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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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darüber, wie er den Besuch bei der Rasmussen möglichst unauffällig einfädeln könnte. Die ungewohnte Handymelodie, die in seiner Hosentasche erschall, wies darauf hin, dass die Nummer keinem Namen zugeordnet war.
    »He, Süßer, wo treibst du dich denn herum?« Es war Svenja.
    Der Anruf ließ sofort sein Herz pochen. »Wo steckst du, Svenja?«
    Ihre Antwort war ernüchternd. »Auf Helgoland, du wirst es nicht glauben.«
    Olli biss sich auf die Lippen. Blöde Frage, blöde Antwort.
    Svenja lachte aber. »Du Dummbatz. Was ist los mit dir? Hast du einen Trauerkloß gefressen? War doch nett heute Vormittag, oder?« Er liebte ihre Stimme. Liebte er auch Svenja?
    Sie wartete seine Antwort nicht ab. »Olli, hast du nicht Lust, nachher in die Mocca-Stuben zu kommen? Das ist eigentlich das ganze Jahr über ein sehr ordentliches gutbürgerliches Restaurant auf dem Oberland, aber in der Hochsaison im Sommer veranstalten sie immer wieder zusätzlich am Ruhetag ein Themenfest. Heute Abend findet dort offiziell ein Maskenball für die Touristen statt, obwohl die wenigen Dauergäste, die nicht nachmittags mit den Fähren entschwinden, lieber im Unterland bleiben. Das Inselvolk ist in den Mocca-Stuben weitgehend unter sich, es ist ein Geheimtipp und absoluter Kult. Vom Lumpenball im letzten Jahr haben alle Kollegen im Institut geschwärmt. Da kannst du die Helgoländer Gesellschaft einmal richtig kennenlernen, wenn du magst. Oder weilst du etwa noch unter den Toten?«
    Nein, Olli fühlte sich wieder einigermaßen taufrisch. Natürlich war der Gedanke prickelnd, denn vielleicht könnte er dort die von Stuhr angedeuteten Verstrickungen aufschnappen. Er hatte nur eine schlimme Vorahnung, wie der Abend enden würde. »Nein, nicht mehr richtig tot. Nur noch halb tot. Weiß nicht, ich sitze hier am Hafen, aber im Inselkrankenhaus erlöschen bereits um 22 Uhr die Lichter. Ich werde dort sehnsüchtig zurückerwartet.«
    »Etwa von Dieter?«, neckte Svenja schlagfertig.
    »Nein, natürlich nicht, aber wo soll ich denn sonst hier auf der Insel jetzt noch unterkommen? Ich kann doch schlecht nachts im Krankenhaus mit einer Alkoholfahne einrücken?«
    Seine Antwort schien sie ernsthaft zu erstaunen. »Na, wo solltest du schon wohnen, du Blödmann? Bei mir natürlich. Ich denke, wir sind zusammen, mein Süßer? Ich habe inzwischen Quartier im Obergeschoss der Biologischen Anstalt bezogen, und natürlich schlafen wir zusammen. Ich sage dir, wir werden noch heiraten, so stand es jedenfalls im Horoskop.«
    Das kam unerwartet, und von Sternzeichen verstand er überhaupt nichts. Er war eben nur ein Mann und deswegen dosierte er seine Kritik sorgfältig. »Heute Mittag warst du irgendwann einfach weg, Svenja. Das fand ich nicht so lustig. Es ging mir nicht gut.«
    Svenja schwieg kurz, bevor sie ihren eigenen mittäglichen Zustand vornehm umschrieb. »Es gibt Momente für lebenslustige und selbstbestimmte Frauen, da müssen selbst die sich notgedrungen zurückziehen. Ihr könnt mit dem Alkohol sowieso viel besser um als wir, und du warst doch bei Dieter in guten Händen. Deswegen habe ich mich lieber allein hingepackt, und jetzt geht es mir auch wieder halbwegs gut.«
    Eine Glanzvorstellung war das auf dem Schiff von allen dreien sicherlich nicht gewesen, und die glückliche Rettung aus dem Chaos kam eher unerwartet als verdient. Sie schien sein Abwarten als Ablehnung zu deuten. »Komm schon, Olli, es wäre schön für mich, mit dir heute Abend zusammen zu sein. Wir trinken nur ein einziges Konterbier und keinen Schnaps. Dann gehen wir zusammen in die Koje. Einverstanden?«
    Das mit der Koje klang gut, ihre Stimme ohnehin, und das Konterbier war aus medizinischen Gründen unerlässlich. Er stimmte zu. »Gut, dann werde ich mich eben im Krankenhaus abmelden. Wo ist die Kneipe denn zu finden?«
    Sie lachte erleichtert in ihr Handy. »Auf dem Oberland. Am besten nimmst du vom Lung Wai aus den Fahrstuhl zum Oberland. Dort musst du erst mal eine Zeit lang geradeaus gehen. Dann scharf rechts und wieder links, und schon stehst du vor der Tür. Ich warte drinnen auf dich, mein Süßer. Einen Augenblick brauche ich aber noch, ich muss mich noch ein wenig aufbrezeln.«
    »Was wirst du denn tragen?«, forschte Olli interessiert nach.
    Sie lachte. »Das möchtest du gern wissen, du Schelm, was? Es wird dir schon gefallen. Lass dich überraschen und komm ins Oberland.«
    Olli fluchte innerlich. Oberland, Oberland. Nein, Oberwasser wollte er bei Svenja bekommen.

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