Bad Dad
stellvertretend für den Sprössling. Er wird seine Eucharistie ein paar Stunden später an der Mutterbrust feiern, wenn auch in transsubstantiierter Form. Wasser zu Wein hat meine Frau zwar nicht drauf; Köttbullar zu Milch hingegen, macht die mit Links.
Auf geht's zur Bettensuche, denn deswegen sind wir hier. Unsere 15 Jahre alte Matratze - wenn man das ekelhafte Teil tatsächlich noch so nennen will - besteht mittlerweile nur mehr aus 80 % Luft, 9 % Hausstaub, 4 % Milbenkadavern, 3 % Stoffresten/Altmetall, 3 % Katzenhaaren und einem Prozent Sperma in Pulverform. Ein überenthusiastischer Kunstliebhaber könnte beim Bettlaken Wechseln vielleicht denken: Jackson Pollock (1948) "Tropftechnik auf durchhängender Bettauflage".
In der Betten Abteilung klärt mich ein geduldiger Ladenhüter auf, dass das Wort "Lattenrost" den Federholz Rahmen unter der Matratze bezeichnet und nicht, wie ich meinte, eine durch Abstinenz verursachte Erkrankung des männlichen Geschlechtsteils. Wieder was dazugelernt. Wir interessieren uns für das Bettgestell "Gutvik", was uns aber ein bisschen zu teuer erscheint. Also liegen wir kurz mal im Modell "Leksvik" Probe. Das sagt uns eher zu. Neben dem Bett entdecke ich eine praktische Schuhablage namens "Lustifik", die mir gut gefällt, rein damit in den Einkaufswagen. Ein paar "Lekman" Aufbewahrungsboxen kommen noch dazu. Vergeblich suchen wir das Regal "Gängbäng" am Kunden-Touchscreen. Aber vielleicht schreibt man das auch anders.
24. TAG: SNIK, GLACK. FSST-NGAK!
Diesmal sind meine Eltern zu Besuch, Omi & Opa aus Linz. Genau genommen jetzt nur mehr Omi, denn mein Vater hat sich schlauerweise, schon nach der ersten Nacht im Hotel, wieder aus dem Staub gemacht und geniesst jetzt höchstwahrscheinlich seine sturmfreie Bude mit einem kühlen Bier in der Hand. Wir hingegen schlagen uns zu dritt mit dem Dauergeplärr des gastrisch geplagten Meisterquenglers herum. Sicher ist er ein armes Wurmdi, der Kleine, aber unsere Gehörgänge zerbröseln mittlerweile und die Nerven liegen noch blanker als am Vortag. Der Mitteilungsdrang des Babys scheint unerschöpflich, jedoch weiss kein Mensch, was los ist. Wir arbeiten nach dem Zufallsprinzip, rotieren das Kind um alle Achsen, klopfen auf den Rücken, massieren sanft den Blähbauch. Vielleicht muss er doch nicht furzen, wie wär's mit noch einer Stillsession? Kirschrot leuchten die Nippel im Dunkeln, lecker Abendbrot verheissend! Doch auch die werden bloss angeschrien und dann verschmäht.
Jetzt greift die Oma ein und krallt sich das weinende Häufchen Elend. Auch sie hat keine Ahnung, was genau jetzt den Buben plagt, beginnt aber sofort mit dem verquollenen Säugling zu kommunizieren und zwar in einer verstörenden Abfolge von Klick-, Zisch- und Schnalzlauten. "Bonke abantu *klick* bazalwa bekhululekile *snak* belingana ngesidima *ngak* nangokweemfanelo." Irgendwie erinnert mich das Spektakel, das den Jungen übrigens umgehend zum Schweigen bringt, an eine National Geographic Sendung über die Sprache der Xhosa in Südafrika. Und an Pferdekutscher. Ein wenig klingt das auch nach Star Trek Episoden, in denen sich Klingonen beflegeln. Vielleicht war es ja wirklich nur eine Fantasiesprache wie Elbisch oder Ungarisch. Nach wenigen Minuten jedenfalls kulminiert Grossmutters Singsang in einem gutturalen Crescendo. Der Sohnemann schweigt und starrt mit weit aufgerissenen Äuglein ins Leere. Ein kleines Wunder, denken wir uns und gehen duschen und essen. Gemeinsam sehen wir uns noch einen Film an, danach - so um zehn - spaziert meine Mutter zurück ins Hotel. Ich begleite sie.
Zuhause angekommen geht das Theater wieder von vorne los, mein Püppi hat schon ganz rote Augen und dicke schwarze Ringe darunter. Die Arme kommt schliesslich seit der Geburt nur stundenweise zum Schlafen und der Kleine ist jetzt schon den zweiten Tag völlig aufgebracht. Trotz Schnuller, denn das verfluchte Ding spuckt er dann doch immer wieder aus. Mit Junior im Arm verdrücke ich mich ins Gästezimmer und überlege, wie ich ihn zum Schlummern kriegen könnte. Die Tür ist zu, es hört mich niemand. Leise beginne ich mit meiner Zunge zu schnalzen: Snik, glack, fsst-ngak. Mist, bei Mutter klang das irgendwie melodiöser. Snak-glik-snak-snak, flüstere ich eindringlich. - Baby und ich sehen uns für einen langen, unglaublich stillen Moment in die Augen. Dann holt er tief Luft...
25. TAG: WRITER'S BLOCK
Das Kind macht keine Faxen, ich habe Writer's Block. - Natürlich
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