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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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halben Weg zum Flughafen befand.
    Schließlich verharrte sie verzweifelt heulend am Geländer der Landungsbrücke. Das würde ihrem Ruf auf der Insel sicherlich nicht zuträglich sein, befand Olli. Er fühlte sich wieder einmal in Bezug auf die schlechte Menschenkenntnis Stuhrs bestätigt. Eine kleine feine Dame sollte das sein. Stuhr musste sich in sie verguckt haben.
    Ollis Mission war hier beendet. Er hatte die Gegenspielerin von Reinicke aufgespürt, und Duckstein war dabei, sich aus dem Staub zu machen. Das alles schien für ihn mehr ein Beziehungsdrama als ein Mordfall zu sein. Darum sollte sich Stuhr lieber kümmern.
    Aber zunächst unternahm er noch einen neuen telefonischen Anlauf bei Svenja. Dieses Mal hatte sie endlich Zeit für ihn.  

     

     

26 Sandburgen

    Der Kieler Kommissar hatte sich noch ein wenig in Cuxhaven umgesehen. Vom Stadtbild her bot es nicht besonders viel. Die Stadt wurde erst im letzten Jahrhundert gegründet, und die 50er- und 60er-Jahre hatten rigoros das alte Stadtbild planiert, soweit es nicht vom Bombenhagel in Mitleidenschaft gezogen worden war. Beeindruckend fand Hansen allerdings nach wie vor den alten Windsemaphor nahe der Alten Liebe, ein technisches Großgerät, das den auslaufenden Schiffen mit Signalarmen und -zeigern die Windstärken und -richtungen vor Borkum und Helgoland anzeigte. Obwohl die moderne Technik dieses Wahrzeichen längst überflüssig gemacht hatte, war es als technisches Museum noch in Betrieb.

     
    Dann war er noch einmal kurz zum Strand nach Duhnen gefahren. Viel geändert hatte sich nicht in den letzten Jahren, und da er wenig Lust verspürte, sich am Strand durch Sandburgen zu kämpfen, hatte er sich auf die Rückfahrt gemacht. Zum Glück gab es in Wischhafen vor dem Anleger der Elbfähre nach Glückstadt keine Warteschlange, und so schälte er sich auf dem Schiff aus dem Fahrzeug und genoss die Querung zwischen den großen Pötten, die auf dem Fluss unterwegs waren. Der Genuss hielt sich jedoch in Grenzen, denn Stüber rief an. Er hatte Neuigkeiten.
    »Volltreffer, Hansen. Die Leiche auf Sylt konnte identifiziert werden. Es handelt sich um Richard Heidenreich, einen Investor aus Hamburg. Mitarbeiter seiner Firma hatten sich gewundert, dass er auch am dritten Tag nach seinem Ausflug nach Sylt nicht in sein Direktionszimmer zurückgekehrt war. Da keine Familienangehörigen bekannt waren, hatte man sich kurzerhand an die Polizei gewandt.«
    »Mensch Stüber, das Autokennzeichen, von dem Grenz bei den Landungen berichtet hatte. HH-RH. Das würde doch passen!«
    Sein Oberkommissar blieb gelassen. »Schon gecheckt, Chef. Er hatte sogar zwei schwarze Limousinen mit dem Kennzeichen, beides Bentley. Aber mit der Kennung gibt es noch 42 andere schwarze Fahrzeuge, die infrage kommen können. Da müssen wir abwarten.«
    Das leuchtete Hansen ein. »Ist denn bekannt, was ihn nach Sylt getrieben hatte?«
    Stüber legte wie immer eine kleine Kunstpause ein, bevor er exklusive Inhalte preisgab. Irgendwann würde ihn Hansen wieder einmal daran erinnern müssen, dass er sein Zuarbeiter und nicht sein Dienstvorgesetzter war. Dann kam er aber endlich mit den Informationen herüber. »Ja, seine Mitarbeiter haben uns die gesamte Akte zugemailt. Der Heidenreich schien noch ein Unternehmer vom alten Schlag zu sein, der hatte nichts zu verbergen. Er wollte in Hörnum durch eine große Sandaufspülung mit einem in Japan patentierten Verfahren der Nordsee die in den letzten Jahrzehnten weggespülten Landmassen wieder entreißen. Vorgesehen waren ein richtiger Südstrand und ein Sportboothafen, der bis an die Fahrrinne der Fährverbindung nach Helgoland reichen sollte. Dadurch hätten auch die Superreichen für ihre großen Yachten einen angemessenen Anlaufpunkt gehabt. Dahinter war eine entsprechende Bebauung durch Heidenreichs Architekten geplant. Insgesamt hätten dort fast 250 Millionen Euro verbuddelt und 100 vorwiegend hochwertige Arbeitsplätze geschaffen werden können, wenn nicht …«
    Stüber war nicht mehr zu verstehen, weil ein lautes Hupen auf der Fähre alles übertönte. Zuerst vermutete Hansen, dass eine Hochzeit gefeiert wurde, aber dann bekam er mit, dass die Fährpassage offenbar beendet war und sein Fahrzeug schlicht im Weg stand. Sollte er seine Plakette hochhalten und den anderen Mitreisenden damit kommunizieren, dass er ein wichtiges Gespräch zum Schutz der Allgemeinheit führte? Nein, besser war es, kleinlaut zum Auto zu schleichen und den Parkplatz

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