Bär, Otter und der Junge (German Edition)
lassen, dass er mich nicht verlieren kann. Zu hören, dass er... sich so gegen mich wendet, fühlt sich so sehr nach Verrat an.
Vielleicht bist du so aufgebracht, weil er der einzige ist, der dir die Wahrheit sagt, flüstert die Stimme. Du konntest immer darauf vertrauen, dass er die Dinge ausspricht, die niemand sonst zu sagen wagt. Und deshalb brennt es so, nicht wahr? Es brennt und es wirft Blasen, denn wenn er es sagt, wenn er jetzt auch noch damit anfängt, dann hätten alle anderen ebenfalls recht. Und deshalb bist du wirklich sauer, Bär. Deshalb willst du, dass er... wie hast du es so wortgewandt ausgedrückt? Ach ja - seine verdammte Klappe hält. Du willst, dass er seine verfluchte Klappe hält, denn dieser geheime Teil von dir weiß, dass er die Wahrheit sagt. Aber die Frage, die du dir stellen musste, diese eine Frage, die niemand zu stellen scheint - warum alle und jeder so wild darauf zu sein scheinen, dich in Otters Richtung zu schubsen. Warum sind sie alle so scharf darauf, dich glücklich zu sehen? Was hast du getan, um das zu verdienen?
Ich habe alles getan! schreie ich zurück. Ich habe alles getan, was ich kann!
Die Stimme tanzt ausgelassen durch meinen Kopf. Wo... liegt dann das Problem?
„Bär?“, fragt Ty. „Bist du okay?“
Ich zucke zusammen, als die Stimme in meinem Kopf erneut auflacht. „Mir geht’s prima“, knurre ich ihn an. „Können wir das hier einen Moment zurückstellen und uns wieder dem zuwenden, was ich dir versucht habe zu sagen?“
Er atmet lautstark aus. „Bitte. Aber nur, wenn du versprichst, zumindest über das nachzudenken, was ich gesagt habe.“
„Schau'n wir mal, Ty. Aber versprich mir, dich zurückzuhalten. Es gibt keinen Grund, herumzulaufen und darüber zu reden, okay?“
„Du meinst Creed, oder?“, fragt er beinahe unhörbar.
„Ich nicke. „Ja. Wir werden in etwa zwei Minuten da sein und du musst mir versprechen, dass du mich das allein hinbekommen lässt. Du musst darüber erst mal den Mund halten.“
„Warum erzählst du's ihm nicht einfach?“, fragt der Junge. „Wenn er wirklich dein Freund ist, wird er dich nicht –“
„Ty!“, ich schreie beinahe. So dicht war ich schon lange nicht mehr davor, ihn anzuschreien und mir entgeht nicht, wie er vor mir zurückzuckt. Ich fühle mich schlecht, aber ich kann nichts dagegen tun. Der Sturm ist nahe, die Wellen brechen sich und wir biegen in ihre verdammte Straße ein und ich brauche seine Bestätigung. Ich muss wissen, dass das hier zumindest so lange ein Geheimnis bleiben kann, bis ich weiß, was ich tun soll. Ich denke daran zurück, wie ich Creed gestern Abend am Telefon alles erzählen wollte. Ich erkenne mich nicht wieder. Diese Person ist verrückt, durchgedreht, diese Person hat unrecht . Es kann nicht jetzt geschehen und wenn ich dieses Versprechen von ihm nicht bekomme, werde ich an dem Haus vorbeifahren und nach Hause gehen und die Tür schließen, und mich unter meiner Decke zusammenrollen und darauf warten, bis alles auf dieser gottverdammten Welt wieder anfängt, ansatzweise Sinn zu ergeben.
„Du hast mir immer gesagt, dass ich immer die Wahrheit sagen soll“, sagt er und ich hasse auf der Stelle meinen Glückskeks-Ratschlag. „Also, wenn ich das für dich tue, musst du mir auch was versprechen.“
„Alles!“, antworte ich und beginne in Panik auszubrechen, als ihr Haus ins Sichtfeld kommt.
Er holt tief Luft und sagt: „Du musst versprechen, Otter nicht gehen zu lassen. Du musst versprechen, ich nicht davonzujagen. Ich hab Angst davor, was dann mit dir passiert.“
„Ich verspreche, dass ich es versuche “, antworte ich kleinlaut.
„Dann kann ich auch versprechen, dass ich es versuche“, erwidert er, und treibt mich damit geschickt in die Enge.
Ich fahre trotzdem beinahe vorbei.
„W IRD auch langsam Zeit, dass ihr kommt!“, ruft Creed, als ich und der Junge durch die Tür kommen. „Ich wollte schon rauskommen und mich auf die Suche nach euch beiden machen.“ Er umarmt mich fest und ich kann Ty über seine Schulter hinweg sehen, aber er sieht mich nicht an. Ich weiß, dass er wütend auf mich ist, aber es ist das Einzige, das ich glaube tun zu können.
„Sorry“, entschuldige ich mich und zwinge ein Lächeln auf mein Gesicht, als er mich los lässt. „Ich wusste nicht, dass ich auftauchen muss, wenn du es willst.“
Er schnaubt. „Du tust, was ich sage, wenn ich es sage, Bär. Du weißt das.“ Er wendet sich dem Jungen zu. „Und wie geht’s meinem
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