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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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wieder Nebelbänke um die Lange Anna zu klammern. Momentan soll dort die Hand vor Augen nicht zu sehen sein. Ich denke aber, wir schauen uns das einmal aus der Nähe an. Einverstanden?«
    Stuhr konnte sich kaum vorstellen, dass das Wetter auf Helgoland so viel schlechter sein sollte als hier, denn die Flügel der Windräder am Ende des Büsumer Flugfeldes waren inzwischen gut zu erkennen. Der Nebel auf Helgoland würde sich schon verziehen, und der Pilot würde sicherlich wissen, was er verantworten konnte.

     
    Auf den hinteren Sitzen entstand Unruhe wegen der Ansage des Piloten. Eine Tür klappte, und Stuhr konnte von seinem Sitz aus mitverfolgen, wie drei Passagiere ängstlich aus dem hinteren Teil des Flugzeugs flüchteten, offensichtlich ohne Rücksichtnahme auf ihr aufgegebenes Gepäck. Trotz der eingeengten Bewegungsfreiheit in dem Flieger und der noch lange nicht optimalen Sichtbedingungen konnte er aus dem Seitenfenster heraus unschwer Duckstein ausmachen, der trotz erhöhter Absätze in einem erstaunlichem Tempo Fersengeld zu seiner parkenden Limousine gab.    
    Der Pilot schien die Szene ebenfalls beobachtet zu haben. Der grinste jedoch nur kurz geringschätzig, und dann begann er, die Instrumente zu checken und sich zu vergewissern, ob die Gurte seiner Passagiere richtig angelegt waren. Dann startete er die Maschine und lenkte sie unter lautem Brummen zum Anfang der Startbahn, wo er sie gegen den kräftigen Wind stellte. Er ließ beide Motoren mit vollem Schub laufen, bevor er die Bremse löste. Mit einem Ruck setzte sich das Flugzeug in Bewegung. Wenig später zog der Pilot bereits die Nase der Maschine hoch. Sie hoben ab, und obwohl das Fluggerät mitten im Startvorgang war, drehte sich der Pilot zu seinen Passagieren um.
    »Ging besser, als ich dachte. In einer halben Stunde sind wir da. Wenn wir nicht landen können, drehen wir eben wieder um.«
    Stuhr versuchte krampfhaft, nicht an die Vögel zu denken, die in die beiden Propeller rasseln könnten, aber zum Glück waren keine zu sehen. Genau genommen war im Fenster des Cockpits überhaupt nichts zu sehen, denn die Maschine steuerte die niedrige milchigweiße Nebeldecke an. Stuhr versuchte die Wahrscheinlichkeit eines Vogelschlags zu kalkulieren. Vermutlich würden die schnell rotierenden Propeller jegliches Geflügel sofort klein hacken. Wenn die Propeller jedoch beschädigt würden und sich Teile lösten, würden diese wie Geschosse seitwärts in die Kabine hineinhageln. Keine besonders schöne Vorstellung.
    Seitwärts unter sich konnte er jetzt eine Siedlung ausmachen, und dann nahte schon der Deich. Der Pilot schaltete ein Instrument ein, das sich als Navigationsgerät entpuppte. Er gab eine Kennung ein, und wenig später konnte Stuhr gut die Umrisse der Halbinsel Eiderstedt erkennen. Der kleine Lichtstrahl nach links würde sie sicher nach Helgoland leiten. Vor dem Weiß der flach liegenden Nebeldecke drehte sich die Silhouette des Piloten wieder zu seinen Passagieren.
    »Im Prinzip hat sich eine riesige Nebelbank auf die Nordsee gelegt. Teilweise ist der Nebel 300 Meter hoch wie über dem Flugplatz in Büsum, und an anderen Stellen reicht er bis zum Boden. Das schwankt aber. Vielleicht haben wir ja Glück.«

     
    Das Flugzeug hatte jetzt die Unterkante der Nebeldecke erreicht. Der Höhenmesser stoppte bei 900 Fuß, was knapp 300 Metern entsprach. Allerdings nicht allzu lange, denn um den Flug in die Nebeldecke zu vermeiden, senkte der Pilot in der Folge kontinuierlich die Flughöhe, um weiterhin im Sichtflugbereich zu bleiben. Schließlich schossen sie in weniger als 80 Metern Höhe über der Nordsee auf die Insel zu, eingezwängt zwischen der Nebeldecke und dem Meeresspiegel. In der Kabine war es inzwischen still geworden. Einmal zog der Pilot seine Maschine kurzfristig hoch in den Nebel, um genug Abstand zu den Masten eines Fischkutters zu bekommen. Stuhr blickte wie gebannt auf den Höhenmesser und das Navigationsgerät, das jetzt bereits den Zielort Helgoland anzeigte. Vielleicht noch drei Kilometer, schätzte er, als sie schlagartig von einer Nebelwand verschluckt wurden.
    Dreh ab, dachte Stuhr.
    Im gleichen Moment zog der Pilot mit den berühmten drei Worten seinen Flieger in der weißen Suppe hoch. »Komm schon, Baby!«
    Stuhr konstatierte zufrieden, dass der Höhenmesser endlich wieder rechtsdrehend rotierte, bis er bei 1200 Fuß verharrte, was ihn zunächst beruhigte. Allerdings schien der Pilot jetzt Schwierigkeiten zu haben, den

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