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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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meiner sensationellen Schüchternheit, zweitens lässt meine Aufmerksamkeit oft zu wünschen übrig. Ich schaffe es, einen ganzen Tatort lang nicht zu wissen, wer ermordet wurde, geschweige denn warum und von wem. Ich wage sogar zu behaupten, dass ich schon auf Dates war, ohne mir dessen bewusst zu sein. Ganz selten nur bekomme ich mit, was außerhalb meines Zwei-Meter-Radius passiert, da fängt es sich schlecht Blicke, die aus drei Meter Entfernung abgeschickt werden. Zudem bin ich zu oft selbst innerhalb meiner zwei Meter ganz woanders, das allerdings kann ich mittlerweile gut verbergen, es braucht nur viel Übung, einen interessierten Gesichtsausdruck interessiert hinzubekommen. So etwas wird einem gerne als Arroganz ausgelegt, aber ach, ich wünschte, es wär so.Will man also mit mir anbandeln, muss man leider ganz allein die ganze Arbeit machen. Das tut mir leid, denn ich bin ein hilfsbereiter Mensch. Ist aber nicht zu ändern. Ich schwöre, ich hab’s versucht.
    Schließlich lässt sich schon immer und immer wieder in jedem Frauenmagazin nachlesen, dass der Supermarkt die Flirtgelegenheit schlechthin bietet. Am besten samstags, kurz vor Ladenschluss. Dass um diese Uhrzeit weder frisches Gemüse noch Milch übrig sind, scheint dabei nicht erwähnenswert. Ebenso der Waschsalon, auch samstags. Immer dieser Samstag: Los, aufstehen, einkaufen, putzen, Wäsche waschen, arbeiten, flirten! Und ich immer so: Fuck off. Gut, dass ich zum Wäsche waschen nicht mehr aus dem Haus muss, denn den einen, für den ich den Rest meines Lebens aprilfrisch sein will, den möchte ich nicht im Waschsalon treffen. Nicht in meinem Alter. Die Zwanzigjährigen drehen sich schon lange nicht mehr nach mir um, und jenseits der Dreißig sollte man tunlichst eine eigene Waschmaschine besitzen. Die darf auch nicht Mama heißen, da sollte schon Bosch oder Siemens draufstehen.
    Wie anstrengend der Supermarkt sein kann, das schreiben sie nicht, die Redakteurinnen. Erstens muss man sich aufhübschen, nur um Milch zu holen. Folglich steht man auf Stilettos vor dem Kühlregal und tut so, als würde man immer so rumlaufen. Das glaubt einem doch kein Mann. Dann also die Ich-bin-gerade-aus-dem-Bett-gestolpert-Nummer. Trainingshose, Turnschuhe, Brille und ein bin-überhaupt-nicht-geschminkt-bin-wirklich-so-schneewittchenschön-Make-up. Das dauert noch länger.
    Zweitens kommt man mit lauter Unfug nach Hause, weil man sich nicht auf die Einkäufe konzentrieren kann. Man soll schließlich ganz genau hinsehen, was das eventuelle Objekt der Begierde im Einkaufskorb hat. Baby-
brei? Schlecht. Ravioli aus der Dose? Schlecht. Frisches Gemüse? Schon besser. Reicht für mindestens zwei? Schlecht. Damit nicht genug sollte auch der eigene Einkaufskorb beachtet werden. Klopapier und Putzmittel ist nicht sehr sexy, genauso wenig wie billiger Prosecco und die neue Freundin mit der Pasta-Bikini-Diät. Pasta und Bikini in einem Satz funktioniert übrigens nicht, das ist wie »nur ein Bier«, das geht auch nicht. Außerdem ist es ein Unding, andauernd von Pasta zu sprechen. Wir sind hier nicht in Mailand, und das da auf dem Teller sind Nudeln, basta.
    Wo war ich? Beim Einkaufskorb. Dann also Schokopudding und Champagner, offensichtlicher geht’s kaum. Wenn er Phantasie hat, kann er sich dann gleich ausmalen, was man damit so anstellen kann, und lasst uns hoffen, er will Champagner trinken und Pudding essen. Abgesehen vom Bier im Bauchnabel war es vielleicht neuneinhalb Wochen nach 9 ½ Wochen erotisch, den anderen mit Sprühsahne zu verzieren, aber das war in den Achtzigern. Noch jemand mit Dauerwelle? Eben.
    Was aber, wenn nur Männer vor Ort sind, die Babybrei kaufen, weil die Herzdame gerade beim Pilates weilt und auch mal ein bisschen Zeit für sich braucht am Samstag? Dann schleicht man gesenkten Hauptes zur Kasse, um sich anschließend mit einer Überdosis Diät-Singlefertiggericht umzubringen.
    Da wir Singlefrauen, wie jeder weiß, nicht kochen, weil sich das für einen alleine ja gar nicht lohnt und wir uns auch sonst nichts wert sind, verbringen wir natürlich die meiste Zeit im Café oder im Restaurant. Manchmal sogar für einen guten Zweck, denn: Die letzten Wochen zum Beispiel hatte ich donnerstags lange Zeit keine Zeit. Donnerstags war ich verknallt. Donner knallt auch, es schien mir wie ein Himmelszeichen. An einem Donnerstag hatte es ein hübscher junger Kellner im Stadtcafé geschafft, mein Interesse zu wecken. Dafür muss man keine Doktorarbeit

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