Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff

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darüber?«
    »Oh, natürlich bin ich der Meinung, dass Religion blöd macht, keine Frage«, sagt sie. »Aber trotzdem war Roger ein Heuchler.«
    »Wieso ein Heuchler?«
    »Weil das Nod -Problem mit seinem Atheismus gar nichts zu tun hatte. Die Bibel hätte vollkommen widerspruchsfrei sein können, und trotzdem hätte er kein einziges Wort davon geglaubt. Er hatte sich seine Meinung gebildet, und dieses Aufzählen von Widersprüchen war für ihn nur eine Möglichkeit, sich als besserwisserischer Klugscheißer hinzustellen – und dabei vergaß er völlig, von welchem Standpunkt aus Phil argumentierte.
    Phil glaubte an die Bibel. Und zu glauben, dass die Bibel wahr ist, bedeutet unter anderem zu glauben, dass alle etwaigen Probleme im Text Lösungen haben. Dabei ist es nicht wichtig zu wissen, worin diese Lösungen bestehen. Ich meine: Dass ich nicht weiß, warum die Dinosaurier ausgestorben sind, bedeutet nicht, dass sie nicht ausgestorben sind. Und so war, von Phils Standpunkt aus, Roger der Unvernünftige. Okay, Phil wusste nicht, woher Kains Frau kam. Na und?
    Und mit dem Zeug hier«, sie deutet mit einer abschätzigen Handbewegung auf die Papiere, die vor ihr liegen, »ist es das Gleiche. Tun Sie nicht so, als wär das für Sie so was wie eine objektive Ermittlung. Sie haben sich doch längst entschieden, was Sie glauben wollen. Jetzt suchen Sie bloß noch nach einem Knüppel, mit dem Sie so lange auf mich einprügeln können, bis ich mich zu Ihrer Sicht der Dinge bekehre.«
    »Jane …«
    »Aber dazu wird es nicht kommen. Ich weiß, dass meine Geschichte wahr ist. Wenn Ihnen irgendetwas daran nicht zu stimmen scheint, können wir darüber reden, aber versuchen Sie nicht, aus einer kleinen Unstimmigkeit einen Elefanten zu machen. Es ist bloß ein Nod -Problem.«
    »Tja, damit bringen Sie mich in eine schwierige Lage«, sagt der Arzt. »Wenn ich Widersprüche in Ihrem Bericht nicht in Frage stellen darf –«
    »Sie dürfen sie in Frage stellen. Ich habe doch gerade gesagt, dass wir darüber reden können.«
    »Aber Sie sind nicht bereit, selbst irgendetwas davon ernsthaft in Zweifel zu ziehen.«
    »Womit wir quitt wären«, sagt sie. »Genau wie Phil und Roger.«
    Der Arzt runzelt die Stirn.
    »Tut mir leid, wenn ich Ihnen Ihre Strategie vermassle. Heißt das, dass Sie nichts mehr hören wollen?«
    »Nein, ich will nach wie vor die ganze Geschichte hören.«
    »Gut. Denn andernfalls wären Sie ein Lügner. Ich meine, ein Lügner sind Sie sowieso schon, weil Sie behauptet haben, Sie würden sich bemühen, unvoreingenommen zu bleiben, aber wenn Sie mich jetzt auch noch hängenlassen, wären Sie ein doppelter Lügner.«
    »Das möchte ich nicht sein«, sagt der Arzt. »Also: Nachdem Sie den Würgengel getötet haben, was ist dann passiert?«
Wir alle machen die Welt

    Ich wurde älter. Ich wohnte in Siesta Corta, bis ich achtzehn wurde. Es war nicht geplant, dass ich so lange bleiben würde, aber meine Mutter weigerte sich, mich wieder aufzunehmen, und nicht mal meinem Onkel und meiner Tante gelang es, sie dazu zu zwingen.
    Machte es Ihnen etwas aus, nicht nach Haus zu können?
    Nein. Vor dem Zwischenfall mit dem Hausmeister hätte es das wohl getan, aber danach … Meine Einstellung zu so ziemlich allem hatte sich geändert.
    Das kann ich verstehen.
    Da bin ich mir nicht so sicher. Ich meine, klar, ich war fast getötet worden, ich hatte selbst jemand getötet, aber wenn ich jetzt zurückdenke, war es nicht das Abdrücken, was mich am meisten verändert hat. Es war diese Stimme am Telefon, die meinen Namen sagte. Es ist so wie – stellen Sie sich vor, Gott würde Sie eines Tages anrufen, nicht um Ihnen eine Botschaft zu übermitteln, sondern bloß damit Sie wissen, dass es ihn gibt. Stellen Sie sich vor, wie Sie sich direkt nach dem Auflegen fühlen würden.
    Sie dachten, die Stimme am Telefon wäre Gott?
    Nein! Aber es war vergleichbar: als wäre ich mit etwas Großem und Geheimnisvollem in Berührung gekommen, und die Tatsache, dass es dieses Etwas gab, machte die ganze Welt interessanter.
    Es war also etwas wie ein Bekehrungserlebnis.
    Wahrscheinlich. Bloß eben keine Einbildung – es war wirklich passiert, und ich hatte die Münze als Beweis. Und das war ein weiterer Punkt: Die Tatsache, dass die mir diesen wenn auch noch so winzigen Beweis dagelassen hatten, sagte mir, dass es nicht vorbei war. Ich würde wieder von denen hören.
    Sie empfanden das als etwas Positives.
    Klar. Warum nicht?
    Ich glaube, dass