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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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und klein über den Lärm des tobenden Motors. Madeline hielt sich fest. Murdoch musste erst seitlich gegen einen Container schleudern, bevor sie losließ. Noch einen Augenblick, und sie hätte uns einen weiteren Kopf zuwerfen können.
    Murdoch rammte den Zaun und brach unter dem Stacheldraht durch. Er schleuderte nach rechts und raste eine Zufahrtsstraße davon. Das Feuer aus Automatikwaffen folgte ihm, doch das hielt ihn nicht auf.
    Devaz stand auf allen vieren über Wilsons Leiche, ließ den Kopf hängen, schnüffelte. Ich setzte Caleb ab und rannte zu Madeline.
    ›Kind gesund. Ist bei Lucy.‹
    Madeline war nicht verletzt, und als ich bei ihr ankam, war sie schon wieder auf den Füßen und schickte mir diese Botschaft. Aber sie war ausgehungert. Ihr aufgewühlter Geruch und glänzende Haut verrieten Hunger am Höhepunkt. Ihre aufgeschreckten Toten lagen in dem Jammer auf ihrem Atem; ihre wache Vagina besaß ihre eigene suchende Schwere. Ich hätte sie in den Arm nehmen können. Das spürte sie, hatte keinen Raum dafür, ging schon an mir vorbei, ganz elektrisch geladen vor Hunger. Calebs Geruch an mir ließ sie würgen.
    ›Bitte warte. Bitte.‹
    Das tat sie, aber das zerrte ihr Blut in die falsche Richtung. Ich konnte spüren, was sie spürte: das Gebäude war noch bemannt, lebende Beute huschte keine fünfzig Meter entfernt.
    ›Kann nicht warten. Frag sie. Schau.‹
    Hinter mir. Ich drehte mich um. Konstantinov und Cloquet näherten sich bewaffnet. ›Mike hat sich befreit.‹ Der Russe schien so blass wie Caleb. Hinter ihnen schwang ein Metalltor in seinen Scharnieren.
    »Zoë ist in Sicherheit«, erklärte Cloquet. »Gott sei Dank geht es dir gut. Ein Wagen ist in der Nähe. Schnell.«
    Konstantinov hatte eine AK-47 bei sich, aber auch Silber dabei. Links und rechts an den Hüften Handfeuerwaffen in Holstern. Eine Klinge im Stiefel. Er ging kein Risiko ein.
    »Schnell«, wiederholte Cloquet.
    Walker war ein paar Meter entfernt zusammengebrochen. Konstantinov eilte zu ihm und brach unter seiner Nase eine Ampulle auf. Caleb, blass wie eine Wurzel, war zu einem der Trucks gekrochen und saß nun halb bewusstlos an einen der riesigen Reifen gelehnt. Ich zögerte. Um ehrlich zu sein, hatte ich noch nicht genug gefressen. Die paar Bissen von dem jungen Burschen im Gang hatten den Hunger eher noch befeuert, nicht befriedigt. Wenn ich nicht noch mehr bekam, waren die Menschen bald in Gefahr. In ein paar Stunden war selbst Cloquet nicht mehr sicher. Eine Wolke, die den Mond halb bedeckt hatte, zog weiter, und das Licht brandete über den Hof. Das war zu viel für Madeline. Sie sprang auf den offenen Schlund des Gebäudes zu.
    In diesem Augenblick fielen drinnen mehrere Salven. Schreie. Weitere Schüsse – dann kamen drei WOKOP-Agenten rückwärts aus der Ladebucht gestolpert.
    Gefolgt von zwei weiteren Werwölfen.
    ›Trish, Fergus‹, bekam ich von Madeline übermittelt. Beide bluteten aus einer Handvoll Einschusslöchern, kein Silber, es tat ihnen nicht weh. Konstantinov steckte dahinter. Angriff von beiden Seiten. Murdoch war irgendwie hindurchgeschlüpft, hatte einen anderen Ausgang genommen. Murdoch würde immer einen Ausweg wissen.
    Devaz packte den ersten Agenten an der Kehle, hob ihn vom Boden, brach ihm das Handgelenk, als er ihm die Waffe aus der Hand riss. Die beiden anderen Jäger hatten keine Munition mehr. Für sie gab es keinen Ausweg.

48
    Trish und Fergus ließen schon bald selig von der Mission ab. Bis Konstantinov und Cloquet Walker in den Lieferwagen verfrachtet hatten, waren sie schon in jenem Stadium jenseits aller Vernunft, dem Stadium jenseits von allem – punktum. Trish war auf allen vieren und schob die Schnauze unter die Rippen ihres Opfers, Fergus reckte die Schnauze hoch und blies Wolke um Wolke mondbeschienenen Atems hinaus, während er Trish von hinten nahm. Ein Nerv im Bein des Opfers ließ dieses im selben Rhythmus zucken, so als würde ihm die Melodie des eigenen Todes gefallen. Ich war feucht vom Zuschauen, vom lebendigen Fleisch, von meinem Anteil am chaotischen kleinen Rudelbewusstsein, dazu, natürlich, durchgeknallte Bilder aus der Nacht mit Jake in Big Sur. Ohne Liebe war es nicht dasselbe – keine Zärtlichkeit versüßte die Grausamkeit, kein kultivierter Gegenpol zur Bestie – aber immerhin noch eine bacchanalische Alternative, eine exquisit ekelhafte Feier des Fluchs.
    Ich verbrachte allerdings nicht die ganze Zeit damit, zuzuschauen. Ich hatte mir mein Opfer

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