BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
Noch...
Im nächsten Moment füllte eine schwielige Faust ihr Blickfeld zur Gänze aus.
Der Schlag ließ Heavens Lippen aufplatzen und sie ihr eigenes Blut schmecken, bevor die Wunde sich wie im Zeitraffer schloss. Davon ließ sich jedoch keiner der anderen irritieren. Sie wussten, gegen Wesen welcher Art sie angingen, standen sie doch selbst im Bann eines solchen.
Dem nächsten Angreifer, der sich mit wirbelnden Fäusten auf sie stürzen wollte, setzte Heaven den hochgerissenen Fuß auf die Brust, nutzte den Ansturm des anderen noch, um ihn in Schwung umzuwandeln, und stieß ihn dann kraftvoll zurück. Dabei riss der Kerl noch zwei seiner Kumpane mit sich zu Boden und verschaffte Heaven für eine halbe Sekunde Luft.
In dieser winzigen Zeitspanne registrierte sie einen von der anderen Seite heranfliegenden Schatten. Ein Mann, der hinter der hassverzerrten Maske aussah wie ein biederer Familienvater, war gesprungen und wollte sich regelrecht auf die Halbvampirin werfen.
Heaven fing seinen Sprung mit beiden Händen ab und verlängerte ihn in derselben Bewegung, indem sie den Gegner hinter die Theke warf. Dort schlug er wie eine Granate ein, ehe er in einem Splitterregen schreiend zu Boden stürzte.
Einem weiteren Angreifer drückte Heaven die Nase mit ihrem Ellbogen eine Spur tiefer ins Gesicht, während sie dem nächsten in der Rückbewegung des Armes die Faust unters Kinn setzte.
Ein wölfisches Knurren zwang sie, sich herumzudrehen. Eine Ahnung keimte in ihr, und sie fand sie bestätigt, als sie Hidden Moon sah.
Er kämpfte noch immer mit den Mitteln, die seine menschliche Gestalt ihm bot. Aber er fand im Eifer des Gefechtes kaum mehr genügend Konzentration, um das
andere
in sich zu unterdrücken. Seine Augen funkelten schwarzen Sternen gleich in seinem vor Anstrengung verzerrten Gesicht. Das unter der Angriffslust brodelnde Blut derer, die ihn angingen, musste ihn regelrecht an den Rand der Selbstbeherrschung peitschen.
Wenn er auch nur einen von ihnen so verletzte, dass dieses Blut nicht mehr nur unsichtbar floss...
»Hidden Moon!«
Heaven schrie seinen Namen, während sie sich fast mechanisch weiter zur Wehr setzte. Sie fing seinen gehetzten Blick auf.
»Du darfst sie nicht verletzen!«, rief sie.
Etwas Warmes nässte ihr Gesicht, nur in Form einiger feiner Tröpfchen. Sie musste nicht mit den Fingern darüber fahren, um sich zu vergewissern. Denn sie sah das Blut aus der schiefen Nase eines der Angreifer quellen.
Hidden Moon brüllte auf, und seiner Stimme haftete kaum mehr Menschliches an.
»Wyando!«, schrie Heaven. »Nein!«
Sie wusste nicht, weshalb sie es tat, nicht einmal recht,
was
sie tat.
Sie sprang. Setzte mit einem wahren Panthersatz über die Köpfe jener hinweg, die sich zwischen ihr und dem Arapaho befanden. Noch im Sprung streckte sie die Hände vor, berührte Hidden Moon. Ihre Hände fuhren, als sie zu Boden fiel, an seinem Körper entlang, als wollte sie etwas von ihm streifen.
Etwas, das auf sie überging – und seinen Weg tiefer
in
sie fand.
Hidden Moons Brüllen verlor an ungezügelter Macht.
Während Heaven voller Entsetzen spürte, wie sämtliche Dämme in ihr rissen – und schließlich brachen.
Die anderen, die im Bann des fremden Vampirs stehenden Menschen, sie begannen rasend schnell an Bedeutung zu verlieren. Nur einer zählte noch.
Hidden Moon.
Oder vielmehr das, was sein Herz einer Quelle gleich unentwegt fließen ließ.
Heaven erhob sich, fauchend und wimmernd in einem.
Sie würde ihre Zähne nicht einfach in seinen Hals schlagen! Sie würde die Quelle selbst öffnen und direkt aus seinem Herzen trinken!
Saufen!
»NEIN!«
Heaven zog sich die Fingernägel durch das Gesicht. Schmerz löste das andere in ihrem Schrei ab.
Für einen endlosen Augenblick schien die Zeit stillzustehen, kam sie sich vor wie auf einer winzigen Insel, die aus der Wirklichkeit herausgeschält war und auf der nur Platz für sie beide war – für Heaven und Hidden Moon.
Ihr Blick tauchte in den seinen.
»Verzeih mir«, flüsterte sie.
Erschrecken flackerte in seinen Augen.
Und verging, als Heaven sich verwandelte.
Ein flatternder Schatten jagte noch in derselben Sekunde dicht unter der Decke durch die Tabakschwaden, die wie Wolken darunter hingen – fort, hinaus, nur weg!
Hidden Moons Schrei, der von einem Moment zum nächsten erstarb, vernahm Heaven schon nicht mehr.
Ein Schrei wahnsinniger Wut hallte durch
God's Garden
. Von der Leere des Hauses tausendfach
Weitere Kostenlose Bücher