Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle
toller Abend. Ich garantier dir, dass wir eine gute Performance hinlegen.« Er lächelte mich an.
»Jetzt hör dir diesen Charmeur an«, sagte eine Stimme von hoch oben und wir rissen die Köpfe hoch. Es war Onkel Zé, der vom Wohnzimmer über dem Friseursalon auf uns herunterschaute. Seine Stimme klang fröhlich, aber er hatte ein feindseliges Stirnrunzeln aufgesetzt, wie immer wenn sich ein Junge in meiner Nähe aufhielt.
»Hi, Onkel Zé«, flötete ich unschuldig und überging seine Feindseligkeit mit einem besonders strahlenden Lächeln. »Bin schon auf dem Weg nach Hause.«
»Grüß deine Ma von mir, Anak! «, rief Onkel Zé zu mir herunter.
»Also bis dann«, sagte Tony.
Ich ging die Straße hinunter, drehte mich aber noch mal um und musterte Tonys Nacken, während er in Tante Lilahs Salon verschwand. Ein schöner Nacken, wirklich.
Ich hatte fast schon die Ecke beim Minimarkt erreicht, als ich Onkel Zé brüllen hörte. Ich blieb stehen und drehte mich um. Er war direkt hinter mir. Knallrot im Gesicht vom Brüllen und Rennen.
» Ay Naku – bist du taub, oder wie?«, fragte Onkel Zé. »Gut, dass ich dich eingeholt habe, weil wir mal über was reden müssen.«
Über Tony natürlich. Onkel Zé wollte mir eine Strafpredigt halten, weil ich neben Tony gestanden hatte.
»Okay, okay«, willigte ich ein. Onkel Zé und ich waren bisher immer gut miteinander ausgekommen, aber seine Anti-Jungs-Hysterie trieb langsam einen Keil zwischen uns.
»Komm«, sagte er und nahm meine Hand, als sei ich ein kleines Mädchen.
Tante Lilahs Ladenfront hat zwei Türen. Die linke führt in ihren Salon und wenn man durch die rechte Tür geht, landet man in Onkel Zés Café. Es ist ein Tagescafé, das früh auf- und früh zumacht, weil Onkel Zé bis drei Uhr nachmittags total ausverkauft ist und den Laden dichtmacht. Danach weiß er nicht, was er mit sich anfangen soll. Als wir noch klein waren, konnte er uns wenigstens von der Schule abholen und zum Spielplatz bringen, aber was er jetzt macht, wenn das Café geschlossen ist, wissen die Götter.
Onkel Zé öffnete die grüne Eingangstür und ließ mich hinein. Sein Café ist nicht gerade stylish – verblasste Bambusmustertapete, schäbiger Korkboden, graue Kunststofftische und eselsohrige Reisebüroplakate von den Philippinen an der Wand, aber es riecht köstlich hier drin – nach Knoblauch und Reis und süßsauer mariniertem Huhn oder Schweinefleisch. Ein Duft, der für mich Zuhause bedeutet, und vermutlich auch für Onkel Zés Gäste, weil das Café immer rammelvoll ist.
Onkel Zé zog mir einen Stuhl unter einem der Tische hervor, dann ging er zum Kühlschrank hinter der Theke, nahm zwei Coladosen heraus und etwas in einer Plastikdose, das er in der Mikrowelle aufwärmte. Er stellte es dampfend vor mich hin, in einer kleinen weißen Essschale mit Essstäbchen drin.
» Sinigang «, sagte er feierlich. »Mit Huhn.«
Es war eigentlich egal, was er gekocht hatte, weil es immer gut schmeckte. Ich liebe Onkel Zés Essen. So wie alle.
»So, und jetzt iss, während ich rede«, sagte er.
»Okay«, seufzte ich. Es gab kein Entrinnen.
»Du magst Tony Cruz«, fing Onkel Zé an.
Ich murmelte vor mich hin, dass er »ganz okay« war, aber Onkel Zé hielt die Hand hoch, um mich zum Schweigen zu bringen.
»Das war keine Frage, sondern eine Feststellung«, sagte er, und dann noch mal: »Du magst Tony.«
Ich wurde rot. Konnte nichts dagegen machen.
Onkel Zé zuckte die Schultern und fuhr fort: »Wir alle mögen Tony. Billy, Lilah, ja, sogar ich.« Und dann ratterte er eine endlos lange Liste von Leuten im Viertel herunter, die Tony nett fanden. Selbst Onkel Zés Cousin Moss mochte Tony offenbar, obwohl er seit seiner Scheidung Gott und die Welt hasste.
»Tony ist Billys Freund«, verkündete Onkel Zé.
Allmählich wurde es mir zu dumm. Worauf wollte er hinaus? Er redete die ganze Zeit um den heißen Brei herum, indem er mir lauter Binsenweisheiten servierte.
»Tony ist ein guter Junge. Nicht wie Shonna. Deine Mutter sagt, sie ist gemein zu dir. Na, das wundert mich nicht – sie war schon als kleines Mädchen sehr unhöflich. Und sie mochte mein Essen nicht, was noch viel schlimmer ist. Aber Tony, der ist ein guter Junge. Wir mögen ihn. Nur …« Onkel Zé hielt inne, schlürfte an seiner Cola und hob einen Finger in die Luft. »… nur ist er ein Junge und er ist siebzehn!«
» Fast siebzehn«, verbesserte ich ihn.
»Iss«, befahl Onkel Zé. » Ich rede hier.«
Ich
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