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Bären im Kaviar

Bären im Kaviar

Titel: Bären im Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles W. Thayer
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Teufel zu
schicken oder rüde Bemerkungen über den Fünfjahresplan zu machen. Ein deutscher
Diplomat, Gebhard von Walther, drückte es so aus: »Oh, um die guten alten Tage
der schlechten Beziehungen!«
    Unser Kontakt mit der russischen
Bevölkerung war wenn möglich noch begrenzter als je zuvor, und das Reisen
begann unvorstellbar schwierig zu werden. Nachdem ich wieder heimisch geworden
war, machte ich einen Versuch, aufs Land hinauszukommen. Zuerst bat ich
Intourist um einen reservierten Platz auf einem der Wolga-Vergnügungsboote;
Intourist bedauerte unendlich und teilte mir mit, sämtliche Wolgadampfer
befänden sich augenblicklich in Reparatur. Ich bat darum, ein Gestüt in der Nähe
Moskaus besichtigen zu dürfen. Leider war auch das wegen Reparatur geschlossen.
Als ich mich erkundigte, wie man ein Gestüt zu Reparaturzwecken schließen kann,
erklärte man höflich, man sei. zum größten Bedauern nicht Experte auf diesem
Gebiet. Schließlich machte man mir den Vorschlag, mit dem Flugzeug nach Rostow
am Don zu fliegen und einige Kolchosen der dortigen Gegend zu besuchen. Der
Flug war etwas hektisch, da die Maschine eigentlich auch in Reparatur hätte
sein sollen; doch kamen wir nach einigen wenigen unvorhergesehenen Stopps in
Rübenfeldern und gottverlassenen Steppen wohlbehalten in Rostow an, wo mir die
Stadtbehörden einen herzbewegenden Empfang bereiteten.
    Ich bat sie, für den nächsten Tag den
Besuch einiger Kolchosen zu arrangieren. Sie sahen sich gegenseitig bestürzt
und verlegen an, bis einer kopfschüttelnd erwiderte, leider gäbe es im gesamten
Rostower Bezirk keine Kolchose, doch sei mitten in der Stadt eine wundervolle
Champagnerfabrik. Ich entgegnete, daß ich keine Champagnerfabrik zu sehen
wünsche, aber höchst erstaunt darüber sei, daß sie mir ihre Kolchosen nicht
zeigen wollten. Sie beteuerten leidenschaftlich, es sei eine ganz besondere
Champagnerfabrik, die jeder gebildete Mensch einfach gesehen haben müsse ,
da es sich um eine tief wissenschaftliche Angelegenheit handle und der
Champagner wirklich hervorragend sei. Außerdem lägen die nächsten
besichtigungswürdigen Kolchosen mehrere hundert Kilometer weit weg. Ich
antwortete, ich sei überzeugt von der Qualität des Champagners, wünsche ihn
aber trotzdem nicht zu probieren und müsse mich nur wundern, daß im Rostower
Gebiet keine Kollektivfarmen bestünden. Ich fügte hinzu, auch meine
amerikanischen Zeitungsfreunde in Moskau würden gewiß daran interessiert sein,
zu erfahren, daß im Gegensatz zu dem Eindruck, den ihnen die Sowjetpresse
vermittle, der Rostower Bezirk nicht zu 99,9 Prozent kollektiviert sei. Unter
diesen Umständen hielte ich es für angebracht, sie telegrafisch über den
bedeutsamen Fehler aufzuklären. Ob sie mir wohl ein Telegrammformular besorgen
könnten, damit ich den Moskauer Korrespondenten der »New York Times«
verständigte? Die Stadtvertreter sahen noch verstörter drein und fragten, ob
ich nicht lieber auf mein Zimmer gehen und baden möchte. Ich sagte, es wäre
doch wohl richtiger, zunächst das Programm für den folgenden Tag auszuarbeiten.
Andernfalls ergäben sich vielleicht am nächsten Morgen ernstliche Hemmnisse und
Unbequemlichkeiten. Sie überlegten sich den Fall gründlich und erinnerten sich
schließlich vage, daß etwa zwanzig Kilometer entfernt vielleicht doch eine
winzige Kolchose sei, die wir nach der Champagnerfabrik besichtigen könnten.
Ich erklärte mich einverstanden, falls sie versprächen, daß der Wagen, der mich
zur Sektkellerei brächte, zu meiner Verfügung bliebe und nicht in die
Reparaturwerkstätte müsse, sobald er mich sicher in der Fabrik deponiert habe.
Sie sahen die Logik meiner Forderung ein und schworen mir hoch und heilig, ich
könnte das Intourist-Auto den ganzen Tag haben.
    Am andern Tage fuhr mich ein
Intourist-Ford zur Champagnerfabrik. Ich erledigte die Besichtigung in einem so
rasanten Tempo, daß ich am Ende meine Suite gut hundert Meter hinter mir ließ.
Als ich wieder auf den Hof kam, war mein Ford natürlich futsch.
    Während ich mich noch laut tobend
beschwerte, kam der Direktor herangerannt und erklärte mir, wir würden in
seinem Büro zu einer kleinen Sektprobe erwartet. Ich sagte, ich tränke niemals
vor Mittag Alkohol und gedächte darüber hinaus auch so lange weiterzubrüllen,
bis ein Wagen zur Stelle sei, um mich augenblicklich zu meiner Kolchose zu
fahren. In diesem Moment erschien der Vorsitzende des städtischen Sowjets, der
Bürgermeister,

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