Bad Dad
die Gegend laufen zu müssen, weil man gezwungen war, das Kinderklo zu benutzen, ist mir nicht entgangen. Circle of life. Der Mensch kommt und geht mit feuchten Hosen.
Viel grösseren Unmut bereitet mir allerdings das zukünftige Problem der Disziplinierung von Teenagern. Wie soll ich denn einmal meinen über mir türmenden Sohn, geschweige denn ein ganzes Rudel seiner grosswüchsigen Schul- und Bandkollegen dazu bringen, die Musik auf der Stelle leiser zu drehen oder unmässigen Bierkonsum umgehend einzustellen? ABBA-eske Plateaustiefel scheinen mir keine geeignete Lösung zu sein. Vielleicht sollte ich es mir stattdessen angewöhnen, in bellendem Tonfall ganze Gruppen von Menschen aufzufordern, sich zu setzen, bevor ich das Wort ergreife, beziehungsweise (dann später mal) eine Standpauke halte. Auf die Art kämen wir vermutlich auf Augenhöhe. - Interessanterweise hat man festgestellt, dass tote Erwachsene etwa zwei Zentimeter in der Länge zunehmen. Aber läppische zwanzig Millimeter machen das Kraut auch nicht mehr fett, wie's so schön heisst. Abgesehen davon, dass der Trick nur ein einziges Mal funktioniert und man dann erst recht flach liegen muss. Ich sehe schon, dieses Thema wird mir noch einiges an Hirnschmalz abringen und um die Anschaffung eines Elektro-Tasers für den Heimgebrauch werde ich, langfristig gesehen, wohl auch nicht kommen.
32. TAG: ICH MIXE AB JETZT IM BADEZIMMER
Die Eier balanciere ich am Rande der Plastik-Badewanne, schliesslich habe ich hier drinnen keinen Tisch. Ich will das Kind nicht mit meinen lauten Mixgeräuschen wecken. Es schläft endlich wieder friedlich in der Hängematte. Gottlob. - Es ist Samstag und ich hab keine Lust auf Sport. Ich muss mir mal was gutes Tun. Sicher, ich könnte einfach runterlaufen und mir an der Ecke ein süsses Schnittchen kaufen, aber selbstgemacht ist's halt dann doch manchmal am besten. Und meine Frau freut das auch, wenn sie dann ganz unerwartet von mir eine leckere Portion serviert kriegt. Die wird Augen machen. Aber noch hat die glibberige Masse nicht die richtige Konsistenz, ich muss da noch mal kräftig mit höherer Geschwindigkeit mixen, bevor ich das für 20 Minuten auf höchster Stufe reinstecken kann. Mist, das war jetzt doch zu heftig, mir fliegt schon das Eiweiss um die Ohren. Ich frage mich, wie meine Grossmutter das mit einem Kochlöffel gemacht hat, denn mir tut jetzt nach fünf Minuten schon die Hand weh. Ich lecke mal ganz unartig am Gerät (heimlich versteht sich, denn meine Frau findet das unhygienisch), und ja, es schmeckt etwas salziger als ich gedacht hätte. So, jetzt kommen endlich noch die Eier ins Spiel und dann bin ich auch gleich fertig. Übrigens war ich zuvor noch kurz im Internet, weil Grossmutters Bücher dann doch schon etwas veraltet sind. Heute macht man manches einfach anders und oft soll's ja auch noch schnell gehen, damit man dann wirklich fertig ist, wenn die Frau von der Arbeit oder vom Kindergarten nach Hause kommt. In der Küche giesse ich die Kuchenmasse in die Form, oben drauf kommen die Apfelschnitten. Ab ins Rohr damit. Der Kaffee läuft glucksend durch die Maschine und duftet herrlich.
PS: Versauter Text oder ganz unschuldiger, kulinarischer Eintrag ins Tagebuch? Sie, lieber Leser, entscheiden.
33. TAG: THE FORCE STRONG WITH YOU IS, YOUNG PADAWAN
Heute hatte ich einen ganz besonderen Vater-Moment, aber dazu kurz noch die Vorgeschichte:
Schon während der Schwangerschaft meiner Frau kroch manchmal, in den dunklen Abendstunden, ein schlimmer Gedanke über meine Hirnrinde. Was, wenn ich mein eigenes Kind nicht mag? Was wenn der Junge (oder das Mädchen) dann auf die Welt kommt und ich keine "innige Verbindung" habe, ganz so wie es - statistisch gesehen - von mir zu erwarten ist? Würde sich herausstellen, dass es ein Fehler gewesen war, dem dringenden Kinderwunsch meiner, etwas älteren, Partnerin nachgegeben zu haben?
Zum Zeitpunkt der Entbindung sowie in den Folgewochen, war ich vorwiegend im Versorger- und Betreuer-Modus, funktionierte einwandfrei als Lebensgefährte und biologischer Vater. Ich durchlitt, genauso wie meine Frau, jene Ängste und Frustrationen, die frisch gebackene Eltern zu erwarten haben. Allerdings - und das konnte ich mir und anderen nur schwer zugeben - schien mir die hormonelle Verbundenheit, jene wunderbare Einheit, die Kind und Mutter teilten, zu fehlen. Lag es an mir? Stimmte etwas nicht mit mir?
Diese (vielleicht männerspezifischen) Fragen wurden jedenfalls
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