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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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führen die frisch lackierten Fußnägel schon barfuß in den neuen Peep Toes spazieren, ich wickle mir vorsichtshalber einen Schal um den Hals. So ein sonniger Tag Ende März ist nichts weiter als ein schlecht getarnter Januar im Spring/Summer Outfit, der einem die Gutgläubigkeit gleich am nächsten Morgen mit einer fiesen Erkältung heimzahlen wird.
    Wohin an solchen Tagen, wenn einem der Herdentrieb die Schultern schwer werden lässt? Ich kann mich gut alleine beschäftigen, und es ist mir außerdem egal, was alle anderen machen, ich verbringe sogar einen Großteil meiner Zeit damit, mir das genaue Gegenteil zu überlegen. An diesen ersten Sonnentagen fällt aber sogar mir das Trotzig-
sein schwer, deshalb überlege auch ich kurz nach Kaffee und
Zeitung, was zu unternehmen sei. Ich könnte frühstücken gehen oder in den Zoo. Leider prallt das Konzept frühstücken gehen seit seiner Erfindung an mir ab, und was soll ich im Zoo, mir hängt ja kein Kind am Knie. Noch. Christas Bauch ist mittlerweile eine halbe Stunde vor ihr selbst im Amore mio, lange darf das nicht mehr dauern. Frühstücken gehen bedeutet Waschen, Anziehen, Haus verlassen, nur damit ich Kaffee und etwas Süßes bekomme, wie aber soll ich das Haus verlassen, ohne erst mal Kaffee, da stimmt doch schon im Ansatz was nicht. Ich möchte morgens bitte auch nicht reden, ich möchte nur die Zeitung lesen und weiß leider noch nicht, wie mein wertes Befinden ist. Bleibt Spazieren gehen, vor allem, wenn man in einer Stadt mit Fluss lebt.
    Ich spaziere nicht sehr gerne, schlendern oder bummeln verwehrt sich mir erst recht, ich laufe immer nur von A nach B, wobei B gerne auch weiter weg und über C sein darf. Überhaupt gar nicht möchte ich zwischen Kinderwägen und Tieren Teil einer Völkerwanderung sein, wo ich die ganze Zeit darauf achten muss, nicht über einen Hund zu stolpern. Ich mag weder Hunde noch Katzen sonderlich und habe dafür nicht einmal eine Allergie als Entschuldigung. Kinder mag ich schon, ich kann es mir nicht leisten, noch mehr Karmapunkte zu verlieren, außerdem werde ich bald Tante. Das wichtigste Accessoire, gleich nach Kind und/oder Hund und/oder Schatzi ist an solchen Tagen selbstverständlich die Sonnenbrille, wir befinden uns in München. Weil es mir an Kindern, Hunden und Partnern mangelt, besitze ich viele Sonnenbrillen. Leider vergesse ich sie an den ersten hellen Tagen regelmäßig zu Hause, ich denke einfach noch nicht daran, womöglich sorgt mein Unterbewusstsein so dafür, dass nach dem dunklen Winter erst mal genügend Licht in meinen Kopf kommt. An die Falten um meine Augen denkt mein Unterbewusstsein dabei nicht, aber dafür ist es ja auch nicht zuständig. Ich will nicht ungerecht sein.
    Draußen ist sowieso meist wegen Überfüllung geschlossen. Alle außer mir gehen offensichtlich gerne spazieren und Kaffee trinken, ich kann mir den Wahnsinn an der Isar an solchen Tagen nicht anders erklären. Selbst Midtown Manhattan wirkt wie Rosenheim am Feiertag dagegen. Kaffee sage ich, ich meine natürlich Latte Macchiato, ich trinke nur morgens doppelten Espresso mit heißer Milch und kenne mich da nicht so aus. Trotzdem sollte ein Latte nicht als Kaffee bezeichnet werden, denn Latte Macchiato ist nichts weiter als lauwarme Milch mit zwei Tropfen Espresso, hat demnach mit Kaffee ungefähr so viel zu tun wie Nudeln mit Diät. Abgesehen davon, dass es bei näherem Hinsehen ein kleines bisschen lächerlich ist, wenn Erwachsene literweise warme Milch in sich reinschütten, während sie die Sonnenbrille von der Nase ins Haar und wieder zurückschieben: Bin ich wirklich die Einzige, der von so viel Milch einfach nur übel wird und sonst passiert aber gar nichts?
    Schlussendlich lenke ich mich in eine ganz andere Richtung ab. Der Frühling eignet sich traditionsgerecht hervorragend zum Putzen, manchmal haben unsere Mütter so unrecht nicht. Ich habe mit den Fenstern angefangen, was übrigens ganz schön dauert. Man sollte sich das vorher gut überlegen, bitte nicht damit loslegen, wenn man um 15:00 Uhr zum Spazierengehen verabredet ist. Trinkt ihr also ruhig weiter warme Milch, ich habe jetzt blitzblanke Fernsicht. Damit ich euch besser sehen kann, wenn ich dem Treiben von hier oben aus zuschaue, ein bisschen fröstle und dem Frieden noch nicht ganz traue.

Ich wünscht, ich wär kein Huhn
    Im Frühling fängt man traditionell auch wieder mit der Suche nach einem Süßen an, aber ich kann leider nicht flirten. Das liegt erstens an

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