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Bad Dad

Bad Dad

Titel: Bad Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pramendorfer
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sondern auch dringend nötig war, nachdem sich der Bub in der Nacht bis zu den Schulterblättern vollgekackt hat. Allein der Anblick der noch ungeöffneten Windel wird mich noch Jahre im Schlaf verfolgen. Über das, was ich im Inneren der Pampers vorfand, kann und will ich nicht sprechen. Nur ein Militärchirurg oder eine Lazarettschwester könnten mein Entsetzen nachvollziehen. Aber zurück zum HNO Arzt: Vorhin beim obligatorischen Kinderwagen Schaukeln vor der Praxis fiel mir eine fette Brieftasche auf, die verwaist auf einer Parkbank lag. "Schauen wir, ob die noch da ist", schlage ich vor und tatsächlich, wir finden das lederne Portemonnaie unberührt wieder. Kurz aufgefaltet sehen wir den Führerschein des Besitzers, im Geldfach lediglich gähnende Leere und eine verendete Motte. Ich merke an, dass die Brieftasche eventuell geklaut sein könnte und vom Dieb vielleicht achtlos zurückgelassen wurde. Dann erinnere ich mich an ein Pärchen, dass da vor kurzem noch saß und ein Dokument begutachtete. Das waren vielleicht die rechtmässigen Eigentümer. Hilft uns auch nicht wirklich weiter. Polizei oder Briefkasten? Wir entscheiden uns für Briefkasten, soll sich doch die Post drum kümmern, das zuzustellen, dann brauchen uns wir nicht mit der Polizei rumschlagen. Wir gehen fünf Schritte und finden doch noch zwei Dinge: Erstens, einen Brief mit der Wohn-Anschrift des Eigentümers und zweitens, vier 500 Euro Scheine. 2000 Euro in bar. Cash auf die Kralle. Ein Haufen Asche. Zwei Riesen. Ordentlich fette Knete. Genug Kies für einen respektablen Urlaub, zwei Monatsmieten oder ein Langhaarschnitt für meine Lebensgefährtin. Ein Betrag, den man nicht leichtfertig von der Bettkante stösst. - Vier Scheine, zweitausend Kröten. Das ändert natürlich alles. 

    Wir tun also was jeder, absolut jeder Durchschnittsbürger in unserer Situation gemacht hätte und sehen uns die Adresse mal genauer an. Tatsächlich ist die Hausnummer 127 - wie's auf dem Briefkopf steht - nur eine Tür weiter und wir läuten an. Das Haustor geht auf, weil jemand rauskommt, es scheint aber leider niemand in der Wohnung unseres Pechvogels zu sein. Wir kritzeln eine kurze Erklärung auf eine Visitenkarte und stopfen diese mitsamt der Geldtasche in den Postkasten, die Namen stimmen überein. Zur Sicherheit habe ich die ganze Prozedur auch gleich mitgefilmt, schliesslich glaube ich nicht an das gute im Menschen und will's nicht drauf anlegen, dass uns da wieder jemand klagt, obwohl wir nichts dafür können. Wie der Brite sagt: "No good deed goes unpunished." (Keine gute Tat bleibt ungestraft) - Folglich, Grossaufnahme von den Geldscheinen bevor sie im Briefschlitz verschwinden.  
    Am Heimweg denke ich kurz über den Betrag nach. Wären es zehn Euro gewesen, hätte das niemanden interessiert. Bei 100 Flocken käme man schon ins Nachdenken, schliesslich ruiniert man ja keine Existenz und das grosse Leid entstünde ja bekanntlich durch den Verlust der Ausweise und Kreditkarten. Die könnte man ja aber, nach vollbrachtem Kavaliersdelikt, zurückschicken. Selbstverständlich müsste man in diesem Fall die Fingerabdrücke vom Börsel wischen, man weiss ja nie, ob da nicht doch noch CSI Vienna seine schmierigen Griffel dran kriegt.
    2000 Mäuse, nun ja, da tut man jemandem schon ordentlich weh. Ein Monatseinkommen, ein Jahr KFZ Leasing, kein Kinderschikurs, Weihnachten fällt aus. Interessanterweise bleibt das Dilemma auch bei 10.000 Euro unverändert. Der Betrag ist zwar verlockend, aber am Karma-Buffet holt man sich da nur kalte Pommes ab. Bei hunderttausend Euro hingegen ist der Fall klar. Wer so viel Cash im Beutel hat, der darf bestohlen werden! Niemand trägt so viel Geld in der Jeans, ausser er ist ein Schurke. Zulangen ist angesagt! Das heisst, so fern man sich sicher ist, dass auch wirklich keiner der Anwohner und/oder Passanten die beiden unauffällig pfeifenden Idioten mit dem Kinderwagen die Rechte Wienzeile rauf spazieren sieht. Denn mit der Mafia will sich dann doch keiner anlegen.

23. TAG: IKEA = NSFW

    "Family Shopping" bei IKEA ist ebenso fixer Bestandteil eines Kinderlebens wie die Taufe, der Kindergarten und die Scheidung. Es führt kein Weg am alten Schweden vorbei, ebensowenig am heiligen Sakrament der "Köttbullar". Noch ist unser Junge zu klein, um am Fleischbällchen-Ritus teilzunehmen, deswegen verzehren wir andächtig die gebenedeite Frucht des Rinderleibes - in seiner traditionellen Hackfleischkugelform - sozusagen

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