BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
sie ein und füllte sie aus, wie sie es noch nie bei einem Mann erlebt hatte. Dabei war sie sicher, dass nicht seine
Größe
dies bewirkte, sondern die Bereitschaft von ihnen beiden, sich dem anderen während dieser Zusammenkunft ohne Einschränkung, ohne ein Tabu zu schenken.
Heaven hatte mit vielen Männern – auch Frauen – geschlafen. Bei Hidden Moon hatte sie trotzdem das Gefühl, etwas völlig Neues zu erleben. Sie hoffte, dass es ihm ähnlich erging.
Auch sie wollte, dass diese Augenblicke lustvoller Harmonie ewig dauerten. Aber sie wusste, dass alles irgendwann endete. Solches Wissen machte einsam.
Selbst in Momenten wie diesen...
Von der Schwermut, die sich wie ein heimtückisches Gift in Heavens Sinnesrausch mischte, ahnte Hidden Moon nicht das mindeste.
Er hatte seine Ratio ausgeblendet. Glücksgefühle fluteten sein Gehirn und verdrängten jeden Schatten.
Beinahe jedenfalls.
Er hatte wieder Hoffnung geschöpft, dem Bösen auch ohne einen geflügelten Partner die Stirn bieten zu können. Er tat es ja bereits seit Tagen; Heaven hatte völlig recht. Nur verstand er nicht, wieso es ihm plötzlich gelang, dem
Täufling
in sich zu widerstehen.
Half ihm Heavens Nähe?
Seit er ständig bei ihr war, schien sich jedenfalls alles, was in ihm ins Ungleichgewicht geraten war, zögerlich wieder einzupendeln.
Seit Tagen hatte sich keine magische Träne mehr aus seinem Auge gestohlen, und auch der eiserne Ring um seine Brust schien sich allmählich zu lockern...
Hidden Moon ergab sich den Mechanismen, die nicht nach Erklärungen verlangten. Noch nie hatte er bei einer Frau das Empfinden gehabt, so zu deren Körper zu
passen
, sich mit ihm zu ergänzen, wie er es hier und jetzt erlebte. Er wusste nicht, ob es Liebe war. Liebe war den Menschen bestimmt. Aber etwas Vergleichbares fand auf jeden Fall zwischen Heaven und ihm statt. Eine Art... Austausch. Geben und Nehmen...
Das sonderbare Kleidungsstück, das ihre Haut umfloss, mehrte den Reiz der Begegnung noch. Und es war ein unübersehbares Indiz dafür, dass er erst am Fuß eines hohen Berges spannender Geheimnisse stand, die sich in dieser einzigartigen Frau manifestierten.
Sie war die Inkarnation seiner Träume. Seiner
hellen
Träume. Und sie...
Etwas stimmte nicht!
Vielleicht trennte ihn nur noch ein einziger Atemzug von einem grandiosen Orgasmus. Aber in diesem Moment, da er ihr – auch mental – näher war als je zuvor, überwältigte ihn die Erkenntnis ihrer
wahren
Bedeutung... ihres größten Geheimnisses... jedenfalls aus seiner Sicht!
Sie spürte den Wandel.
Sie musste ihn spüren, aber sie sagte nichts. Sie lag nur da, unter ihm, und blickte ihn an. Hidden Moon hatte das Gefühl, in ihren Augen zu ertrinken. Es war unbeschreiblich. Sein Körper verkrampfte endgültig. Aber das war ohne Bedeutung.
Endlich fragte sie: »Was hast du? Sag nicht, dass du es bereust!«
Makootemane hatte einmal gesagt, die Augen der Menschen seien die Türen zu ihren Seelen. Über die Augen war den Arapaho nach der Kelchtaufe der Zugang zu ihren gefiederten Erlösern gelungen.
Und nun...
Hidden Moon richtete sich, auf seine Arme gestützt, über ihr auf.
»Bestimmt nicht«, sagte er rau.
»Was hast du dann? Du warst so nahe davor...«
»Das ist nicht wichtig.«
»Nicht wichtig?«
»Es lässt sich nachholen«, sagte er langsam, als müsste er jedes Wort bedenken. Und noch sanfter, regelrecht ergriffen fügte er hinzu: »Ich weiß jetzt, warum das Böse seit Tagen keine Macht mehr über mich hat!«
Sie verstand nicht. Wie sollte sie auch?
»Erkläre es mir.«
Er lächelte auf eine Weise, als erwartete ein unwissendes Kind die Erklärung für etwas Selbstverständliches.
»Ich weiß nicht,
wie
es geschehen konnte, aber es geschah. Und es erklärt auch, warum ich außerstande bin, einen neuen Seelenvogel zu finden...«
»Warum?«
Er löste den Blick von ihren Augen, sank nach unten und bettete seinen Kopf zwischen ihre aufregenden Brüste.
»Weil mein Adler immer noch lebt. Weiterlebt...«
Möglicherweise fürchtete sie, sein Verstand habe ärger gelitten als befürchtet – obwohl ihre Stimme neutral blieb: »Wo?«
Seine Hand glitt über ihren Bauch voller Schmetterlinge bis hinauf zu ihrem Herzen. Dort hielt sie inne.
»Das werde ich dir sagen, sobald ich mir selbst sicher bin...«
Gegenwart
Osceola, South Dakota
Er trug eine Krone aus Asche. Und wenn er in Asche badete – was er mit allergrößtem Verzücken tat, weil er
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