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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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in der
Brieftasche befand, und blätterte die Scheine durch. »Viertausend
amerikanische Dollars«, sagte er. »Mehr, als ein anständiger Mensch in
bar mit sich führt.« Noch einige andere Gegenstände fanden sich im
Anzug. Amerikanische und bahamanische Münzen, ein kleines Nagelmesser,
ein Zigarrenetui mit drei Havannas, die üblichen Dinge, die ein
alleinreisender Urlauber mit sich führt.
    In einer Seitentasche fand Perigord eine flache Dose aus
Aluminium. Er öffnete sie. Drei Ampullen kamen zum Vorschein. Sie waren
in Watte gebettet und enthielten eine gelbliche Flüssigkeit. Perigord
nahm eine der Ampullen heraus und hielt sie mir entgegen. »Kommt Ihnen
das irgendwie bekannt vor?«
    »Das sind die gleichen Ampullen, die ich auf Kayles' Boot
gefunden habe«, sagte ich. »Und die zerbrochene Ampulle, die ich auf
dem Dach des ›Sea Gardens Hotels‹ gefunden habe, sah genauso aus. Ich
wette, diese drei hat er erst vorhin auf der Motorjacht ausgehändigt
bekommen. Als die Leute von Walker gestern nacht das Hotelzimmer und
die Kleidung durchsucht haben, war die Aluminiumdose noch nicht da.«
    Er stand auf und musterte mich. »Wir haben nach Beweisen
gesucht«, sagte er. »Jetzt haben wir welche! Ich möchte unbedingt, daß
Sie dabei sind, wenn ich morgen früh mit Kommissar Deane spreche.«
    Ich schaute auf meine Uhr. »Morgen? Sie meinen heute.«
Plötzlich fühlte ich mich müde. Es war ein schaler Sieg. Man hatte der
Schlange den Schwanz abgeschlagen, der Rest des Körpers war
davongekrochen.
    Die Beamten kamen ins Büro, um die Leiche von Carrasco auf
einer Bahre abzutransportieren. Wenn dieser Mann noch im Tode den
Bahamas schaden wollte, dann hatte er sein Ziel erreicht. Schußwechsel
mit Bakterienattentäter in der Empfangshalle des Royal Palm
Hotels – das war genau die Schlagzeile, die uns
noch gefehlt hatte.

Dreiundzwanzigstes
Kapitel
    D er Morgen kam. Ich stand auf, mit
gemischten Gefühlen.
    Als ich, spät in der Nacht, nach Hause gekommen war, hatte ich
Debbie geweckt. Es hatte keinen Sinn, die Dinge vor ihr zu
verheimlichen. Spätestens am Frühstückstisch, wenn ihr die Schlagzeilen
in den ›Freeport News‹ in die Augen sprangen, würde sie Fragen stellen.
Es war besser, wenn ich sie jetzt schon ins Bild setzte. »Er hat ihn
also erschossen!« sagte sie. »Mitten im Hotel.«
    »So ist es«, bestätigte ich grimmig. »Die Gäste müssen gedacht
haben, sie wären daheim in Chicago.«
    »Er hat selbst gesagt, er hatte keine andere Wahl«, stellte
Debbie fest. »Wenn Perigord diesen Mann nicht unschädlich gemacht
hätte, wärst du jetzt vielleicht tot.«
    »Mir ist's noch nie so gut gegangen«, wiegelte ich ab.
Insgeheim war ich tief befriedigt. Debbie zeigte sich an meinem Wohl
und Wehe interessiert. Ganz anders als damals, als ich ihr von der
Schießerei auf Kayles' Boot erzählt hatte.
    Sie setzte sich im Bett auf. Ihr Gesicht war aschfahl. »Wann
wird dieser Alptraum ein Ende nehmen?« stammelte sie. Ihre Stimme
zitterte.
    »Erst wenn wir Robinson dingfest gemacht haben«, sagte ich.
»Ich verspreche dir, daß er nicht entkommen wird.«
    Ich hatte es mit dem Ton der Überzeugung gesagt. Und das war
auch notwendig. Ich mußte meine Unsicherheit übertönen. Mit dem Tod von
Carrasco war die Chance, Robinson zu fangen, in unerreichbare Ferne
gerückt. Ich hatte nur nicht den Mut, das Debbie gegenüber
einzugestehen.
    Wir gingen schlafen, und ich verbrachte eine traumlose Nacht.
Mit leerem Kopf wachte ich auf. Irgendwie hatte ich gehofft, eine gute
Fee würde an mein Bett treten und mir die Lösung des Rätsels ins Ohr
flüstern. Aber das gab es wohl nur in den Geschichten, die englische
Gouvernanten den Sprößlingen ihrer Herrschaft erzählten.
    Ich verdrängte die Gedanken an England und seine Gouvernanten
aus meinem Bewußtsein, huschte ins Bad und hielt meinen Kopf unter den
kalten Wasserstrahl. Dann rasierte ich mich. Während ich an meiner
Gurgel herumschabte, kamen im Radio die Nachrichten. Es war lustig,
Nachrichten zu hören, die als brandneu ausgegeben wurden, obwohl ich
sie schon seit Stunden kannte. In der Halle des ›Royal Palm Hotels‹ war
ein Unbekannter bei einem Schußwechsel erschossen worden. Der Sieger
des mysteriösen Duells sei der mannhafte Kommissar Perigord gewesen. Es
war geschickt von Perigord, so befand ich, den Namen von Carrasco aus
der Sache herauszuhalten. Andererseits, so fürchtete ich, konnte das
Robinson nicht wirklich täuschen. Er konnte sich unschwer

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