Baedeker Reisefuehrer Toskana
beeindrucken drei großformatige Madonnentafeln: »Thronende Madonna mit Engeln« (um 1275) von Cimabue, die »Maestà« (1285) von Duccio sowie die »Maestà« (um 1310) von Giotto. Sie verdeutlichen den Übergang von der byzantinischen Malerei mit der Mariendarstellung als wesenlose Himmelskönigin zu einer auf Beobachtung gegründeten Bildvorstellung von einer menschlichen Frauengestalt. In Saal 3 hängt Simone Martinis »Verkündigung« (um 1333), ein Gemälde von großer Feinheit und Eleganz, in Saal 5 / 6 ist der internationale gotische Stil u. a. mit der prachtvoll inszenierten »Anbetung der Könige« (1423) von Gentile da Fabriano vertreten. Die Werke der Frührenaissance in Saal 7 sind wegen der erstmaligen Verwendung der Zentralperspektive von Bedeutung, darunter die »Hl. Anna Selbdritt« (um 1420) von Masaccio, die »Schlacht von San Romano« (um 1456) von Paolo Uccello, die von natürlichem Sonnenlicht durchflutete »Thronende Madonna mit Heiligen« (um 1445) von Domenico Veneziano sowie die nach dem Vorbild der antiken Medaillenkunst in strengem Profil gestalteten Bildnisse des Herzogspaares von Urbino (um 1465) von Piero della Francesca. In Saal 8 strahlt Filippo Lippis mädchenhafte »Madonna mit Kind und zwei Engeln« (um 1465) Heiterkeit und Anmut aus. Die Kleinplastiken der Brüder Antonio und Piero Pollaiolo in Saal 9 sind Ausdruck intensiver Anatomiestudien.
BAEDEKER WISSEN ?
Nicht versäumen
Saal 2: Madonnentafeln von Cimabue, Giotto und Duccio
Saal 7: Bildnisse des Herzogs-paares von Urbino von Piero della Francesca
Saal 10: Geburt der Venus von Botticelli
Saal 15: Verkündigung von Leonardo da Vinci
Saal 25: Heilige Familie von Michelangelo
Saal 26: Madonna mit dem Stieglitz von Raffael
Säle 10 – 14 Botticelli
Mit ungefähr dreißig Jahren malte Sandro Botticelli das Altarbild »Anbetung der Könige« (um 1475), in dem er zahlreiche Zeitgenossen porträtierte. Es folgten die »Geburt der Venus« und die »Primavera« als Auftragsarbeiten für Lorenzo di Pierfrancesco de Medici, einen Vetter von Lorenzo il Magnifico. Die »Geburt der Venus« entstand vermutlich 1482/1483. Botticelli verbindet darin antikes und christliches Gedankengut. So malt er einen weiblichen Akt nach dem Vorbild einer antiken Statue der Liebesgöttin Venus und greift indirekt auf den Typus des christlichen Taufbildes zurück. Im selben Saal befindet sich auch der berühmte Portinari-Altar , der kurze Zeit vor der »Geburt der Venus« als Auftragswerk Tommaso Portinaris, des Leiters der Medici-Bank-Filiale in Brügge, von Hugo van der Goes gemalt wurde. Der Altar beeindruckt zwar durch seinen Naturalismus und Realismus, aber insgesamt bleibt die Malerei nördlich der Alpen stark mystisch-religiös geprägt.
Saal 15, Saal 16 Verrocchio, Leonardo
Leonardo da Vinci wurde bei Andrea del Verrocchio ausgebildet; gemeinsam mit ihm malte er die »Taufe Christi im Jordan« (um 1470). Seine »Verkündigung« (1470/1475) in extremem Breitformat besticht durch die atmosphärische Landschaftswiedergabe und die emotional bewegten Gestalten. In der »Anbetung der Weisen« (begonnen 1481) hat Leonardo die aufkommende Krisenstimmung seiner Zeit subtil erfasst. Seine Madonna mit dem Kind ist umringt von Menschen, die der Geburt des Gottessohnes teils mit Verwunderung, teils mit Schrecken begegnen.
Saal 20 Deutsche Renaissancemalerei
Die deutsche Renaissancemalerei in Saal 20 wird vertreten durch Meisterwerke von Lucas Cranach: Porträts von Martin Luther und seiner Frau Katharina von Bora, ein Selbstbildnis und ein eindrucksvolles Melanchthon-Porträt sowie »Adam und Eva« in leicht erotischer Manier. Von Albrecht Dürer sind zu nennen »Madonna mit Kind« (1526), »Bildnis des Vaters« (1490) und »Anbetung der Könige« (1504), kurz vor seiner zweiten Italienreise entstanden.
Saal 21 Venezianische Renaissancemalerei
Die venezianische Renaissancemalerei, für die eine weiche, tonale Farbgebung und ausgewogene Licht-Atmosphäre sowie harmonische Landschafts- und ruhige Figurendarstellungen charakteristisch sind, ist mit der »Christlichen Allegorie« (um 1485) von Giovanni Bellini präsent, mit zwei Szenen aus dem Leben Moses‘ (Urteil Salomos, Feuerprobe) und dem Bildnis eines Malteserritters von Giorgione.
Saal 24 – 26 Michelangelo, Raffael
Michelangelos »Heilige Familie« (1503/1504) in Rundform zeigt keinerlei religiöses Pathos. Dem für die Hochzeit von Agnolo Doni mit Maddalena Strozzi gemalten Bild sieht man
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