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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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Er verstand nicht, warum Otter gegangen war. Wir sagten ihm, dass es nichts war, was er getan hatte, aber zu diesem Zeitpunkt war Ty bereits jenseits von Trost. Danach hatte Ty sich verändert. Er begann, mich nach exakten Uhrzeiten zu fragen, zu denen ich von der Arbeit oder sonst woher, zurückkommen würde. Wenn ich spät dran war, musste ich ihn anrufen. Die Toilettengeschichte, von der ich schon früher erzählt hatte, dass er von mir erwartete, an der exakt der gleichen Stelle zu warten, an der ich stand, als er hineinging, begann zu dieser Zeit. Kurz: Er hörte auf, Menschen zu vertrauen.
    Wir hatten gute Tage und wir hatten schlechte Tage und wir hatten Tage, an denen es sich anfühlte, als lebten wir in einem Erdbebengebiet, als breche alles an seinen Nähten auseinander. Die Badewanne fand sich dank Ty und mir in häufiger Benutzung; wir saßen einfach nur dort und versuchten, uns zu beruhigen. An einem Abend, nach einem besonders üblen Tag, saß ich auf dem Weg nach Hause in einem Stau hinter einem Unfall fest. Das war auch der Tag, an dem der Akku meines Handys leer war. Du weißt schon, ein perfektes Desaster. Überflüssig zu sagen, dass ich zwanzig Minuten zu spät daheim ankam. Der Junge war zu diesem Zeitpunkt bereits im vollen Panik-Modus und ich habe fünf Stunden gebraucht, um ihn so weit zu beruhigen, dass er vernünftig Luft holen konnte. Am nächsten Tag hab ich das Ladegerät ins Auto gelegt und seitdem nie wieder rausgenommen.
    Während der nächsten eineinhalb Jahre, bekam ich von Creed immer mal wieder Updates, wenn er mit Otter gesprochen hatte. Ich habe nie danach gefragt, aber ich bekam sie trotzdem. Anscheinend lief es für ihn in dem neuen Studio, in dem er arbeitete, wirklich gut. Seine Aufnahmen schienen gut anzukommen. Eine Weile war ich verbittert und irgendwann habe ich einfach aufgehört, irgendwas zu fühlen. Otter versuchte ein paar Mal, mich zu erreichen, aber ich habe nicht abgehoben und er hat keine Nachrichten hinterlassen. Ty redete hin und wieder mit ihm, wenn er mit Creed oder Anna zusammen war. Ich fragte ihn nie, über was sie sprachen und er erzählte es mir nie.
    Ich erzählte niemals jemandem von der Einsamkeit, die ihre Klauen von Innen in mich zu schlagen schien. Ich empfand es, zumindest zuerst, als merkwürdig, dass ich überhaupt Zeit hatte, mich einsam zu fühlen. Aber es gab Nächte, in denen es lange nachdem Tyson eingeschlafen war, nichts zu tun gab, bis es draußen wieder hell wurde und ich mit diesem riesigen Loch in mir zu kämpfen hatte. Ich wusste, dass ich Otter nicht die gesamte Schuld dafür in die Schuhe schieben konnte; immerhin war meine Mom diejenige, mit der alles begonnen hatte. Aber ich konnte nicht anders, als sie beide in dieselbe Schublade zu stecken: `Menschen, Auf Die Ich Mich Verlassen Habe` und `Die Mich Verarscht Haben`. Ich beschloss, es würde leichter werden, je schneller ich sie alle hinter mir ließ.
    Es hätte beinahe geklappt.
    Ich habe Otter achtzehn Monate nicht mehr gesehen. Ich dachte, das wäre für mich okay. Aber als er plötzlich aus dem Nichts auftauchte, öffnete sich die alte Wunde wieder und begann wieder zu bluten und alles fühlte sich an, als würde es von neuem über mich hereinbrechen.
    Der Junge und ich gingen am ersten Weihnachtsfeiertag zu den Thompsons, genau wie im Jahr zuvor. Wir saßen alle im Wohnzimmer und sahen Ty dabei zu, wie der die Unmengen Geschenke öffnete, die er von Creeds Eltern bekommen hatte. Wir waren alle gut gelaunt, als das Strahlen auf dem Gesicht des Jungen mit jedem Geschenk heller wurde. Ich hatte Durst und bot an, für alle etwas zu trinken zu holen. Mrs. Thompson wollte helfen, aber ich schüttelte den Kopf und sagte, dass ich mich darum kümmern würde.
    Ich war in der Küche, als sich die Tür öffnete und er hereinkam, sein Haar etwas länger, seine Figur etwas schmaler, aber noch immer dieses schiefe Lächeln. Sein Blick schweifte durch die Küche und dann landeten seine Augen auf mir und er ließ seine Tasche fallen und bewegte sich, ohne ein weiteres Wort, auf mich zu und zog mich in seine Arme. Alles geschah so schnell, dass ich sicher war, ich würde halluzinieren, bis mir klar wurde, dass er wie Otter roch . Ich hob meine Arme, um ihn ebenfalls zu umarmen, erinnerte mich jedoch an das letzte Mal, dass ich ihn so gehalten hatte: sein Mund war gegen meinen gepresst gewesen, mein Körper hatte sich wie unter Strom angefühlt.
    Ich zog mich zurück und ging hinaus ins

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