Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
Vom Netzwerk:
Schließlich müssen wir dem Landtag und dem Rechnungshof gegenüber für einen geregelten Mittelabfluss sorgen.«
    Dr. Rogge räusperte sich. Er schien zu überlegen, wie er den nächsten Satz beginnen sollte. »Herr Dreesen, ich habe da einen besseren Vorschlag. Vielleicht ist es Ihnen ja möglich, sich am Wochenende den Förderbescheid direkt auf unserer schönen Insel abzuholen. Dann könnten Sie sich gleich am Montag die notwendigen Zustimmungen einholen. Für die Kosten für Hotel und Flug kommt selbstverständlich die Anstalt auf, und Spesen werden Ihnen natürlich auch ausnahmslos erstattet.«

     
    Das war ein Bestechungsversuch. Was musste in Dr. Rogge vorgehen, dass er ihn so direkt und plump anging? Nein, das konnte er so nicht stehen lassen. »Aber Dr. Rogge«, entrüstete sich Dreesen, »Ihr Angebot kann ich als Landesbeamter unmöglich annehmen, das würde mich ja in die Nähe von Korruption versetzen.«
    Dr. Rogge ruderte sofort zurück. »Korruption? Nein, keineswegs. Da haben Sie mich gründlich missverstanden. Wir sind schließlich eine öffentlich geförderte Institution, so etwas können wir uns überhaupt nicht leisten. Mir geht es nur um eine gewisse Beschleunigung. Können Sie in der Richtung nicht etwas für uns tun?«
    Die Sache stank gewaltig. »Senden Sie mir doch einfach den Bescheid in Kopie zu, dann werde ich sehen, was ich unternehmen kann.«
    Das schien Dr. Rogge nicht zu helfen, denn seine Stimme wurde flehend. »Herr Dreesen, können Sie nicht mehr tun? Bitte verwenden Sie sich doch für uns.«
    Es war kein unangenehmes Gefühl, Dr. Rogge auf den Knien rutschen zu hören. Jetzt musste Dreesen ihn nur noch irgendwie abwatschen. »Lassen Sie uns die Angelegenheit einmal andersherum beleuchten, Herr Dr. Rogge. Ich koordiniere in der Staatskanzlei dienstlich alle Projekte, die den Lebensraum an der Küste betreffen. Das politische Schlagwort heißt ›Zukunft Meer‹. Ich habe bisher immer ordnungsgemäß alle Projektanträge von der Biologischen Anstalt an die entsprechenden Ressorts weitergeleitet, damit dort geprüft werden kann, aus welchen Fördertöpfen sie finanziert werden können. Die Antworten habe ich umgehend an Herrn Reinicke zurückgeleitet, der daraufhin unter Finanzierungsvorbehalt die Anträge in den entsprechenden Regionalbüros gestellt hat. In diesem Moment war meine Funktion als Landesdiener erfüllt. Ihre Papiere befinden sich außerhalb der Einflusssphäre meines Schreibtisches, Sie verstehen?«
    Dr. Rogge verstand natürlich sofort, dass von Dreesen hier keine Hilfe mehr zu erwarten war. Dennoch ließ er nicht locker. »Aber nur einmal zum Hörer greifen und bei den Kollegen ein wenig nachlegen, das wird Ihnen doch möglich sein, oder nicht?«
    Die Bitte des Anstaltsleiters eröffnete Dreesen die Chance, ein neues Kapitel seiner Lieblingsbeschäftigung aufzuschlagen. Die Prinzipienreiterei. »Dr. Rogge, nicht dass Sie mich jetzt falsch verstehen, aber wir sind hier die öffentliche Hand und keine Bananenrepublik. Bei uns ist alles genau nach Dienstverordnung und Geschäftsverteilung geregelt, und deswegen verlassen hier auch keine grünen Bananen das Haus.« Dreesen liebte es, in Antworten gleichzeitig Belehrungen einfließen zu lassen, und es war nicht zu überhören, wie Dr. Rogge am anderen Ende der Leitung nach Luft schnappen musste. »Herr Dreesen, ich wollte mich doch nicht in Ihren Regierungsapparat einmischen. Wenn Sie nicht hilfreich für mich wirken können, dann muss ich eben an noch höherer Stelle einsteigen. Ich denke …«
    Das kotzte Dreesen regelrecht an. Er kürzte das Telefonat ab. »Dr. Rogge. Nicht denken, sondern nachdenken, das ist unser Job hier von morgens bis abends, um bürgerfreundlich zu handeln. Da können wir uns unmöglich für irgendwelche Interessenslagen verkämpfen, Sie verstehen? Wenn Sie bei meinem Ministerpräsidenten um Hilfe nachsuchen, dann wird er mich vorher als Fachmann befragen, und er wird Ihnen selbstverständlich die gleiche Auskunft erteilen wie ich. Noch einmal, wir sind keine Bananenrepublik. Haben Sie mich jetzt verstanden?«

    Dr. Rogge verstand das alles sicherlich nicht, aber ihm war klar, dass das Telefonat nun beendet war, denn er grüßte zähneknirschend zum Abschied. Dreesen grüßte freundlich zurück und schmiss den Hörer befriedigt auf den Apparat zurück. Jetzt sollte Stuhr noch einmal anrufen, dann würde er ihm schon die Leviten lesen.

    Er nahm sich noch einmal die Projektliste vor, was ihn

Weitere Kostenlose Bücher