BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
ging alles viel zu schnell vonstatten, als dass Sardon irgendetwas davon wirklich verstanden hätte. Er vermochte es ja kaum auch nur
zu sehen
. Es währte nur wenige Sekunden, und Sardon hatte die Hälfte dieser Zeit allein damit zu tun, seinen Schrecken über die Plötzlichkeit der Ereignisse niederzuringen.
Und dann war es auch schon vorüber.
Tanor hatte einen einzigen Schritt in den Raum hineingetan. In einen Raum, der keiner war – und doch etwas mit Grenzen, mit sich fortwährend verändernden Ecken und Konturen aus purpurfarbenem Licht.
Allein darüber auch nur im Ansatz nachzusinnen, trieb Sardon auf einen bodenlosen Abgrund zu, aus dem es selbst für seinen Geist keine Wiederkehr geben würde.
Das Licht – oder was es auch war – hatte von Tanor Besitz ergriffen, noch in dessen Bewegung. Es hatte seine Haut in einem einzigen Augenblick verfärbt, jede Linie seines Leibes ausgefüllt, bis er selbst aus nichts anderem mehr als jenem Purpurlicht zu bestehen schien – und schließlich eins mit ihm geworden war. Es hatte ihn in etwas wie einen Schatten verwandelt, ihn für den Bruchteil einer Sekunde in dieser Gestalt belassen – und dann verschlungen, aufgesogen... was auch immer. Das rechte Wort dafür mochte es vielleicht nicht einmal geben.
Doch Sardon hatte auch keine Gelegenheit mehr, darüber nachzudenken. Denn die Purpurzone griff nun auch nach ihm!
Die Zone selbst –
– oder vielmehr:
etwas
darin
!
Sardon spürte den Sog einer Kraft, nicht einmal besonders heftig, eher ein Locken, dem er sich nicht recht widersetzen konnte. Dass er ihm nachgab, lag aber an etwas anderem: Vages Entsetzen lähmte ihn für den Sekundenbruchteil, den er brauchte, um die Schwelle zu überwinden und in die Purpurzone hineinzutreten.
Denn die Kraft, die auf ihn wirkte, war ihm vertraut...
... und
verhasst
!
Seit Anbeginn!
Sie hatte der Alten Rasse stets als Kontrapart entgegengestanden. Ihre Ausdünstung war der Schmerz seines Volkes gewesen, ihre Insignien die Waffen, mit denen es zu vernichten war.
Und nun war jene Allmacht auf heimtückische Weise angetreten, um die finale Schlacht zu schlagen: Es zerstörte den Gral, der die Wiege der Unsterblichkeit gewesen war – und es wieder hätte werden können. Aber das hatte ER zu verhindern gewusst, indem er den Kelch nicht nur zur Seuchenquelle gemacht hatte. Sein Plan war reichte weiter – bis hin zu einem bitteren Ende...
Sardon brüllte auf. Nicht vor Schmerz oder Enttäuschung, nicht im Gefühl, letztlich vollends gescheitert zu sein – sondern allein vor rasender Wut.
Sein Schrei bebte unter dem Zorn eines Gottes! Denn ein solcher war auch er einmal gewesen. Und Göttlichkeit verging nicht bis ans Ende allen Seins.
Nie hatte Sardon diese seine Macht wirklich genutzt. Das Wissen darum war tief in ihm verborgen gewesen. Erst seine Reise an den Anfang der Zeit, hin zum Anbeginn der Schöpfung hatte ihm alle Sinne für sein wahres Ich geöffnet.
Jetzt entließ er die Kräfte eines finsteren Götzen zum ersten Mal.
Es war – einfach. Und doch unendlich qualvoll.
Sein Leib, jede Faser bis tief in sein Innerstes schien zu bersten unter dem Ansturm schwarzer Energien. Es war nichts im Vergleich zu dem, wenn er der vampirischen Bestie in sich alle Ketten löste. Er verwandelte sich in etwas, das nichts mehr mit Körperlichem gemein hatte.
Sardon wurde zu purer Macht.
Und stürzte sich in einen Kampf, der doch mit dem Mittel aller Kämpfe ausgetragen wurde.
Mit blanker Gewalt.
Natürlich war es nicht der Schöpfer selbst, der sich Sardon entgegenstellte. ER hatte nicht mehr als einen Bruchteil seiner Macht in den Lilienkelch hineingegeben, um ihn seinem ursprünglichen Zweck zu entfremden.
Sardon indes hatte schon mit diesem geringsten Teil genug zu tun.
Aufgegangen in seiner eigenen Macht spürte er bald, dass das Purpurlicht nicht mehr war als Maskerade. Ebenso hätte er sich hinter jeder anderen Fassade verbergen können. Dass er es hinter Purpur tat, mochte allein daran liegen, dass diese Farbe und dieses Licht seit jeher zum Kelch gehörten.
Doch Sardon ließ sich davon weder täuschen noch beeindrucken. Er riss der gegnerischen Macht die Maske ab. Unter den Hieben seiner unsichtbarer Krallen ging die Purpurtarnung in Fetzen, verbrannte in schwarzen Funken, die stählerne Klauen fauchend aus dem Licht schlugen.
Aber Sardon büßte noch im gleichen Moment dafür.
Titanenfäuste prügelten auf ihn ein, und sie trieben ihn nicht einfach
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