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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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starrte auf mein Sinigang hinunter und wartete darauf, dass Onkel Zé mir gleich seinen üblichen Vortrag halten würde: JUNGS WOLLEN IMMER NUR DAS EINE !
    »Leider hast du ja keinen Dad, der dich vor siebzehnjährigen Jungs warnt«, fing er an. »Ich meine, fast siebzehnjährigen. Verstehst du, was ich dir sagen will? Dir fehlt der Vater, der das Schlafzimmer seiner Tochter mit der Schrotflinte bewacht«, fuhr er fort und grinste mich an. »Ist natürlich furchtbar altmodisch, ich weiß. Aber zum Glück hast du noch deinen Onkel und ich sage dir jetzt: Tony ist ein Junge und er ist sechzehn. Vergiss das nie. Das ist alles.«
    »Ich weiß«, quetschte ich zwischen zwei Bissen Huhn hervor, »ich weiß, ich weiß!«
    »Ja«, schnaubte mein Onkel, »das sagst du jetzt, hier, bei mir im Café, mit deinem Sinigang vor dir, aber zu wissen, was es wirklich bedeutet …« Er tippte sich vielsagend an die Schläfe, »das ist eine ganz andere Sache.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich verstehe.«
    »Du musst vorsichtig sein. Du musst aufpassen – sogar bei Tony.«
    Onkel Zé stand auf und ging zum Fenster. »Tag und Nacht schaue ich auf diese Straße hinaus – Tag und Nacht. Und was ich sehe, ist entsetzlich!«
    Ich wunderte mich einen Augenblick, was Onkel Zé auf der Straße so Grässliches zu sehen bekam.
    »Das Leben! Ich sehe das Leben! Junge Mädchen wie du, die kreischend die Straße entlanggehen, und das nächste Mal schieben sie einen Kinderwagen!«
    »Das nächste Mal? Echt?« Im Ernst, auf welchem Planeten lebte Onkel Zé eigentlich?
    »Jetzt werd nicht frech, Sadie – ich sage nur eins: Du musst vorsichtig sein.«
    » Tito , ich weiß, wie Babys gemacht werden!«
    Und wie auch nicht? Ich meine, als ich Mum das erste Mal gefragt habe, woher ich komme, erhielt ich eine ganz andere Antwort als das übliche »Naja, dein Dad hat in der Buchhaltung gearbeitet und wir sind immer mit demselben Bus gefahren, und da …«
    Mein Onkel sagte nichts. Er kam an den Tisch zurück und setzte sich wieder.
    »Ich weiß das, Tito . Wirklich. Mach dir keine Sorgen«, wiederholte ich mit ernster Miene, damit er mich endlich in Ruhe ließ.
    »Nein, du weißt es eben nicht, Anak . Nicht wirklich. Du weißt es vielleicht jetzt, aber in sechs Monaten hast du es vergessen und dann denkst du … ach weiß der Teufel was, und siehst es auf einmal ganz locker …«
    »Wie soll ich es locker sehen, wenn du die ganze Zeit mit der Schrotflinte unter meinem Bett liegst, Tito ?«
    Onkel Zés Gesicht verfinsterte sich. Er merkte, dass er nicht zu mir durchdrang.
    »Tony ist ein guter Junge, aber ich habe ihn heute Nachmittag mit dir gesehen und zuerst hab ich nur ihn gesehen und nicht, wer bei ihm war, und da dachte ich, oh nein, er flirtet mit einem Mädchen! Und dann sehe ich plötzlich, dass es meine Nichte ist!«
    Mein Teller war leer, was Onkel Zé hoffentlich als Wink mit dem Zaunpfahl nahm, dass unser Gespräch sich dem Ende zuneigte.
    »Ich war überrascht, aber auch besorgt, und ich habe es Lilah gesagt, als ich durch den Laden gekommen bin, und …«
    »Was? Du hast es Tante Lilah gesagt? Oh, Gott – musste das sein?«
    »Ja, ich habe deiner Tante gesagt, dass du mit Tony nach Hause gegangen bist. Und weißt du, was sie mir geantwortet hat?«
    »Gebrüllt, meinst du wohl.«
    »Nein, im Gegenteil, deine Tante hat es ziemlich gelassen genommen, nicht so wie ich. ›Zé, ich war auch mal fünfzehn‹, hat sie gesagt. ›So schlimm ist das nicht. Mit fünfzehn sind Mädchen längst nicht mehr so naiv, wie du anscheinend glaubst.‹«
    Das klang erstaunlich vernünftig für Tante Lilah, aber ich kaufte es ihm nicht ab. Tante Lilah hatte garantiert meine Mum und Großtante Rita angerufen und ihnen erzählt, dass Onkel Zé mich halb nackt von Tony weggezerrt hatte.
    »Du siehst also«, sagte Onkel Zé, »wenn hier jemand einen Aufstand macht, bin ich das – dein dummer alter Onkel – und nicht Tante Lilah.«
    »Du bist nicht dumm«, sagte ich, weil ich Onkel Zé wirklich gern habe und weil er die köstlichsten Hühnchen im ganzen Viertel zubereitet.
    »Doch, bin ich«, brummte Onkel Zé. »Aber ich mache mir Sorgen um dich und Billy. Das ist alles. Und jetzt …« Er nahm meinen Teller hoch und trug ihn hinter die Theke, »jetzt kannst du nach Hause gehen.«
    Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Gardinenpredigt überstanden. Dann schob ich meinen Stuhl unter den Tisch, und Onkel Zé stand auf und umarmte mich.
    »Du bist

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