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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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hartnäckig. »Ist denn wenigstens ein Achim Pahl dabei?«
    War er, doch der Name Pahl war noch ausgesprochen unkritisch. So antwortete er geschäftig. »Na klar ist der Achim Pahl dabei, das ist doch der Besitzer der Arche.«

    Stuhrs nächste Frage fiel ungewohnt kritisch aus. »Dreesen, woher weißt du denn, dass Achim Pahl der Besitzer eines Pfahlbaus ist?«
    Dreesen fluchte, was ging das denn Stuhr an? Stand das nicht heute Morgen in der Kieler Rundschau? »Ich weiß es eben«, gab er patzig zurück. »Im Übrigen steht die Berufsbezeichnung in meiner Liste auch hinter seinem Namen. Alle Betreiber der Pfahlbauten haben Ausnahmegenehmigungen und ihre Lieferanten ebenso. Die müssen doch mit ihren Fahrzeugen anliefern können.«
    Sein Tonfall schien Stuhr zu erstaunen. »Wieso bist du denn so kurz angebunden?«
    Den wahren Grund nannte Dreesen nicht. »Hör mal zu, Stuhr, wenn du auch nur annähernd ahnen würdest, was ich hier heute schon wieder für einen Affentanz hinter mir habe, dann würdest du mich besser verstehen. Die meisten der jungen Kollegen sind von überschaubarer Qualität, und gerade heute Morgen flitzten bereits mehrfach die Giftpfeile von verfeindeten Referaten durch die Flure. Wenn du da nicht deinen Kopf einziehst, dann gerätst du in die Scharmützel hinein und es landet noch mehr Papier auf deinem Schreibtisch. Irgendwann bekommst du den ganzen Schmutz nicht mehr weg, das kennst du doch noch von früher, oder nicht?«
    Stuhrs Stimme wurde freundlicher. »Aber, Dreesen, du bist doch ein alter Hase. Dann flüchtet man eben eine Zeit lang auf ein Käffchen in ein befreundetes Referat und legt solange den Hörer in die Schublade. Das kennst du doch auch, oder?«
    Das rang Dreesen nur ein Aufstöhnen ab. »Befreundete Referate? Wovon träumst du denn nachts? Die gab es vielleicht zu deinen Zeiten noch. Von wegen, gerade Freitag ging ein chinesischer Bericht durchs Haus, und obwohl niemand hier dieser Sprache kundig ist, hat jeder auf dem Papier mit den unleserlichen Schriftzeichen seinen Senf dazu gegeben. Gute Idee, nicht schlecht, ausgezeichnetes Beispiel, sollte man einmal versuchen, und so weiter. Zum Schluss hat das irgendein Oberarsch auf mich ausgezeichnet und ›zwV‹ daneben geschrieben. ›Zur weiteren Verwendung.‹ Weißt du noch, Stuhr, aus Spaß haben wir immer ›zur weiteren Verarschung‹ dazu gesagt. Einige scheinen mich in der Staatskanzlei nicht mehr ernst zu nehmen.«

    Stuhrs Mitleid schien sich in Grenzen zu halten, denn er fragte nur halbherzig nach. »Nun sag schon, worüber bist du wirklich verärgert?«
    Das wiederum verstimmte Dreesen, der seinen Schreibtisch tatsächlich nur mühsam über Wasser hielt, während Stuhr sich vermutlich am Strand amüsierte und schönen Mädchen hinterherschaute. Er machte seinen Unmut Luft. »Man müsste bei uns statt der vielen beknackten Juristen und Verwaltungshengste besser Ordnungswächter mit Schirmmützen einstellen, die nur aufpassen, dass sich jedermann und jederfrau ausschließlich an die Zuständigkeiten halten, die ihnen laut Geschäftsverteilungsplan zugewiesen sind. Das würde den unlösbaren Vorgangsanteil auf zehn Prozent herunterdampfen, da bin ich mir ganz sicher. Während du vermutlich Rippenroulette beschaust, saufe ich hier im Chaos ab.«
    Am anderen Ende prustete Stuhr lauthals los. »Rippenroulette, was ist das denn?«
    Dreesen schüttelte den Kopf. Tja, der Stuhr war eben nicht von dieser Welt. »Mensch, das was die dürren Mädchen bei der Heidi Klum in der Modelschau veranstalten. Die tingeln doch bestimmt in Unzahl bei dir über den Strand und braten genüsslich ihr Fell.«
    Stuhr protestierte sofort. »Nee, Dreesen, das kannst du mir schon glauben. Hier tingeln absolut keine Topmodels herum, höchstens Nebelkrähen, denn den ganzen Morgen konntest du auf Helgoland die Hand nicht vor Augen sehen.«
    »Und trotzdem ist der Pilot mit euch heruntergegangen?«
    »Richtig, Dreesen. Es war eine harte Nummer, das kannst du mir glauben, und das muss ich auch kein zweites Mal haben.«
    Hut ab, bekannte Dreesen für sich. Vor dem Piloten, der offensichtlich bei widrigsten Bedingungen gelandet war, aber auch vor Stuhr als tapfer mitfliegender Passagier. Er selbst stellte seinen Flugsimulator immer auf Schönwetter, und dennoch schmierte er mit der Maschine zu oft ab, manchmal sogar schon nach dem zweiten Bier. Bei Nebel in Helgoland auf Flughafen Düne herunterzugehen, das zeugte von herausragenden Flugleistungen. Gegen

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