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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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doch selber ficken – oder es aber wohl eher selbst versuchen, mich zu ficken. Im Augenblick jedoch tat das frisch veränderte Blut, was man ihm sagte. Darin lag ein Freudesblitz für ihn, Gehorsamkeit zu Füßen seiner Herrin, eine Fähigkeit, die er vorher noch nicht an sich gekannt hatte, und das nährte natürlich weiter sein Verlangen; zu tun, was ich ihm sagte, machte es ihm immer schwerer zu tun, was ich ihm sagte. Das Absurde vermehrte sich, schwärmte aus. ›Tja‹, hörte ich Jake fast sagen, ›wenn du einfach so herumspazierst und mir nichts, dir nichts den Fluch austeilst – was kannst du da anderes erwarten, Lu?‹
    Die Tür schloss sich hinter Murdoch. Devaz riss den Schlüssel von Tunners Hals und ging zur Kontrolltafel. Im Nebenraum hatte die Schießerei aufgehört, die Schreie aber nicht. Zwei, drei verschiedene Stimmen, vermutete ich. Ich konnte Wilson da draußen riechen, dünner, gemeiner als Devaz’ satter Gestank. Er war fast satt, vollgestopft und verwirrt von zu vielen Opfern. Wenn er so weitermachte, würde er das bedauern.
    SCHNELL, BITTE …
    In traumwandlerischer Qual sah ich zu, wie Devaz’ Tierfinger sich um die Präzision mühten, den Schlüssel einzuführen und zu drehen. Ich fragte mich, wie viele Männer wohl in diesen Räumen waren, wie viele noch lebten, wie lange Murdoch brauchte, um sie neu aufzustellen. Irgendwo würde jemand die Silbermunition austeilen. Nach allem, was ich wusste, schlossen sich in dieser Sekunde für genau diesen Fall weitere Sperrtüren.
    Eines der roten Lichter auf der Tafel wurde frostig grün. Die Stäbe fuhren hoch. Walkers Stahlkabel kam frei. Devaz sah mich an. Er hatte ebenfalls gefressen, aber nicht wie Wilson. Sein Hunger tobte noch, wahllos, nach irgendetwas – und da war Walker, der kaum auf die Beine kam.
    DER NICHT. UND WIR NEHMEN DEN JUNGEN MIT.
    Devaz wendete sich knurrend ab und stürzte sich auf Tunner, der noch lebte, aber kaum bei Bewusstsein war. Mit einem Biss nahm er ihm die halbe Kehle heraus. Die Halsschlagader gab ein paar Sekunden lang Blut von sich wie ein wohldosierter Wasserspender, dann versiegte sie. Walker, noch immer in Hand- und Fußfesseln, sah zu, während ich den Schlüssel zu Calebs Zelle im Schloss drehte.
    Der Junge war ohnmächtig geworden. Ich mochte zu spät gekommen sein. Entweder hatte meine Toleranz für Vampirgestank eine neue Höchstgrenze erreicht, oder er war dem Tod so nahe, dass er seinen Artengeruch verloren hatte. Jedenfalls würgte ich nur einmal kurz, als ich ihn hochhob. Er wog praktisch nichts. Genauso gut hätte ich einen Beutel Styroporflocken tragen können.
    Blut gab es genug. Ich tunkte einen Finger in die Pfütze, die sich um Tunner gebildet hatte, und berührte damit Calebs Lippen.
    Zwei Sekunden. Drei. Fünf. Seine Zunge – trocken wie die einer Eidechse – bewegte sich, schmeckte, erkannte. Der weiche Mund legte sich fest um meinen Finger. Ich fütterte ihn noch ein wenig. Caleb schlug die Augen auf. Unterdrückte den Reflex, sich loszureißen. Ich öffnete Tunners Oberschenkel mit einer Kralle und hielt Caleb hin.
    »Nein«, hauchte er. »Er ist tot. Tot … geht nicht.«
    Stattdessen schlappte er das Blut vom Boden wie eine Katze eine Pfütze Milch. Nicht giftig, nahm ich an, weil es geflossen war, als Tunner noch lebte. Ich sah zu Walker auf, der auf den Beinen war, an den verbliebenen Stäben lehnte und sich die Rippen hielt. Er strahlte Angst aus, aber nur schwach. Was er da vor Augen hatte, war ungeheuerlich, aber das änderte nichts an dem, was ihm zugestoßen war. Das machte mich plötzlich wütend. ›Sei doch nicht so eine verdammte Memme. Jede Minute wird in den USA eine Frau vergewaltigt. Findest du, die sollten alle aufgeben und eingehen?‹
    Ich riss Tunners Taschen ab, bis ich eine fand, in der sich ein Schlüsselbund befand, den ich Walker zuwarf. ›Du denkst, ich erkenne dich nicht. Doch das tue ich.‹ Er wusste, ich hatte recht, aber er nahm nichts als gegeben an. In dem engen Raum war es heiß und voller brutaler Möglichkeiten. Da Tunners Oberschenkel eh schon aufgeschlitzt war, riss ich mir ein Stück Fleisch heraus und stopfte es mir ins Maul. Oh, mein Gott, ja. Mehr. Mehr. Mehr .
    Doch für mehr war keine Zeit. Wenn wir jetzt nicht flohen, würden wir nie mehr fliehen. Ich ging in die Zelle, schnappte mir Kittel und Tagebuch und drückte beides Walker in die Hand. Dann schnappte ich mir Caleb und stellte ihn auf die Füße. Er zischte mich an, aber es

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