Baedeker Reiseführer London
Landschaftsräumen wie z. B. in der »Felsengrotten-Madonna« (1483 – 1508, Saal 2), wo der Johannes- und Christusknabe im Beisein Mariens und eines Engels betend und segnend in einer felsigen Landschaft erscheinen. Eher kontemplativ als »sacra conversazione« präsentiert Raffael (Saal 8)die »Thronende Muttergottes« mit den Heiligen Johannes dem Täufer und Nikolaus (1506). Großartig ist außerdem sein Bildnis »Papst Julius II.« (1512). Die Malerei des Manierismus in Italien ist vertreten durch Michelangelo s »Grablegung« (Saal 8), deren Figurenkomposition und muskulöse Körper auf die 1500/ 1501 ausgegrabene Laokoongruppe verweisen. Agnolo Bronzino gestaltete seine kühl-erotische »Allegorie« in den 1540er-Jahren mit den nackten Figuren von Venus und Amor, der Haare raufenden Eifersucht, der maskenhaften Darstellung des Betrugs und des alten Mannes als Verkörperung der Zeit (Saal 8). Correggio malte 1520/1525 seine reizvolle Lehrstunde von Merkur für Amor im Beisein von Venus in der Art der Heiligen Familie und eine liebreizendeMadonna mit Kind vor der Zimmermannswerkstatt von Joseph (beide Saal 2). Bewegungsreich und dramatisch inszeniert dagegen Tizian die Begegnung von »Bacchus und Ariadne« (Saal 12), während Andrea del Sarto das grüblerisch-blasse »Bildnis eines jungen Mannes« (Saal 8) wiedergibt. Lorenzo Lotto präsentiert eine herausgeputzte venezianische Dame als »Lukrezia« (Central Hall). Dekorativ-festlich gestaltete Paolo Veronese seine großformatigen Schilderungen wie die »Die Familie des Darius vor Alexander« (Saal 9). Spektakulär ist Tintoretto s Auffassung von der »Entstehung der Milchstraße« (Saal 10): In zuckendem Licht erscheinen torsierte Körper, als Hera den an ihrer Brust säugenden Heraklesknaben wegschleudert und sich dabei der Strahl der göttlichen Milch über den Himmel ergießt. In flackerndes Farblicht taucht El Greco seine religiösen Schilderungen mit den typisch manieristisch gelängten Figuren wie der »Vertreibung der Wechsler(Saal 10).
BAEDEKER TIPP !
Friday Lates
»Start your weekend at the Gallery«. So wirbt die National Gallery für die Freitagabende, wenn bis 21.00 Uhr geöffnet ist – für mehr als nur Gemälde betrachten, denn es gibt Führungen, Live-Musik, Diskussionsrunden oder einfach nur entspannte Gespräche an der Bar.
Deutsche und niederländische Malerei
Von Lucas Cranach d. Ä. stammt ein feinsinniges »Bildnis einer jungen Frau« (Saal 4) und von Hieronymus Bosch eine ausdrucksvolle Wiedergabe von »Christus mit der Dornenkrone« (Saal 5). Albrecht Altdorfer präsentiert sich mit der »Landschaft mit Brücke« (Saal 4) als Meister der so genannten Donauschule. Hans Holbein d. J. aus Augsburg malte 1533 die französischen »Gesandten« am Hof von London, Jean de Dinteville und Bischof Georges de Selve, in einem perspektivischen Bravourstück mit allerlei Gegenständen wie Globus, Sonnenuhr und Musikinstrumenten, die hintergründigen Verweischarakter haben (Saal 4). Von Jan Brueghel d. Ä. stammt eine bäuerlich-drastische »Anbetung der Hl. Drei Könige« (Raum 14).
NORDFLÜGEL (MALEREI VON 1600 BIS 1700)
Niederländische Malerei
Peter Paul Rubens lieferte als Beitrag zur Barockmalerei des 17. Jh.s das reizende Bildnis seiner Schwägerin »Susanne Fourment« mit dem Strohhut. Bewegte, in Licht und Schatten getauchte Menschenmassen kennzeichnen seine Darstellung von »Krieg und Frieden«: der Frieden als üppige Nackte, gefolgt von Glaube und Wohlstand; dagegen rechts der Krieg als Gepanzerter mit der Kriegsgöttin, der Zwietracht und der Pest sich zur Flucht wendend (beide Saal 29). Anthonis van Dyck war Englands bedeutendster höfischer Maler in der Epoche Karls I. Das Reiterporträt des Monarchen ist eine seiner großartigsten Schöpfungen (Saal 31). Frans Hals (»Mann mit Schädel«, Saal 24), Gabriel Metsu (»Mann und Frau am Virginal«, Saal 27), Jan Vermeer (»Dame am Klavichord«, Saal 25) und Jan Steen (»Kegelspieler vor einem Wirtshaus«, Saal 15) dagegen malten die bürgerliche Lebenswelt. Zu den wichtigen Landschaftsmalern zählen Philips Koninck mit einer »Landschaft mit Straße und Fluss« (Saal 22)sowie Jacob van Ruisdael mit einer »Landschaft mit Ruine und Kirche« (Saal 22). Rembrandt van Rijn besticht durch seine einfühlsamen Porträts in weich modelliertem Farblicht, z. B. sein Selbstbildnis oder das Porträt von Hendrickje Stoffels (beide Saal 23). Eine neuartige Verbindung von Historienbild und religiöser
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