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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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geschaukelt haben, und neblig war es außerdem.«
    Stuhr musste sofort an Olli denken. Auf Schiffen schien der absolut kein Glück zu haben.
    Der Polizist und der Gemeindevorsteher steckten jetzt die Köpfe enger zusammen. Das nutzte Rasmussen, um sich an den Institutsleiter Dr. Rogge zu wenden. »Du, Jürgen, könntest du mir einen Gefallen tun? Kannst du nicht meinen Gast mit zu euch nehmen und ihm deinen Laden zeigen? Herr Stuhr hat meiner Anna Maria heute bei einem üblen Nebelflug zur Seite gestanden. Du weißt, wie sie das Fliegen hasst, und dann ausgerechnet noch mit diesem neuen Piloten, der früher durch den Himalaja gekurvt ist. Herr Stuhr ist ein ambitionierter Hobbyforscher.«
    Dr. Rogge sagte sofort zu. Offensichtlich half man sich gern auf der Insel. Hobbyforscher, irgendwie stimmte das ja, aber natürlich ganz anders, als es sich die Herrenrunde hier vorstellen konnte. Genau genommen wusste er bis auf die spärlichen Andeutungen von Dr. Rogge nicht einmal, welchen Auftrag die Anstalt hatte. Keine Fragen stellen, bläute er sich wieder ein.
    Doch das musste er ohnehin nicht, denn Dr. Rogge erklärte diesen sofort auf seine ihm eigene akademische Art. »Herr Stuhr, freut mich, Sie kennenzulernen. Sie wissen, dass es das Ziel der Biologischen Anstalt Helgoland ist, die ökologischen Wechselbeziehungen zwischen den Arten besser zu verstehen und ein ganzheitliches Bild der Meeresökologie zu gewinnen. Unsere Langzeitstudien dokumentieren den Eintrag von Schad- und Nährstoffen in die Nordsee durch die großen Flussläufe rund um das Flachmeer und über die Atmosphäre. In Verbindung mit einer regelmäßigen Bestandsaufnahme der Arten können die Folgen von Landwirtschaft, Fischerei, Schifffahrt und Klimaveränderung frühzeitig erkannt und mögliche Konsequenzen abgeschätzt werden. Sie waren noch nicht bei uns, oder?«
    Stuhr verneinte und nannte als Hintergrund grob seine frühere Tätigkeit in der Landesregierung, bei der er oft für Institutionen kämpfen musste, die eigentlich vorwiegend theoretischen Nährwert hatten und wenig praktischen Nutzen.
    Das wies Dr. Rogge aber weit von sich. »Herr Stuhr, Meine Anstalt erspart der Politik und der Wirtschaft jährlich Zigmillionen, die sie bei sich besser anlegen können. Deswegen rennen uns die Politiker neuerdings die Bude ein. Von unseren Forschungen profitiert beispielsweise die gewerbliche Fischerei. Die Laborversuche zur Zucht und Lebensweise des europäischen Hummers haben unter anderem dazu geführt, dass in Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Fischern die Hummerbestände um Helgoland erheblich aufgestockt wurden. Wir sind als wissenschaftliche Anstalt vor Ort gut aufgestellt, glauben Sie mir. Das ist nicht überall so.«
    Die Ausführungen von Dr. Rogge hörten sich zwar ein wenig wie das Herunterbeten seiner Webseite an, aber seine Anstalt schien tatsächlich segensreich für die Küstenbewohner zu wirken. Dr. Rogge näherte sich Stuhr ein wenig, sodass Rasmussen seine Nachfrage nicht mitbekommen konnte. »Herr Stuhr, sagen Sie, kennen Sie sich auch ein wenig in der Staatskanzlei aus?«
    Stuhr entschied, ihm sein genaues früheres Arbeitsfeld zu verschweigen. Er nickte. »Ich bin ja nicht aus der Welt, Herr Dr. Rogge.«
    Der Anstaltsleiter rückte noch näher. »Nicht, dass ich den geraden Weg nicht gehen will, Herr Stuhr. Aber mein ehemaliger Mitarbeiter Reinicke hatte Kontakt zu einem hohen Tier dort. In Zusammenarbeit mit dem Landesbeamten hat Reinicke einige Sachen für das Institut auf den Weg bringen können, die sonst nicht gelaufen wären. Das hat uns viel Reputation bei unserem Mutterinstitut eingebracht. Jetzt, wo Reinicke tot ist, beäugt man uns dagegen skeptisch. Könnten Sie mir nicht einen Kontakt knüpfen?«
    Stuhr war skeptisch. Was sollte die Staatskanzlei schon mit der Anstalt des Direktors zu tun haben? Die wurde doch von einer Stiftung des Bundes finanziert. Wenn überhaupt, dann saßen die Fachleute der Landesregierung im Wissenschaftsministerium. Er entschied sich deshalb, doch eine Nachfrage zu riskieren. »Sie kennen den Namen?«
    Dr. Rogge flüsterte ihm jetzt ins Ohr. »Es ist nicht ungesetzlich, Herr Stuhr. Ich muss diesen ominösen Partner von Reinicke unbedingt sprechen. Vielleicht finden wir über ihn sogar seinen Mörder.«
    Stuhr nickte gespannt. »Der Name, Dr. Rogge.«
    Der Anstaltsleiter blickte sich kurz um. Dann zischte er ihm den Namen ins Ohr. »Ein gewisser Dreesen. Keine Ahnung, welche Machtfülle der

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