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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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war’s nicht so, dass ich mir je gesagt hätte: »Eines Tages werde ich mich dem Kampf gegen das Böse anschließen, und die sagen mir, wie.« Es war weitaus subtiler, mehr so ein allgemeines Gefühl, abgesichert zu sein – ich brauchte keinen Plan für mein Leben zu entwerfen, weil der Plan schon fix und fertig war, und irgendwann würde er mir klarwerden.
    Aber die Wartezeit zog sich endlos hin. Als ich nach fünf Jahren von Berkeley abging, hatte mein Schicksal noch immer nicht losgelegt, und plötzlich schien es keine so gute Idee mehr gewesen zu sein, nichts Nützliches studiert zu haben. Um zu überleben, tat ich schließlich das, was die brotlosen Künstler alle tun, also Jobs annehmen, die selbst Highschool- Abbrecher kriegen: Kellnerin, Pizzaservicefahrerin, Verkäuferin in Schnapsläden … Nennen Sie eine beliebige unqualifizierte Arbeit ohne Zukunft, und ich hab sie wahrscheinlich wenigstens einmal ausprobiert.
    Ich war also arm und hauste in einer beschissenen Bruchbude nach der anderen, aber ich war jung und hatte Spaß – gelegentlich zu viel Spaß – und fühlte mich weiterhin abgesichert. Und dann drehe ich mich eines Tages um und bin dreißig. Und wie gesagt, mein Schicksal, ich hatte nie so genau darüber nachgedacht, aber an runden Geburtstagen, da kommt man doch ins Grübeln, und an dem Tag, als ich dreißig wurde, fiel mir ein, dass es wirklich lange her war, seit ich die Münze zuletzt gesehen hatte. Und da wollte ich sie unbedingt sehen, wollte sie in der Hand halten und mich daran erinnern, dass, na ja, omnes mundum facimus , wir alle die Welt machen, was zum Teufel das auch immer bedeuten mochte.
    Aber ich konnte sie nicht finden. Ich hab meine ganze Bude auf den Kopf gestellt, aber nix. Und es hat mich eigentlich nicht überrascht – so oft, wie ich umgezogen war, war es ein reines Wunder, dass ich nicht noch mehr Kram verschlampt hatte –, aber es hat mich trotzdem ganz schön gestresst. Also bin ich aus dem Haus und bin richtig versackt, und um’s kurz zu machen, mein Geburtstag endete mit Bullen und einer Spritztour im Rettungswagen.
    Später hat Phil mich besucht, und wir hatten ein langes Bruder-Schwester-Gespräch darüber, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Ich hatte ihm nie von der Münze erzählt oder von der Stimme am Telefon oder von sonst was davon, aber er redete so, als ob er Bescheid wüsste: »Du brauchst keine Einladung in Goldlettern, um in der Welt Gutes zu tun, Jane«, sagte er. »Willst du es, dann mach dich einfach auf und tu's.« Was mir, sobald ich mit meinen Witzeleien fertig war, ziemlich einleuchtend erschien. Und so wurde das irgendwie zum Leitmotiv meiner frühen Dreißiger.
    Gute Werke?
    Na ja, versuchte gute Werke. Wie sich rausstellte, war das nicht so einfach, wie es klingt.
    Die ersten paar Jahre hatte ich ’ne Reihe von Pöstchen bei der Heilsarmee und ähnlichen Gruppen, aber dann wurde mir klar, dass ich eigentlich nicht das Zeug zur Wohlfahrtsarbeit habe – schon gar nicht zur religiösen Wohlfahrtsarbeit. Also hab ich beschlossen, es bei etwas White- Collar -mäßigeren Organisationen zu versuchen – March of Dimes, CARE –, aber das war einfach nur langweilig, und außerdem tauge ich zur Büroarbeit noch weniger als zur Wohlfahrtsarbeit. Also hab ich mir überlegt: Wenn ich das Problem auf den kleinsten Nenner bringe, dann geht das, was ich brauche, vielleicht mehr in Richtung »Recht und Ordnung«.
    In Richtung Polizei?
    Genau. Aber da tauchte ein neues Problem auf: Um Bulle zu werden, Gefängniswärter oder auch nur Bewährungshelfer, muss man einen polizeilichen Sicherheitscheck bestehen, und da sind ein paar Punkte in meiner Vergangenheit – wie zum Beispiel dieser Ausraster an meinem dreißigsten Geburtstag –, die mir die Sache garantiert vermasselt hätten. So ziemlich das Beste, was ich anpeilen konnte, war ein Job bei einer Sicherheitsfirma. Aber das Inventar von irgendeinem Kaufhaus zu beschützen entsprach nicht unbedingt meiner Vorstellung von guten Werken.
    Wie die Zeit so verging, sahen meine Dreißiger allmählich immer mehr wie meine Zwanziger aus: jede Menge sinnlose, aussichtslose Jobs. Und dann wurde ich fünfunddreißig, und sechsunddreißig, und bis vierzig war’s nicht mehr weit, und Phil hatte keine Vorschläge mehr für mich.
    Schließlich ist mir eines Tages meine alte Freundin Moon über den Weg gelaufen. Ich hatte sie seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen, aber an dem Tag war ich irgendwie auf dem

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