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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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an. Wie aus Kapseln brach längst vorhandenes Wissen hervor, noch wirr, wie die Teile eines Puzzles, die erst geordnet werden mussten. Im gleichen Maße erwachende Kräfte gingen daran, es zu tun.
    Tinto verging. Sein Körper erinnerte nun zumindest vage daran, wie er eigentlich hätte aussehen müssen – wenn der Tod in all den Jahrhunderten sein Werk hätte verrichten dürfen.
    Gabriel schloss die Augen, legte sich zurück. Er stöhnte, als nun auch sein Körper verwertete, was ihm zugeflossen war. Knochen knirschten in plötzlichem Wachstum, schmerzten. Doch es war rasch vorüber. Und bei weitem nicht so schlimm, dass der Junge sich nicht gewünscht hätte, mehr von dieser ganz besonderen Energie zu erhalten.
    Er wünschte es sich mit all seiner noch jungen und doch uralten Macht.
    Mehr von dieser Kraft
, flüsterte er in Gedanken.
Ich brauche mehr. Muss danach suchen...
    Etwas verließ ihn, ohne den Kontakt zu lösen. Fand einen Weg, ein Ziel...
    Gabriel öffnete die Augen.
    Ein fast runder Teil der Wirklichkeit erschien ihm einen Moment lang nur als dünnes Glas, durch das er hindurchsehen konnte.
    An einen fernen Ort.
    In ein Gesicht mit nachtfarbenen Augen.
     
     
    Indien
    Sardon sah.
    Tiefblaue Augen. Ein engelsgleiches Gesicht. Ein Kind.
    Ein
Kind?
    Das
Kind!
    Im Kelch hatte der Hüter auch alles andere beobachten können. Er hatte das Haus gesehen – und erkannt. In all den Jahren war er selbst viele Male dort zu Gast gewesen. Und hätte noch Zweifel bestanden, so hätte ihm Tintos Anblick verraten, wo die Szenen, die der Gral ihm wies, sich tatsächlich ereigneten. In Rom...
    Das Kind hatte das Sippenoberhaupt der Stadt am Tiber getötet – auf eine Weise, die Sardon wohl erspürt hatte, nicht jedoch hatte nachvollziehen können.
    Offensichtlich stärkte es sich. Sammelte Kräfte. Vielleicht die Kräfte aller noch lebenden Vampire, um sie zu bündeln und schließlich zu nutzen – für einen neuen Anfang?
    Schwäche füllte Sardons Körper als Folge einer überwältigenden Erkenntnis. Denn er glaubte zu wissen, was es mit jenem Kind auf sich hatte.
    Dass der Kelch es ihm gezeigt hatte, war ihm Indiz genug.
    Nach all den Jahrhunderten war es also endlich soweit. Es konnte nicht anders sein.
    Sardons Gedanken eilten in der Zeit zurück, erreichten jenes Jahrtausend, da er noch unerkannt, getarnt mit einer lebenden Maske, die den Sippen seine wahre Identität verheimlicht hatte, als Hüter des Kelches um den Globus gezogen war, als Reisender in Sachen Tod und Leben.
    Bilder jener Zeit stiegen vor seinem geistigen Auge auf. Bilder seines Besuches in...
     
     
    ... Shibam im Jemen, nach der ersten Jahrtausendwende
    Saduk, Herrscher über die Sippe der Unsterblichen in Shibam, hatte nach dem Hüter des Grals gesandt. Und Sardon war dem Ruf gefolgt, wie es als Verwalter des Unheiligtums seine Pflicht war.
    Die Bitte indes, die Saduk an ihn herantrug, war von gewaltigem Ausmaß.
    »Fünfzig Kinder soll der Kelch dir schenken?«, Sardons Verärgerung über die hohe Zahl von Täuflingen offenbarte sich dem anderen nicht. Seine Maske, die Fleisch war und von Blut belebt, verbarg jede wahre Regung des Hüters.
    Saduk nickte stumm, obwohl seine Kiefer sich bewegten. In monotonem Rhythmus mahlten sie auf Quat-Blättern, die er auch dem Hüter angeboten hatte mit den Worten: »Ainda – ma yuachzin yidschma samatan.«
    Quat kauen – den Verstand verdichten!
    Sardon hatte abgelehnt, nicht einmal dankend. Sein Verstand arbeitete messerscharf, wie es sich dem hohen Amt geziemte. Und dass der Saft der Blätter den Verstand verdichtete, daran zweifelte er nach Saduks vermessener Bitte ohnehin. Eher schien das Zeug den Geist zu vergiften.
    Fünfzig neue Nachkommen. Die Zahl war anmaßend.
    »Weshalb so viele?«, fragte er Saduk, der sich in einem Meer von Kissen niedergelassen hatte.
    »Aus gutem Grund«, antwortete der Vampir.
    »Nenne ihn mir«, verlangte der Hüter.
    Saduk ließ eine wohl bemessene Weile verstreichen, ehe er erwiderte: »Weil ich die Heilige Stadt besetzen will.«
    Nun war es Sardon, der nicht gleich antwortete. Nicht dramatischer Effekthascherei wegen, sondern weil Saduks Worte ihn erstaunten, beinahe erschreckten. Sein Vorhaben war – Wahnsinn. Und hochlöblich zugleich.
    »Du willst die Unsrigen in Jerusalem ansässig machen nach all der Zeit?«, vergewisserte er sich dann.
    Saduk nickte abgründig lächelnd.
    »So ist es«, sagte er. »Die Zeit scheint mir reif, die dortige Hinterlassenschaft der

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