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Bad Dad

Bad Dad

Titel: Bad Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pramendorfer
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Trick war es demnach, gleich vier oder fünf Trinkhalme auf einmal zu verwenden. Dennoch produzierte man dabei mit seinen trockenen Lippen einen kläglich schrillen Pfeifton, der sämtliche Hunde in der Nachbarschaft zum Jaulen brachte. Gänzlich unerwartet kam schliesslich die Erlösung durch die Eröffnung eines Fast-Food Burgerlokals mit dem klingenden Namen "Bigg's". Erstaunlicherweise noch bevor der Goldene Adler aus Amerika an der Einkaufsstrasse Einzug hielt und sämtliche Burger-Konkurrenten in den Boden stampfte. Jedenfalls tauchten zu diesem Zeitpunkt die ersten dicken, bzw. für heutige Begriffe normalen, Trinkhalme auf. Ein Becher Cola war so, mit nur einem Zug, in weniger als 10 Sekunden zu leeren. Nennen wir es mal eine Kopernikanische Wende im Sprudelkonsumverhalten. Die Lebensqualität von uns 70er Kindern stieg, von dem Punk ausgehend, drastisch an. Ebenfalls dank der "Bigg's" Filiale tauchten seinerzeit die ersten Styropor-Cheeseburger Boxen auf, die sich auch über Jahre hielten, bis dann schliesslich McDonald's sein grünes Gewissen entdeckte und auf Papier umstieg. Irgendwie vermisse ich diese quietschenden Styro-Container mit ihren "Nippel durch die Lasche" Verschlussmechanismen. Die Kunststoffboxen konnte man wenigsten noch bedenkenlos mit ins Schwimmbecken nehmen und dort verspeisen. Ein heutiger BigMac im Faltkarton ginge da vergleichsweise unter wie ein Stein.

    Apropos Nostalgie: Der oben kurz erwähnte Walkman ist leider spurlos verschwunden, wie so viele von meinen Kindersachen. Das waren noch Zeiten: Iron Maiden auf Halbtempo, weil die Batterien während des Familienausflugs zu Neige gehen, die schicken orangefarbenen Schaumkopfhörer und Audiokassetten bei denen man oben dieses kleine Dingsbums rausbrechen musste, um sie schreibzuschützen. Ich vermisse die Tonbänder und VHS Kassetten, mit Ihren bunten Isolierklebeband-Streifen oben an der Ecke, die man tausendmal wiederbespielt hat, weil "Modern Talking" und animierte "Masters of the Universe" Folgen dann (völlig unerwartet!) doch noch an Reiz verloren.
    Ja und wo ist bloss das TV Testbild hingekommen? In meiner Jugend gab's zwei Sender und da lief bestenfalls von frühmorgens bis Mitternacht was im Fernsehen, den Rest der Zeit starrte man auf bunte Quadrate und graue Streifen, unterlegt mit Radiomusik. Heutzutage scheint das Testbild tatsächlich ausgestorben zu sein und an seine Stelle sind nun Sendungen getreten, die einen allabendlich grübeln lassen, welche fünf Tiere denn nun wirklich auf "-atze" enden. Ein kleiner Tip, Katze ist falsch.  
    Mein kurzer Nostalgie Erguss neigt sich dem Ende zu, es bleibt mir nur noch eine Erinnerung an die gute alte Zeit zu erwähnen: Telefone mit Wählscheiben und Viertelanschlüssen. - Jaja, damals war das Handy alles andere als handy und gemeinerweise auch noch mittels Spiralkabel in der Wand verankert. Mobiltelefonie bedeutete bestenfalls zwei Meter Beinfreiheit im Halbkreis; und das Beste natürlich, der geteilte Anschluss, wo man oft schon vor dem Wählen ein Besetztzeichen kriegte, weil die Nachbarn wieder mal nicht zu quatschen aufhörten. Also stand man da, mit einem Ohr an der Wand, und versuchte den Moment abzupassen, wo in der Wohnung nebenan aufgelegt wurde. Dann hiess es, schnell den Hörer schnappen und wählen, bevor einem wer zuvor kam. Knopf drücken, Kla-klack, Kla-klack, Kla-klack, Klack-Klack, Püüp. Finger ins Loch, drehen, SURRR, drehen, SURRR usw. bis man dann, einige lange Minuten später, diesmal das Besetztzeichen beim Angerufenen hörte, denn der hatte schliesslich auch nur einen Viertelanschluss, den er sich mit drei anderen Nachbarn teilen musste.

22. TAG: DIE VERLOREN GEGLAUBTE BRIEFTASCHE

    Heute waren wir mit dem Kleinen beim HNO Facharzt, um überprüfen zu lassen, ob denn auch wirklich alle In- und Outputs in der Kopfregion funktionieren. Wie sich herausstellt, ist das Kind zwar ohrenbetäubend, aber nicht taub und sowohl der Schlund als auch die Nasenhöhle des Jungen scheinen - dem gelangweilten Gesichtsausdruck des Doktors nach zu urteilen - völlig in Ordnung zu sein. Was mich verwundert, ist dass der Kleine im Schwitzkasten der Sprechstundenhilfe, eingekeilt zwischen drei Erwachsenen, die abwechselnd alle möglichen Lämpchen und Trichter und Holzstäbe in so ziemliche jede Körperöffnung schieben, nicht komplett durchdreht. Erstaunlich gelassen der junge Mann. Wie auch heute Morgen beim dritten Babybad, welches nicht nur trommelfellfreundlich verlief,

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