Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
Vom Netzwerk:
Hand.
    „Ich gehe wieder fernsehen“, verkündete Ty, als er aus dem Zimmer ging.
    Ich hielt mir den Hörer ans Ohr. „Hallo?“
    „Ich werde ihn verdammt nochmal umbringen!“, fauchte Creed in mein Ohr.
    „Wen umbringen?“, fragte ich und wollte nicht wirklich eine Antwort darauf.
    „Otter! Ich kann nicht glauben, dass er sowas tun kann!“
    „Was?“
    „Er ist weg!“
    Mein Herz hatte einen Aussetzer. „Warte, was? Was meinst du damit, er ist weg?“
    Creed begann in den Hörer zu schreien: „Ich bin heute Morgen aufgewacht und er war dabei, seinen ganzen Scheiß ins Auto zu laden. Ich hab ihn gefragt, was das werden soll und er meinte nur, dass er den Job in San Diego doch noch angenommen hat. Er meinte, es wäre besser so! Kannst du das glauben? Ich meine, wie kann er Ty das antun, Mann ? Er hat Ty gesagt, dass er hierbleiben würde und jetzt setzt er dem Jungen noch mehr zu! Er hat gesagt, er hätte den Scheißjob abgelehnt, um hierbleiben zu können!“
    „Er ist weg?“, wiederholte ich, mein Hirn zu benebelt, um an irgendetwas anderes denken zu können.
    „Seit einer Stunde. Ich hab ihn gefragt, was Ty nun denken würde. Was du denken würdest, wenn er nichts zu euch sagt und er hat einfach nicht geantwortet.“
    „Oh.“
    „Ich weiß, ja? Ich meine, 'Besser so'? Was soll das überhaupt heißen? Ich will wissen, warum er das getan hat. Er ist von dem Essen gestern Abend abgehauen und irgendwas muss passiert sein, denn als er zurückgekommen ist, war er wirklich komisch drauf. Er wollte mir nicht sagen, wohin er geht, aber er hat andere Klamotten angehabt, als er zurückgekommen ist.“
    „Hat er?“
    „Ja , also okay. Ich muss dir was sagen, aber du musst mir versprechen, dass das unter uns bleibt. Das ist echt ernstes Zeug, Bär.“
    „Versprochen.“
    Ich hörte, wie Creed tief Luft holte, „Otter ist schwul. Er hat es Mom und Dad und mir vor ein paar Monaten gesagt. Ich hab's dir nicht erzählt, weil ich auf Wikipedia gelesen hab, dass diese Coming-Out-Sache für jeden anders ist und dass das ihre eigene Entscheidung ist. Mir ist es scheißegal, aber meine Eltern waren deshalb irgendwie komisch drauf und die Stimmung war eine Zeitlang nicht die beste.“
    „Oh“, sagte ich.
    Creed klang empört. „Bär, hast du gehört, was ich gerade gesagt habe? Otter ist schwul .“
    „Ich hab's verstanden“, antwortete ich genervt.
    „Und alles, was du dazu zu sagen hast, ist 'oh'? Was zur Hölle?“
    „Was soll ich denn sagen?“
    „Keine Ahnung. Was auch immer. Ich denke, dass Otter jemanden hatte und dass gestern Abend irgendwas passiert ist und sie Schluss gemacht haben. Deshalb ist er so traurig und verschlossen heim gekommen. Und dann ist er gegangen. Hat er dir was von 'nem Typen erzählt? Wann hast du das letzte Mal mit ihm geredet?“
    „Vor ein paar Tagen, als er angerufen hat, um mit Ty zu reden“, log ich und fühlte wieder Otters Lippen auf meinen. „Mir gegenüber hat er nie jemanden erwähnt.“
    „Oh Mann , Scheiße. Aber Ty! Was zum Henker wird das mit ihm anstellen?“
    „Ich hab keine Ahnung“, erwiderte ich und war plötzlich wütender, als für die Situation angemessen. Und wenn ich mir gegenüber wirklich ehrlich war, fühlte sich die Wut über das Verschwinden meiner Mutter, nicht mal ansatzweise so intensiv an wie die über Otters Abgang an. Er hatte Ty versprochen, hierzubleiben und ihm zu helfen. Otter hatte es mir versprochen. Hat ihn die Tatsache, dass ich ihn geküsst habe, wirklich so sehr aus der Bahn geworfen, dass er gehen musste? Hatte er es wirklich für notwendig gehalten, dem Jungen einen weiteren Grund zu geben, niemals wieder jemandem zu vertrauen? Du Hurensohn , dachte ich. Du gottverdammter Hurensohn.
    „Alter, ich komm rüber. Ich komm mit dem Scheiß hier gerade nicht klar. Mom ist am heulen und Dad ist stinksauer und ich sollte wirklich dabei sein, wenn du's ihm sagst, so dass er es auch von mir hören kann.“
    „Okay“, sagte ich durch zusammengebissene Zähne und klappte das Handy zu. Meine Kopfschmerzen waren schlimmer geworden. Meine Hände zitterten vor Wut.
    Ich stand auf, schloss die Schlafzimmertür und legte mich wieder in mein Bett.
    Es tut mir so leid , hatte er gesagt und ich dachte, es wäre nur ein Traum gewesen. Ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen.
    Ich vergrub mein Gesicht im Kissen, so dass Ty nicht hören konnte wie ich anfing zu schluchzen.

    W IR erzählten es Ty und natürlich hat es ihm das Herz gebrochen.

Weitere Kostenlose Bücher