Bär, Otter und der Junge (German Edition)
genervt. „Wenn du gar nichts zu ihm sagen willst, ist das in Ordnung. Aber er ist mein Bruder, und er ist dein bester Freund und ich meine, das gibt ihm irgendwie das Recht, es zu wissen. Was denkst du, würde geschehen, wenn er es herausfindet? Dass er nie wieder mit dir spricht?“
Ich schüttle wütend den Kopf. „Ich weiß nicht, was geschehen würde und ich will es nicht herausfinden. Du hast mir gesagt“, sage ich, und zeige mit einem Finger auf ihn, „dass du mir Zeit geben würdest, damit klarzukommen.. Ich weiß nicht, was zur Hölle ich tue. Du weißt, dass mir verflucht nochmal nichts jemals soviel Angst gemacht hat wie das hier.“
Seine Gesichtszüge werden weich und er schließt die Entfernung zwischen uns, um meine Hand zu nehmen. Ich will sie abschütteln, aber jeder Versuch wäre sinnlos, denn seine große Pranke hält mich in einem eisernen Griff. Ich starre angespannt zu Boden, wünsche mir, wieder in dieses Zustand des Nichts zurückkehren zu können. Blitze zucken und Donner grollt und ich frage mich, was wäre, wenn es am Ufer des Ozeans ein Erdbeben gebe. Ich frage mich, ob die Erschütterungen alleine genug wären, um mich im Ganzen zu schlucken. Ich denke zusammenhanglos an Flutwellen.
„Ich weiß“, sagt Otter sanft. „Es tut mir leid, wenn es so scheint, als versuche ich, dich zu etwas zu zwingen, denn das ist das letzte, was ich will. Wir machen es auf deine Weise. Versprochen.“
„Tut mir leid“, flüstere ich und, dann ist er um mich herum und ich ruhe behaglich auf meinem Platz auf seiner Schulter. Er ist groß, so viel größer als ich, und ich hoffe, es ist genug, um mir Schutz gegen das zu bieten, was auch immer kommen mag. Er streicht mir über den Rücken und die Wasser verschwinden gerade eben außer Sicht. Ich kann noch immer das entfernte Rauschen der Wellen hören, aber sie werden übertönt von dem Hafen, der sich um mich herum errichtet hat.
„Ich weiß, Papa Bär“, sagt Otter von irgendwo über mir, seine Worte gedämpft von meinem Haar. „Du musst mir nur einfach manchmal vertrauen, okay? Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber hin und wieder weiß ich, wovon ich rede.“
„Ich vertraue dir“, seufze ich. „Ich selbst bin es, mit dem ich meine Schwierigkeiten hab.“
Er zieht sich zurück, nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich. Er grinst mich schief an und seine Augen zeigen mir ein weiteres Mal alles, was er für mich fühlt, jede Empfindung nackt auf seinem Gesicht. Die Wasser nähern sich ein wenig, aber nicht so nah wie vorher. Er streicht über meine Wange und lacht leise.
„Was ist so lustig?“, frage ich.
„Nun, abgesehen davon, dass Ty über uns Bescheid weiß, haben wir noch was anderes Interessantes rausgefunden.“
„Und was?“, frage ich verwirrt.
Er hebt eine Augenbraue. „Dass du mich liebst.“
Mein Unterkiefer klappt nach unten. „Das tue ich sowas von nicht!“, knurre ich, als ich ihn so fest ich kann an die Schulter boxe. Er bricht in lautes Gelächter aus und versucht wegzukommen, aber ich springe auf seinen Rücken, schlinge meine Arme um seinen Hals und er stolpert ins Wohnzimmer. Ich drücke meine Knie in seine Seiten und schlage mit beiden Händen auf seine Brust. Er lacht hämisch und ich weiß, dass ich kaum mehr als eine nervende Fliege für ihn bin, als er mich von seinem Rücken herunter auf die Couch zieht. Ich lande auf meiner Seite und er fällt auf mich, sein Grinsen grinsend und das Gold-Grün glitzernd und er lehnt sich nach vorne und flüstert in mein Ohr: „Ich liebe dich auch sowas von nicht, Papa Bär“, und dann ist auch schon sein Mund auf meinem, und für einen Moment ist dieses glückselige Gefühl zurück, das sich seltsamerweise wie die Sonne anfühlt.
„A LSO bevor wir dort ankommen, müssen wir über ein paar Dinge reden“, sage ich dem Jungen und versuche nicht nervös zu klingen. „Nur, dass wir uns verstehen.“
Er rollt das Autofenster herunter und hält seine Hand nach draußen, lässt die Brise durch seine Finger tanzen. Sein frisch geschnittenes Haar weht um seinen Kopf und er sieht mich erwartungsvoll an. „Geht es um dich und Otter?“, fragt er frei heraus.
Ich nicke. „Ich will nur sicher sein, dass du weißt, über was wir gestern Abend gesprochen haben. Über...“ Ich klammere mich fest ans Lenkrad. „Darüber, dass Otter... dass er...“
„Dein Freund ist?“
Ich seufze. Es läuft jetzt schon nicht gut, aber es ist meine Schuld. „Woher wusstest
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