Bad Dad
das gerne mit Humor.
Meine Frau reagiert nicht auf den, wie ich meine, gelungenen Witz. Ich reiche noch mal kurz nach:
"...oder gar Akne Engelke!"
Jetzt verkneift sie sich doch eine Grinsen.
Sie sagt, dass man eigentlich nicht viel tun könnte, sanfte Gesichtspflege halt, mit warmen Wasser, keine Öle oder Lotionen, denn das würde die Sache eher verschlimmern. Na, das wollen wir ja keinesfalls. Ich tunke ein Wattepad in lauwarmes Wasser und schrubbe Sanft über das Gesicht des frechen Strahlemanns. Heute ist er gut drauf und grinst mich an. Zum ersten Mal seit Wochen fühle ich mich relativ sicher in Gegenwart unseres Ninja Babys, aber das liegt vermutlich auch daran, dass meine Frau im Raum ist und er mir mit den Fäustlingen kaum gefährlich werden kann. Ich grinse zurück und schneide Grimassen. Das Wasser im Gesicht scheint ihm Spass zu machen. Vater/Sohn Bonding! So heisst das nämlich richtig. Als ich neulich in guter Gesellschaft über "Vater/Sohn Bondage" sprach, wusste ich noch nicht, dass es da einen kleinen aber feinen Unterschied gibt. Meine Frau hat das harmlose Missverständnis gleich geklärt.
Während ich meinem Söhnchen so ins Gesicht sehe und seine Stirn auf Hochglanz poliere, frage ich mich, ob er später mal über jeden Mann mit grosser schwarzer Brille denken wird, dass das sein Daddy sei. Hmm. Vielleicht sollte ich wieder mehr die Kontaktlinsen tragen. Auf der anderen Seite bietet die Brille natürlich einen gewissen Schutz, so kann er mir nicht plötzlich und unerwartet die Augäpfel aus dem Schädel popeln. Ich trockne den lustig glucksenden Frechdachs super-professionell ab, ganz so als hätte ich ein Friseurstudium absolviert und überlege ob DJ Fresh-Dax ein guter Rappername für mich wäre, sollte ich doch irgendwann mal meinen Job an den Nagel hängen.
Die Midlife Crisis rückt offenbar schon in greifbare Nähe.
35. TAG: DAS NEUE MITGLIED DER FAMILIE
Früher oder später wird uns der Bub fragen, wie denn eigentlich sein Glied heisst. "Mami! Papi! Wie heisst denn eigentlich mein Glied?" - Ja und dann werden wir uns, wie Millionen anderer Eltern zuvor, blöd ansehen und uns den Kopf darüber zerbrechen, wie man denn das beste Stückchen des Jungen am unverfänglichsten nennen könnte. Niedlich und unkompliziert sollte der Ausdruck sein, keinesfalls beschämend oder gar vulgär. Mit Nacktheit soll schliesslich locker und offen bei uns umgegangen werden, da sind wir uns einig. Der Trend scheint ja momentan dahin zu gehen, die Geschlechtsteile der Sprösslinge mit den korrekten anatomischen Ausdrücken zu bezeichnen, in unserem Fall also "Der Penis". Nun haben wir zwar vor, die unattraktive Vokabel aus Gründen der Allgemeinbildung in den Wortschatz unseres Jungen einzubinden, für den alltäglich familiären Sprachgebrauch ist uns das aber etwas zu klinisch.
Wir zücken also den frisch gespitzten Bleistift und ein Blatt Papier und beginnen mit dem Brainstorming. Zuerst listen wir die Klassiker auf, also jene Ausdrücke mit denen wir selbst als Kinder konfrontiert wurden. Dazu gehören natürlich: Spatzi, Zipferl, Zumpfi und Ginki.
Dann kommen die Second-Hand Bezeichnungen dran, die wir uns von Freunden abgehört haben, nämlich Pullermann, Pilli Palli, Pipifax und Wurmdi. Uns fällt auf, dass sehr viele, vermeintlich kindgerechte, Penis Synonyme auf "i" enden. Interessant, bringt uns aber auch nicht weiter. Zu guter Letzt machen wir noch eine eigene Spalte auf den Zettel, in der wir jene Namen auflisten, die keinesfalls in Frage kommen: Nudel, zum Beispiel, fällt gleich mal weg, ebenso die Strunztröte. Am letzten Platz landet zurecht das Pfuigacki. Klingt einfach viel zu sehr nach Erbsünde und katholischer Körperscham. Irgendwie haben wir aber immer noch nicht den richtigen Ausdruck gefunden.
"Fips!", ruft plötzlich meine Frau, "Fips finde ich gut."
"Wie die Ratte aus dem Kinderfernsehen?", frage ich leicht verwundert nach.
"Ja." - Hmm. Gefällt mir auch ziemlich.
Dann schiesst mir noch einer ein: "Hey, wie wär's mit Willi Wurstbauer?" - Stille.
"Willi Wurstbauer? Im Ernst?"
"Warum nicht", hake ich nach, "ist doch süss!"
Letztlich, schaffen wir es doch nicht, uns zu einigen, high-fiven uns aber trotzdem aufgrund der erfolgreich ausgeschiedenen Begriffe. Wenigstens haben wir die Liste reduziert. Im Ernstfall wird uns dann schon was einfallen. "Strunztröte", sagt meine Frau kopfschüttelnd und sieht mich dann stirnrunzelnd an. Ich grinse lasziv
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