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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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frische Spannung und seine Handgelenke zeugten von neuer Hoffnung. Ich stand auf und packte ihn. Er war noch nicht stark genug, um mehr als albernen Widerstand zu leisten, aber ich fragte mich, als ich ihn mir über die Schulter warf, was wohl passieren würde, wenn er mich biss. Ich rechnete schon halb damit. Aber er tat es nicht.
    Walker stand oben an der Treppe und sein Gesicht sprach deutlich von dem, was er gerade gesehen hatte: Ich, die Frau, mit der er mit wachsender Finesse und gefährlicher Wärme schlief, auf allen vieren, wie ich einen ausgeweideten Menschen fraß. Er dachte an die Zeit, als unsere Blicke sich in tiefem Erkennen gekreuzt hatten. Ja, das war ich. Und das hier war ich auch. Die Frau war ich und das Ungeheuer auch. Das hatte er bislang noch nicht verstanden. Er hatte es zwar intellektuell eingeräumt, aber nicht geglaubt. Nun war es so weit. Zwei Meter fünfundsiebzig groß, mit blutigen Opernball-Handschuhen und zwinkernden Brocken Fleisch. Ein brutal erfrischender Schock. Ein möglicher Paradigmenwechsel für die Zukunft, denn in die Vergangenheit zurück gab es keinen Weg mehr.
    Die Liebende wollte ihn trösten. Das Ungeheuer war blutgetrieben, geil und bereit für noch mehr Fleisch. Die Mutter war verzweifelt und spürte, wie die Zeit zu nichts verging.
    Ich drehte mich um und rannte los.
    Zwei weitere Treppenabsätze brachten uns ins Erdgeschoss, ich konnte es riechen. Offene Doppeltüren gingen auf ein großes, unordentliches Büro hinaus, noch mehr Schreibtische und Computer, verstreute Papiere, keine Angestellten. Identische Doppeltüren am anderen Ende. Verschlossen. Elektronisch. Karte und Zugangscode.
    Aber die Türen waren nicht so dick wie bei einem Safe, und diesmal waren wir zu dritt. Ich setzte Caleb ab. Es gab keinen Grund, Wilson und Devaz auch nur grob zu instruieren. Beim dritten Reißen knirschte die linke Tür und sprang aus dem Schloss. Dahinter lag nicht, wie ich erwartet hatte, das Atrium oder ein Empfangsbereich, sondern eine Laderampe. Aufgestapelte Metallkisten, Gabelstapler, eine stumpfnasige britische Zugmaschine ohne Auflieger. Der Platz war ölfleckig, frostig und stank nach Rost. Das Rollgitter in die Außenwelt stand einen Meter weit auf. Devaz sprang über den Truck, packte den Griff und warf das Gitter nach oben.
    Nachtluft voller klammer Felder und mondheller Kälte. Ein großer asphaltierter Platz mit ein paar kleineren Trucks und Lieferwagen, weitere Containerauflieger, Unkraut bahnte sich einen Weg. Der ganze Platz war von einem Aluminiumzaun mit Stacheldraht gesichert. Dreißig Meter entfernt die feuchte Stille eines dichten Waldes. Die Gerüche und die vom Mond geschnitzte Offenheit erfüllten mein Herz mit Jubel. Es war, als liefe ich in die Arme einer verloren geglaubten Liebe.
    Devaz und Wilson, von ihrem ersten Mondlicht im Fluch übergossen, hoben ihre verzückten Schnauzen und wollten heulen – da sah ich den Scharfschützen.
    Er lugte aus dem Schiebedach eines Allrads, der fast ganz versteckt zwischen zwei Aufliegern stand.
    Ich schleuderte Wilson derart vehement ein WEG! zu, dass seinen Schädel wie ein Diskus getroffen haben musste – dann lag er in der Brust getroffen da – und diesmal, das wusste ich, wirkten die Kugeln.
    Es gab keine Zeit mehr, sich noch zu rühren, und alle Zeit der Welt, zu spüren, wie ich mich nicht rührte, die erstarrten Synapsen, die komplizierte mathematische Formel der Neuronen, die auf gar keinen Fall zu Ende durchgerechnet sein konnte, bevor die Kugel traf. Der Augenblick dehnte sich, groß und langsam und klar genug, um noch zu denken: ›Dies ist der letzte Augenblick, ich stehe mit einem Vampirkind in den Armen da und –«
    Dann der Blutrausch und die zellulären Blitze wie unzählige winzige Sterne, die auf die Haut einstürmen, als aus der Dunkelheit jenseits des Zauns ein Werwolf fiel, das tödliche Ende einer riesigen Parabel, ein Sprung, der zwanzig Meter entfernt begonnen hatte, ausgelöst durch das Silber, das durch Wilsons Brust gerissen war.
    Madeline, in ihrer verwandelten Form, fiel auf den Scharfschützen herab wie ein Meteorit.

47
    Der Fahrer des Allrads – Murdoch, das wusste ich – reagierte schnell. Innerhalb einer Sekunde nach Madelines Aufprall auf dem Dach hatte er einen Gang eingelegt und raste los. Madeline, die dem Schützen die Kehle durchgebissen hatte, riss ihm den Kopf ab und warf ihn uns zu. Murdoch trat das Gaspedal durch. Reifen quietschten. Gewehre krachten trocken

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