt betrat und seinen Häuptlingsvater vor dem Ur-Adler stehen sah. Beide schienen Wyandos Eintreten nicht zu bemerken, sondern in tiefer Meditation versunken zu sein.
    In stummer Zwiesprache.
    Wyando stolperte fast über ein dicht beim Ausgang liegendes, eng geschnürtes Bündel, in dem er Proviant und sonstige Notwendigkeiten vermutete. Offenbar war Makootemane schon marschbereit.
    »Vater...?«, Seine Stimme zerbrach die Verbindung zwischen Adler und Arapaho.
    Makootemane drehte sich um. »Ich wusste, dass du kommen würdest«, sagte er. »Ich wusste, dass du der
einzige
sein würdest, der kommt...«
    »Wie meinst du das?«
    Es sah aus, als würden Makootemane Züge versteinern.
    »Wären alle wie du – alle so gefestigt in ihrer Persönlichkeit –, könnten wir dem Feind
gemeinsam
entgegentreten«, sagte er mit einer Bedächtigkeit, als müsste er jedes einzelne Wort vorher gut

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