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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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widersprach allerdings jeglichen kriminalistischen Erfahrungen, die er in den langen Jahrzehnten seiner Tätigkeit gesammelt hatte. »Das Projektil, konnten Sie das schon identifizieren?«

    »Ja, das war ganz einfach. Es war eine Heckler & Koch, kennen Sie ja, das gleiche Modell wie Ihre Dienstwaffe. Aber wer die in der Hand hielt, das wissen wir natürlich nicht, denn die Waffe war nicht aufzufinden. Das mit dem Flugschein war eher Jagdglück, denn an die Speiseröhre und die Wirbelsäule gehen wir eher selten. Aber wo sollten wir schon suchen, die Extremitäten waren weitgehend verstümmelt.«
    Hansen erinnerte sich an den furchtbaren Anblick der Leiche. Es war so ziemlich das Schlimmste, was er bisher in seiner Laufbahn hatte verdauen müssen. Die inszenierte Malträtierung unter der Arche, die einem gewissen Plan folgte, ließ darauf schließen, dass Reinicke offensichtlich auserkoren war, eine Person oder eine ganze Gruppe von Personen abzuschrecken. Aber wovon? Und welche Personen?
    Der Kommissar bedankte sich und rief bei der Polizeistation St. Peter-Ording an. Die Clausen nahm prompt den Hörer ab, und Hansen schilderte ihr kurz die neuesten Erkenntnisse.
    Die Kollegin meldete sich mit resoluter Stimmlage zurück. »Dennoch, Kommissar Hansen, wenn Thies mir versichert, dass Reinicke in den letzten Tagen, und das schließt den Samstag mit ein, nicht mit dem Flieger in Büsum gelandet ist, dann stimmt das auch. Für Thies Theißen würde ich meine Hände ins Feuer legen. Wir sind hier an der Westküste und nicht in der Landeshauptstadt. Hier gilt noch das gesprochene Wort. Nichtsdestotrotz werde ich einen Kollegen entsenden, um auf dem Flughafen Büsum die Passagierlisten der ankommenden Flüge zu überprüfen. Sie werden sicherlich das Gleiche für die abgehenden Flüge in Helgoland veranlasst haben, schließlich muss jeder Flughafen Aufzeichnungen über alle Flugbewegungen führen. Ich melde mich wieder.«
    Clausen mochte mit ihrer positiven Meinung über diesen Flughafenleiter Theißen recht haben, allerdings hatte Hansen eher den Eindruck, dass die junge Kollegin in ihn verschossen war. Er rief die Wasserschutzpolizei auf Helgoland an, und wenig später hatte er den Kollegen Rost am Hörer. Er hatte sich entschieden, ihm nur das Notwendigste mitzuteilen, denn er ging davon aus, dass sich auf einer solch kleinen Insel alles schnell herumsprach.
    »Moin, Kollege Rost. Hier Hansen von der Kieler Kripo. Sind Sie mit Ihren Ermittlungen zu diesem Michael Reinicke weitergekommen?«
    Der Kollege berichtete brav über den neuesten Stand, aber Wesentliches war nicht zu vernehmen. »Reinicke war wohl einer der angesehensten Mitarbeiter der Biologischen Anstalt, privat war er jedoch gescheitert. Seine Frau hatte sich in einen anderen Insulaner verliebt. Scheidung, dann wechselnde Lebensgefährtinnen – was die Insel eben so hergab. Seinen Sohn musste er notgedrungen mit der Mutter nach Bad Bederkesa ziehen lassen, denn die Inselkinder erlangen in der Regel ihren gymnasialen Abschluss auf dem Schulinternat in Niedersachsen. Reinicke telefonierte täglich mit seinem Jungen. Als vier Tage lang kein Anruf von ihm kam und niemand auf der Insel ihn erreichen konnte, hatte seine Ex-Frau ihn heute Morgen vermisst gemeldet. Nach dem Anruf Ihres Kollegen Stüber habe ich Reinickes letzte Liebschaft aufgesucht. Sie hatte Donnerstag noch mit ihm gefrühstückt, bevor er sich auf den Weg zum Flughafen machen wollte. Ein echtes Liebes- oder Vertrauensverhältnis scheint das aber nicht gewesen zu sein. Seinen Kummer soll Reinicke öfter einmal mit Alkohol betäubt haben, aber das tun nicht nur in der trüben Jahreszeit viele Insulaner. Also im Großen und Ganzen nichts Auffälliges.«
    »Wir haben aber einen Flugschein für den Samstagmittag gefunden, ausgestellt für Reinicke, abgehend von Helgoland.«
    Kollege Rost widersprach. »Mag sein, aber ich habe bis eben gerade auf dem Flughafen Düne alles gesichtet. Es gab lediglich eine Vorbestellung von der Biologischen Meeresanstalt für den Donnerstagmorgen, aber da ist er nicht geflogen. Allerdings ist mir aufgefallen, dass Michael Reinicke auf dem Flugplatz kein besonders häufig gesehener Gast war. Als ich meine Fotos vom Opfer vorgelegt habe, konnte sich niemand entsinnen, ihn in den letzten Tagen gesehen zu haben. Einen ausgestellten Flugschein haben wir von Düne aus im Ticketsystem der Fluglinie auch nicht gefunden. Soweit ich weiß, bestätigt genau das doch auch Thies

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