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Bären im Kaviar

Bären im Kaviar

Titel: Bären im Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles W. Thayer
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bald wiederzukommen. Gleich hinterher rief
ich den Chef der Hamburger Polizei an. »Sie konnten zwischen den beiden Mädchen
wählen«, sagte ich, »eines ist eine kräftige, energische Frau, die sich aus
einem bißchen Gefängnis nicht viel macht. Das andere ist ein dummes kleines
Ding, das die Auswirkungen einer Nacht im Gefängnis vermutlich nie ganz
vergessen wird. Und natürlich mußten Sie hingehen und die Jüngere aussuchen.«
    Der Polizeichef entschuldigte sich
vielmals und sagte, er verstehe meinen Standpunkt vollkommen und werde sehen,
was er tun könne. Ich eilte zurück ins Besuchszimmer und kam gerade zurecht,
als der britische Konsul, von zwei Gestapo-Wachen flankiert, hereingeführt
wurde. Der Gefängnisleiter, ein pensionierter Oberst, forderte uns auf, nur
deutsch zu sprechen.
    Ich teilte ihm mit, daß die Mahlzeiten
für die beiden Engländer vom Hotel herübergeschickt werden würden und ich nur
ein paar Kleinigkeiten mitgebracht hätte, die der Konsul vielleicht benötige.
Als erstes entnahm ich meiner Aktentasche ein Röhrchen Schlaftabletten. Sofort
erhob der Gefängnisleiter Einspruch.
    »Ich werde sie an mich nehmen und dem
Konsul jeden Abend eine Tablette geben.«
    Der Konsul wurde wütend:
    »Was glaubt ihr verdammten Deutschen
denn, was wir Briten sind?« tobte er. »Meinen Sie, bloß weil Sie uns in ein
stinkendes Gefängnis stecken, begehen wir Selbstmord? Ehe dieser Krieg vorbei
ist, werden Sie sich zu töten versuchen, nicht ich!«
    Der ehemalige Oberst war ziemlich
beeindruckt und gestattete dem Konsul, die Pillen selber an sich zu nehmen. Ich
machte mir diese Konzession zunutze und drängte weiter: »Hier habe ich noch
eine Flasche schottischen Whisky. Engländer trinken jeden Abend um sechs einen
Scotch mit Soda und etwas Eis darin. Eis und Soda lasse ich jedesmal vom Hotel
herschicken, und Sie werden gewiß so liebenswürdig sein, das dem Konsul
pünktlich um sechs Uhr nachmittags servieren zu lassen.«
    Der Gefängnisdirektor runzelte die
Stirn über meine Anmaßung, erklärte sich jedoch bereit, darauf zu achten, daß
der Konsul jeden Abend zur gewohnten Zeit seinen Whisky-Soda bekam.
    Diese neue Zusage machte mich
neugierig, was ich wohl sonst noch herausschinden konnte.
    ..Und dann gibt es noch etwas«, fuhr
ich unschuldig fort, »eine halbe Stunde vor dem Dinner, das um acht Uhr abends
serviert wird, nimmt der Engländer immer einen Cocktail — meist Martini. Ich
habe einen Shaker und die Ingredienzien mitgebracht, das Eis wird vom Hotel
geschickt.« Ich griff in die Aktenmappe und zog eine Flasche Gin und eine
Flasche Wermut heraus. Darauf wandte ich mich abermals an den
Gefängnisdirektor:
    »Sie nehmen also vier Teile Gin und
ein Teil Wermut, schütten alles in den Shaker und
    Aber ich konnte sehen, daß ich die
Grenze erreicht hatte. Der Direktor explodierte mit einem Knall: »Himmelherrgott!
Verdammt und zugenäht! Ich lasse ihm seine Schlafpillen und seinen Whisky und
Soda. Soll er in drei Teufels Namen auch noch Gin und Wermut haben — aber ich
will doch verflucht sein, wenn ich hingehen und für meine Gefangenen auch noch
Cocktails mixen soll!«
    Kurz darauf gab London nach und
entließ den deutschen Konsul in Glasgow. Wir konnten den britischen Konsul und
seine Sekretärin im Triumph ins Hotel Atlantic zurückholen.

Zurück nach
Moskau
     
     
     
    Nach vier Jahren Moskau und einem Jahr
Berlin hatte mir das State Department mitgeteilt, ich brauchte für die nächsten
zehn Jahre nicht wieder nach Sowjetrußland zu gehen. Bereits neun Monate danach
erreichte mich in Hamburg ein Telegramm, das mich kurz und bündig nach Moskau
zurückbefahl, und zwar »baldmöglichst«. (Das State Department würde es am
liebsten sehen, daß man einen neuen Posten antritt, ehe die Order dazu auch nur
im Briefkasten steckt, aber ich muß die Arbeitsstelle noch finden, wo man nicht
baß erstaunt ist, einen Neuangekommenen so früh zu erblicken. Ob ich das State
Department am Ende zu ernst nehme?)
    Diesmal war ich fest entschlossen,
noch einen langen Blick auf den Westen zu werfen, bevor der Krieg ihn in Schutt
und Asche verwandelte. Über das noch neutrale Belgien machte ich mich also zu
einem zehntägigen Urlaub nach London auf und erreichte spätabends bei Aachen
die deutsche Grenze. Hier wurde mir als erstes mitgeteilt, die Grenze sei »für
die Nacht« geschlossen. Die Zollbeamten waren stur und wollten von Ausnahmen
nichts wissen, bis ich geheimnisvoll von wichtigen Dokumenten

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