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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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um, ob nicht eine der Katzen meiner Tante im Zimmer wäre. Aber die Katzen hatten sich rar gemacht, und bevor ich mir etwas anderes als Übungsziel aussuchen konnte, gingen schlagartig alle Lichter im Haus aus.
    Die ersten paar Sekunden lang war ich erstaunlich ruhig. Dann blitzte es draußen, und ich wandte mich zum Fenster über der Spüle, wo ich noch das Nachbild von etwas sah, was da nicht hingehörte. Als es wieder blitzte, sah ich es klar und deutlich: Jenseits des Gartens, in der Orangenplantage hinter dem Haus, stand ein Lieferwagen mit abgeschalteten Scheinwerfern.
    Etwas Großes ging über die hintere Veranda und kam dabei direkt vor dem Fenster vorbei – ich sage etwas, aber ich wusste natürlich, wer das war und weswegen er hier war. Er ging geradewegs zur Verandatür, die zwar abgeschlossen, aber nicht sehr stabil war, und hämmerte mit der Faust richtig fest dagegen. Ich spürte, wie sie in ihrem Rahmen wackelte. Dann eine Pause, und dann ging er auf den Türknauf los und rüttelte daran, als wollte er ihn abreißen.
    Spätestens da schiss ich mir förmlich vor Angst in die Hose. Ich hatte die Pistole zwar noch, aber ich betrachtete sie jetzt wieder als Spielzeug, und schon im nächsten Moment hätte ich sie in die Spüle fallen lassen und wäre kopflos weggerannt.
    Aber da klingelte das Telefon, ein liebliches Geräusch. Der Hausmeister hörte augenblicklich auf, am Türknauf zu rütteln. Es klingelte noch einmal und noch einmal, und ich stürzte mich zum Telefon und hatte einen Heidenschiss , dass, wenn es aufgehört hätte zu klingeln, bevor ich abnahm, der Sturm auf die Tür wieder losgehen würde. Ich knallte mit dem Knie gegen einen Stuhl und schrammte mit der Hüfte die Ecke des Küchentischs, aber ich ließ die Pistole nicht fallen.
    Beim siebten Klingeln hatte ich den Hörer in der Hand: »Hallo …?«
    »Jane Charlotte.«
    »Ich weiß nicht, wer da ist«, flüsterte ich, »aber ich brauche Hilfe. Ihr schlechter Affe steht direkt hier vor der Hintertür.«
    »Nein«, sagte die Stimme am Telefon. »Er ist im Haus.«
    Im Arbeitszimmer meines Onkels, ein Stück den Gang runter, knarrte eine Diele.
    »Jetzt gerat nicht in Panik«, empfahl die Stimme. »Er rechnet nicht damit, dass du bewaffnet bist. Halt einfach die Pistole mit beiden Händen fest …«
    Ich legte auf. Vom Telefon zur Verandatür waren es ungefähr ein Dutzend Schritte, aber meine Füße berührten den Boden nicht mehr als zweimal.
    Die Tür ging und ging nicht auf, nicht mal, nachdem ich daran gedacht hatte, sie aufzuschließen. Irgendetwas – wahrscheinlich einer der Verandastühle – war von außen unter den Knauf geklemmt worden.
    Jetzt knarrte hinter mir wieder eine Diele: Er war auf dem Gang, kam immer näher. Ich wirbelte herum und hob die Pistole, gerade als seine Silhouette in der offenen Küchentür erschien.
    Die NT-Pistole macht keinerlei Geräusch, wenn man sie abfeuert. Das merkte ich damals allerdings nicht, denn als ich auf den Abzug drückte, schlug der Blitz wieder ein, und diesmal so nah am Haus, dass keine Pause vor dem Donner war. Die Küche füllte sich mit Lärm und Licht, so hell, dass der Hausmeister wie ein richtiger Engel zu leuchten schien, ein Engel mit einem Flammendolch in der einen Hand und einer funkensprühenden Drahtschlinge in der anderen. Ich schrie, und er schrie ebenfalls, und als das Licht wieder verblasste, fiel er schon um.
    Im Dunkeln hörte ich, wie sein Körper auf dem Boden aufschlug. Ich richtete den Lauf weiter nach unten und drückte noch einmal auf den Abzug, aber diesmal passierte nichts, es klickte nicht mal.
    Es hörte auf zu regnen. Blitz und Donner zogen weiter, und nach einer Weile war auch der Strom wieder da. Und da sah ich ihn, wie er hingemäht auf dem Rücken lag, in der Küchentür, und sich nicht rührte. Jetzt war er bloß ein Mensch; seine Augen waren glasig, und er hatte einen neuen Ausdruck im Gesicht.
    Er sah überrascht aus.
    So, was jetzt kommt, könnte ein bisschen schwer zu glauben sein.
    Ach, wirklich.
    Wissen Sie, normalerweise, wenn man in seinem eigenen Haus einen Eindringling erschießt, besonders einen Serienmörder, ist das Erste, was man anschließend tut, ja doch wohl die Polizei zu rufen.
    Richtig.
    Oder schleunigst zum nächsten Nachbarn zu rennen.
    Richtig.
    Richtig. Aber ich hab weder das eine noch das andere getan.
    Was haben Sie denn dann getan?
    Nichts. Ich bin schläfrig geworden. Ich meine, der Typ war tot – ich hab ihn ein paarmal

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