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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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der Welt was Gutes tun, als ich mich damals bei der Website gemeldet habe – obwohl ich mich kaum noch erinnern kann. Geld hab ich jedenfalls nicht dafür bekommen. Das könnt ihr auch in euren Artikel schreiben.«
    Vielsagend bohrte er einen Finger in meine Schultasche, als erwartete er, dass ich mir gleich Notizen für die Schülerzeitung machen würde. Erst jetzt merkte ich, dass uns die Leute anstarrten, die auf der Straße vorbeigingen, und dass sie sich gegenseitig anstießen, tuschelten und auf den Hurricane zeigten.
    »Gut«, fuhr Harry Hodder unbeirrt fort, »und ihr dürft auch gern über meine Wohltätigkeitsarbeit schreiben. Ich spende überall. Das kommt nie in den Zeitungen, versteht ihr?«
    Ich musste den Typ irgendwie zum Schweigen bringen. Ihm klarmachen, dass es hier um Charles Ward ging und nicht um Harry »the Hurricane« Hodder. Um das wahre Leben, nicht ums Fernsehen.
    Eine alte Frau mit einer durchsichtigen Plastikregenhaube blieb abrupt vor uns stehen. »Sie sind vom Fernsehen, nicht?«, sagte sie zum Hurricane.
    »Ja, Madam, in der Tat«, sagte Harry Hodder und strahlte sie an. Oder eigentlich war es mehr ein Zähneblecken.
    »Sie sind der Nachrichtensprecher von Kanal 10, nicht wahr? Der, der gegen Krebs kämpft?«
    »Nein«, sagte der Hurricane. Das Grinsen war von seinem Gesicht verschwunden.
    »Ach nee, warten Sie mal, jetzt weiß ich’s – Sie sind der Börsenmensch«, beharrte die Frau und stieß ihn plump-vertraulich mit ihrem knochigen Ellbogen an. »Ich hab ein gutes Gedächtnis für Gesichter, wissen Sie.«
    »Nein, Sie verwechseln mich«, sagte der Hurricane.
    »Dann sind Sie ein Doppelgänger von ihm.« Die Frau war nicht zu bremsen. »Nur nicht so gut aussehend und Sie haben breitere Hüften. Liegt wohl an der Hose. Ich mag keine Männer mit breiten Hüften. Trau denen nicht über ’n Weg.«
    Ich wechselte einen Blick mit Billy und wir mussten kichern, trotz der angespannten Lage.
    Harry Hodder kehrte der Frau abrupt den Rücken zu und wandte sich wieder an Billy und mich. »Also jetzt sagt schon«, fing er wieder an. »Wie habt ihr das rausgefunden – meine ›wohltätige Spende‹, meine ich?«
    Billy und ich schauten einander verständnislos an.
    Die Frau hinter uns murrte: »Männer mit breiten Hüften kann ich nicht ausstehen«, dann ging sie weiter.
    »Im Ernst«, fuhr der Hurricane fort, »ich glaube nicht, dass ich jemals drauf angesprochen wurde. Und man hat mich wirklich alles gefragt, was es unter der Sonne gibt – Freundinnen, Frauen, Drogen, Schönheits- OP s – was immer ihr wollt. Aber das hier noch nie.«
    Billy beschwor mich mit seinen Blicken, endlich etwas zu sagen. Egal was. Ich hatte jetzt zwei Möglichkeiten: einfach weggehen, auf die Gefahr hin, dass ich meinen Spender Charles Ward, alias Harry Hodder, nie wiedersehen würde. Oder dableiben, bis ich eine klare Antwort von ihm bekommen hatte. Aber die ganze Situation war so absurd und unerwartet, dass mir die Worte fehlten. Ich konnte nur den Mund auf- und zumachen und nach Luft schnappen wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    »Sie haben das alles ganz falsch verstanden«, sagte Billy schließlich. »Wir sind nicht an Ihnen interessiert. Wir wollen nur, dass Sie uns eine Frage beantworten, die uns betrifft.«
    »Ja«, sagte ich, als ich endlich die Sprache wiederfand, »aber können wir vielleicht irgendwohin gehen, wo wir uns ungestört unterhalten können? Das ist was Persönliches. Wir möchten nicht so auf der Straße mit Ihnen reden.«
    »Ja, sicher«, sagte der Hurricane und schaute mich leicht verwundert an. Vielleicht kapierte er endlich, dass wir es ernst meinten, denn er drehte sich abrupt um und ging über die Straße zu einem Café. Es lag direkt neben einem Gitarrenladen.
    Selbst unter diesen Umständen leuchteten Billys Augen sofort auf. Also ehrlich – wie konnte er in so einem Moment an Gitarren denken?
    Im Café waren mehrere potenzielle Zuschauer, aber wir fielen weniger auf, weil wir uns ganz normal an einen Tisch setzten. Bis der Hurricane seine Sonnenbrille und sein Basecap aufsetzte, sodass er viel mehr nach Promi aussah. Natürlich starrten die Leute jetzt wieder zu uns her und sofort erschien ein Kellner an unserem Tisch. Der Hurricane bestellte. Billy sagte, er sei nicht durstig, und ich nippte weiter an der Wasserflasche, damit meine trockene Kehle mir nicht ganz den Dienst aufkündigte.
    »Also wie gesagt«, fing Billy an und beugte sich noch weiter zum Hurricane vor,

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