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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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Nebel tatsächlich zu verflüchtigen.« Das einsetzende freudige Gemurmel wurde nach kurzer Zeit durch das tiefe Brummen eines Fliegers übertönt, der sich im Landeanflug befand.
    Theißen kam mit Flugscheinen angeschlurft und befragte alle Reisewilligen nach ihren Namen. Stuhr beobachtete ungläubig, wie er jetzt mit einem Kugelschreiber auf den länglichen internationalen Tickets der IATA ihre Namen handschriftlich eintrug. Einer der Neuankömmlinge fragte, ob er mit seiner Kreditkarte zahlen dürfe.

    Theißens Antwort ließ darauf schließen, dass ihn diese Frage nervte. »Gezahlt wird auf Helgoland. Hier ist ein Flugplatz und kein Inkassobüro.« Ein kantiger Typ war der Theißen schon.
    In der Folge sammelte er das Gepäck der angehenden Passagiere ein und verstaute es auf einem kleinen Rollwagen, der an den Frontblenden etwas unprofessionell mit dem Schriftzug der Friesischen Fluggesellschaft geschmückt war. Vermutlich eine Auflage der IATA, der Internationalen Flugvereinigung der Tickets ausstellenden Luftverkehrsgesellschaften, aber hier auf diesem vernebelten Flugfeld an der Westküste, das ausschließlich von der Friesischen Fluggesellschaft beflogen wurde, wirkte das schon ein wenig übertrieben.
    Dennoch schien es jetzt loszugehen, denn endlich landete der Flieger von Helgoland trotz der widrigen Bedingungen mit einer Bilderbuchlandung sicher auf dem Flughafen. Die aussteigenden Passagiere zogen ihr Gepäck hastig aus der Ladeluke, die Thies Theißen nach dem Stillstand der Propeller als erstes geöffnet hatte. Von der gelandeten Maschine eilten die Passagiere hastig an ihm vorbei auf das Abfertigungsgebäude zu. Ihre Gesichter wirkten angespannt. Entweder hatten sie sich im Schlichtbau verbunkert, oder der Abflug kam dermaßen unerwartet, dass die Passagiere auf die Schnelle niemanden mehr von ihren Angehörigen zur Ankunft auf diesem verlassenen asphaltierten Flecken an der Westküste beordern konnten.
    Jedenfalls strebte niemand zu dem Fahrzeug mit dem Aufkleber der Langen Anna, folglich musste es Frau Rasmussen gehören. Es entging Stuhr nicht, dass im Gegensatz zu den später geparkten Fahrzeugen die Scheiben ihres Fahrzeuges beschlagen waren.
    Wie lange hatte die arme Frau nur an diesem unwirtlichen Ort schon verharren müssen?   

     
    Ihre Gesichter wirkten angespannt.
    Theißen schnappte sich eine Leiter und schleppte sie zur linken Tragfläche der Maschine. Der Pilot öffnete die Tür seines Cockpits und sprang auf das Rollfeld. Dann lief er zur bereitgestellten Leiter, kraxelte sie hoch und führte den Zapfhahn, den ihm Theißen nun entgegenhielt, von oben in den linken Flügel seines Riesenvogels ein.
    Stuhr kramte den Prospekt der Fluggesellschaft aus der Tasche hervor. Das musste die Maschine sein, eine Britten Norman Islander, denn es war der einzige Neunsitzer. 240 Kilometer pro Stunde Reisegeschwindigkeit und 1.000 Kilometer Reichweite. Na also, das würde locker bis Helgoland reichen.

     
    Die Leiter wurde umgestellt, und wenig später begann der Pilot, auch den anderen Flügel zu betanken. Hoffentlich mit der gleichen Menge, sorgte sich Stuhr, der sich schon in Schieflage durch die Luft fliegen sah.
    Endlich näherte sich Theißen mit dem Piloten im Schlepptau. »So, es ist so weit. Bitte folgen Sie mir. Sie können einsteigen, die Maschine ist startbereit.«
    Stuhr trottete dem Flugleiter hinterher, der ihm gleich die erste Passagiertür aufhielt. Stuhr zwängte sich auf den Sitz hinter dem Piloten und schaute sich um. Dieser Duckstein verdrückte sich auf den hintersten Platz, ein Held der Luftfahrt schien er nicht zu sein. Das war er selbst zwar auch nicht, aber immerhin konnte er von seinem Sitz aus gut die Instrumententafel einsehen, und sein Fenster diente zudem als Notausstieg. Stuhr bezweifelte allerdings, dass er im Notfall durch das enge Loch würde herauskrabbeln können. Dankbar nahm er wahr, dass die zierliche Frau aus der Teeküche den Platz neben ihm einnahm, so würde es nicht zu eng werden. Er nickte ihr freundlich zu, und sie lächelte ihn erleichtert an.

    »Ich sitze sonst immer weiter hinten, aber irgendwann muss man ja einmal anfangen, dem Schicksal die Stirn zu bieten, oder?«
    Auch wenn sich Stuhr nicht sicher war, ob seine Sitznachbarin damit auf den bevorstehenden Flug anspielte oder auf diesen Dieter Duckstein, von dem sie sich offensichtlich möglichst weit weg gesetzt hatte, nickte er ihr anerkennend zu. Sie hatte die Situation auf den Punkt gebracht,

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