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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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keine Neugierigen nähern und die Spuren zerstören. Bitten Sie Ihre Kollegen vom Revier, den ganzen Sand nach Rasmussen abzusuchen. Ich fahre jetzt schnell zu Herrn Theißen hinunter.«
    Sie nickte zwar, aber Hansen war nicht klar, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Er schloss die Fenster des Fahrzeugs und wählte die Nummer von Rost, der wenig später in der Freisprechanlage zu hören war und sofort bestätigte, dass das Boot Fiete Rasmussen als Besitzer zuzuordnen war, wenngleich sein Bruder Rasmus der Eigentümer war. Rost teilte nochmals seinen Eindruck mit, dass Fiete Rasmussen bei der Vernehmung gemauert hatte. In der Tat hatte das Vernehmungsprotokoll wenig ergeben außer der Tatsache, dass Rasmussen öfter den Reinicke zu allen möglichen Zeiten mit seinem Börteboot transportiert hatte. Als Ziele fielen ihm gerade einmal Büsum und Sankt Peter ein. Also nichts Neues an der Westküste.

     
    Hansen stoppte sein Fahrzeug in einigem Abstand zum Fundort, denn er wollte nicht unnötig Spuren vernichten.
    Dann eilte er zu Thies Theißen, der ihm vor einer Sandmulde geschockt eine goldene Halskette entgegenhielt. »Die lag neben ihr, vermutlich ist sie ihr im Kampf abgerissen worden.«
    Hansen nickte beruhigend, denn jetzt konnte auch er das Opfer in der Sandmulde einsehen. Auf den ersten Blick konnte man fast den Eindruck haben, als sei die Frau nichts anderes als ein Ruhe suchender Strandgast, der sich mit geschlossenen Augen am Meeresstrand entspannte. Blut war nicht zu entdecken. Er fasste an ihr Handgelenk, um den Puls zu fühlen, aber die Wärme war schon aus ihrem Körper gewichen. Wenn man genau hinsah, konnte man am Hals Würgemale erkennen. Auch wenn es nur verwischte Fußspuren gab, zog Hansen den verstörten Theißen von der Mulde fort, damit der Erkennungsdienst noch genug Arbeit behielt.
    »Wie haben Sie denn bemerkt, dass das Opfer tot ist?«, fragte der Kommissar.
    Theißen fand nur mühsam seine Sprache wieder. »Ich habe das zunächst überhaupt nicht bemerkt. Ich kenne die Dame, Kommissar.«
    Erstaunt fragte Hansen zurück. »Sie kennen die Frau? Um wen handelt es sich denn?«
     
    Fast mechanisch spulte Theißen die Antwort herunter. »Ich habe sie schon öfter auf dem Flugplatz abgefertigt, zuletzt am Dienstagmorgen. Sie war eine angenehme Zeitgenossin. Sie musste am Dienstag einen ziemlich üblen Flug auf die Insel gehabt haben. Ich war überrascht, sie hier auf dem Sand anzutreffen, und eigentlich wollte ich ihr nur einen erholsamen Urlaub wünschen. Es handelt sich um Anna Maria Rasmussen, Hoteleignerin aus Helgoland.«
    Hansen pfiff durch die Zähne. Das war schier unglaublich.
    Seltsam war, dass Theißen ihn nicht ansah. Sein leerer Blick zielte an ihm vorbei. Sprach er etwa nicht die Wahrheit? Hansen entdeckte an der Halskette ein kleines Plättchen, auf das ›In ewiger Liebe‹ eingraviert war. Wenn die Kette ein Geschenk von Duckstein war, dann schien Stuhr mit seiner Annahme tatsächlich recht zu behalten, dass die Rasmussen und Duckstein zumindest zeitweise etwas miteinander gehabt haben mussten. Jetzt lag sie ermordet vor ihnen auf dem kalten Sand. Was für ein Leben hatte Anna Maria Rasmussen nur gehabt? In Polen groß geworden, nach dem Kalten Krieg von Dieter Duckstein in den Westen geholt, offensichtlich vor ihm in eine gutbürgerliche Ehe nach Helgoland geflohen und letztendlich hier auf dem Sand an der Nordsee verreckt. Hansen schüttelte es.
    Von Norden rasten jetzt zwei Polizeiwagen auf sie zu. Das eine Fahrzeug fuhr nach kurzem Stopp bei der Revierleiterin Clausen gleich weiter, vermutlich um die Suche nach Rasmussen aufzunehmen, während der andere Wagen langsam auf sie zu rollte. Die Kollegen von der Wache Sankt Peter stellten sich kurz vor und begannen, das Gebiet mit kleinen Stäbchen und rot-weißem Plastikband weiträumig abzusperren.
    Kommissar Hansen hakte Theißen ein und zog ihn zu seinem Dienstfahrzeug. »Kommen Sie. Der Rasmussen kann niemand mehr helfen. Das ist um. Aber Sie sind durchaus noch in der Lage, Ihr Schicksal in die eigenen Hände zu bekommen. Ich bringe Sie jetzt zu Ihrer Frau.«
    »Welcher Frau?«, fragte Theißen irritiert. Hansen empfand den geraden Theißen jetzt als ausgesprochen sperrig, dennoch ließ der sich ohne Widerstand auf den Beifahrersitz bugsieren, und nach kurzer Fahrt drückte Hansen ihn beim gestrandeten Börteboot zu seiner geschiedenen Frau aus dem Fahrzeug. Warum konnten sie nicht zusammen glücklich werden?
    Hansen grüßte

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