Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle
bestimmt froh, dass du keinen Dad hast«, sagte er. »Einer reicht dir, was?«
»Ja, schon«, sagte ich.
Erst als ich die Straße hinunterging, geriet ich ins Grübeln. Onkel Zé hatte mir das schon eine Million Mal gesagt, ohne dass ich mir irgendwas dabei gedacht hatte. Bis zu diesem Augenblick. Billy und ich waren morgen Nachmittag mit Dad Nr. 254 verabredet. Aber wozu eigentlich? Langsam fragte ich mich nämlich, ob ich mit meiner Suche nicht auf dem Holzweg war. Dann schob ich den Gedanken ganz schnell wieder weg …
Stimmungsstatus: Mein Onkel hat mir einen Vortrag über Bienchen und Blümchen gehalten. Würg.
Groovechick2: Okay, spuck’s aus …
SayD: Mein Onkel hat mal wieder den strengen Dad rausgekehrt. Hat schon die Schrotflinte poliert …
Groovechick2: Albtraum – und was macht die Suche nach deinem richtigen Dad?
SayD: Treffe bald den nächsten. Bin nervös.
Groovechick2: Wieso nervös?
SayD: Na, wenn das auch wieder eine Fehlanzeige ist? Oder wenn ich ihn nicht mag?
Groovechick2: Dann lass es sein.
SayD: Weiß nicht – wo ich doch schon so weit gekommen bin. Ich muss das jetzt einfach wissen. Aufhören geht nicht. Egal wie grässlich der Nächste ist. Ich wills trotzdem wissen.
Haarstylingidee für Donnerstag, den 4. Oktober:
FARRAH-FAWCETT-FRISUR
Es gibt viele Varianten der berühmten Frisur von Farrah Fawcett. Wer Wert aufs Original legt, braucht einen Lockenstab aus den Siebzigern. Einfacher geht’s, wenn man etwas Mousse oder Gel ins feuchte Haar gibt. Für mehr Volumen das Haar über den Kopf föhnen. Glätteisen an den Wurzeln ansetzen, um die Strähnen zu wellen, aber nicht zu locken, dann nach oben ziehen, damit Schwung in die Frisur kommt. Mit Haarspray in Form halten. Genau wie Charlies Engel!
Ich hatte mein altes Handy nicht mehr eingeschaltet, seit wir vor fünf Tagen den Brief an Dad Nr. 254 geschickt hatten, aber als ich mit Billy zum Equity- Büro ging, sah ich, dass ich zwei entgangene Anrufe hatte. Zwei Anrufe! Ich hörte sie ab. Bei dem ersten fiel mir fast das Telefon aus der Hand, so laut brüllte der Anrufer. Ich hörte den zweiten Anruf ab, und der war genauso. Eine wutschnaubende Männerstimme – diesmal konnte ich wenigstens ein paar Worte verstehen –, die von »rechtlichen Schritten« und »verklagen« redete. Wortlos drückte ich Billy mein Handy in die Hand.
»Wow«, sagte er. »Ich hab das meiste nicht verstanden, aber der Typ klingt stocksauer.«
»Vielleicht sollten wir lieber abhauen?«, schlug ich vor, weil meine Handflächen schon ganz schwitzig waren und meine Finger unübersehbar zitterten. Ich war sowieso total nervös und dass dieser Charles Ward so feindselig klang, machte die Sache nicht besser.
»Quatsch«, sagte Billy, »jetzt sind wir schon mal hier, Sadie, und wenn’s ihm nicht passt, braucht er ja nicht zu kommen. Die Möglichkeit hat er doch.«
Ich musste ihm Recht geben. Wir näherten uns dem Treffpunkt und ich war hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich Charles Ward gar nicht sehen, aber andererseits hoffte mein mutigeres Ich wider besseres Wissen, dass er doch erscheinen würde. Nur damit ich wusste, woran ich war.
Als wir zur verabredeten Zeit vor dem Equity -Gebäude ankamen, standen zwei Männer davor. Einer davon war Harry »the Hurricane« Hodder. Ohne jeden Zweifel. Er war es wirklich. Wir blieben auf der anderen Straßenseite stehen und schauten ihn verstohlen an.
»Guck mal, wer da ist!«, zischte Billy mir ins Ohr. »Das ist dieser ätzende Typ aus dem Fernsehen – der, auf den meine Mum so wild ist.«
»Was macht der denn hier?«, flüsterte ich zurück. »Meinst du, der andere Mann ist Charles Ward?«
Der zweite Mann war klein und stämmig und trug einen Hut. Von Weitem konnte man nur schwer erkennen, wie er unter seinem Hut aussah.
Ich überlegte noch, ob der kleine Mann dort drüben vielleicht mein Dad war, als mein altes Handy vibrierte. Dad Nr. 254? Ich drückte auf die Empfangstaste und hielt das Telefon etwas von meinem Ohr weg, falls der Typ wieder losbrüllte.
»Charles Ward hier«, sagte eine barsche Stimme am anderen Ende der Leitung, bevor ich auch nur Hallo sagen konnte.
Mein Magen schlug Saltos, wie bei jeder meiner Dad-Begegnungen.
»Hallo«, sagte ich so ruhig wie möglich. »Hier ist Sadie Nathanson.«
Billys Augen weiteten sich und er schaute mich erwartungsvoll an. Ich nickte ihm zu, dann riss ich ihm die Wasserflasche aus der Hand und trank einen Schluck. Meine Kehle war so
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