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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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neuralgischen Punkte«, sagte ich. »Grenada ist
kommunistisch unterwandert, und Nicaragua und Jamaika sind am Kippen.
In Martinique beginnt der Kessel zu brodeln. Er ist schon soheiß,
daß die Franzosen die Insel nur noch mit Mühe unter Kontrolle halten.«
    Er nickte. »Und die Polizei geht davon aus, daß Perez auch die
Straßenschlachten in Nassau angestiftet hat. Sicher, es gab lokale
Anlässe, aber die hat es immer gegeben, ohne daß es zu solchen
Ausschreitungen kam. Wir wurden mißtrauisch, als wir die
Vernehmungsprotokolle der Leute lasen, die wegen Gewalttätigkeiten
festgenommen worden waren. Nur Mitläufer, keine Überzeugungstäter. Das
waren gemietete Demonstranten. Inzwischen wissen wir auch, wer die
Miete bezahlt hat.«
    »Perez war also eine weiße Ameise«, stellte ich fest.
Kommissar Deane sah mich an. »Was verstehen Sie darunter?«
    »Will ich Ihnen gern erklären. Als ich in Cambridge war,
lernte ich einen Studenten aus Südafrika kennen. Er sagte mir, jemand
in der Studentenvertretung hätte ihn zur weißen Ameise umfunktioniert.
Ich fragte ihn, was das zu bedeuten hätte, und er beschrieb es mir. Es
drehte sich darum, daß die Meinungsbildner in der Studentenvertretung
moskauhörige Kommunisten waren. Ihre Aufgabe bestand darin, die anderen
Studenten zur kommunistischen Ideologie zu bekehren, ohne daß die
Betroffenen sich ihrer Sinneswandlung bewußt wurden. So war es auch
meinem Freund gegangen, wenngleich er später von dieser Weltanschauung
abrückte. Vorher aber war er das, was die anderen Studenten nach
entsprechender Gehirnwäsche auch geworden waren, nämlich eine weiße
Ameise. Er hatte Wühlarbeit zu leisten. Wie die Termiten, Herr
Kommissar.«
    Deane kniff die Augen zusammen. »Sprechen Sie mir nicht von
Termiten«, sagte er verstimmt. »Ich habe gerade entdeckt, daß das
Fundament meines Hauses von Termiten angenagt ist. Die Sache wird mich
mindestens fünftausend Dollar kosten, wahrscheinlich mehr.«
    »Nehmen wir einmal das Gebälk in einem Haus«, fuhr ich fort.
»Die Grundpfosten, die Fundamente. Die Balken sehen noch gut und solide
aus. Aber wenn Sie dranstoßen, fällt alles zu weißem Pulver zusammen.
Die weißen Ameisen waren am Werk. So ist es auch auf den Bahamas. Die
weißen Ameisen sind am Werk.«
    »Ein guter Vergleich«, sagte Deane nachdenklich. »Wir haben in
der Tat große Sorgen, was die Entwicklung im Tourismus angeht. Die
Besucherzahlen fallen und fallen. Der Premierminister hat letzte Woche
eine Sondersitzung anberaumt. In der Politik ist ein unterirdisches
Brodeln zu verspüren. Je weniger Touristen kommen, um so mehr
Arbeitslose gibt es. Das ist der Ansatzpunkt für die Unruhestifter.
Wenn die Leute unzufrieden sind, dann denken sie nicht lange nach, wenn
man ihnen das politische System als Sündenbock anbietet. Allerdings,
was die Wühlarbeit von Perez angeht, brauchen wir Beweise. Wenn man die
Aufständischen niederprügelt, ohne daß die Beweise für die Anstiftung
durch das Ausland vorliegen, geht die Opposition auf die Barrikaden.
Dann sind die Bahamas auf einmal als Polizeistaat verschrien.«
    »Dann schlage ich vor, daß Sie den Untergang des Öltankers im
Exuma-Sund untersuchen. Es werden sich Beweise finden, daß es sich
dabei um einen Sabotageakt handelt, der die Verschmutzung unserer
Strände zum Ziel hat. In den Frühnachrichten war die Rede von einem
Ölteppich von dreißig Kilometern Durchmesser. Wenn das stimmt, dann ist
das Öl mit Rekordgeschwindigkeit ausgelaufen. Ich behaupte, daß da
jemand ganz kräftig nachgeholfen hat. Lassen Sie den Kapitän des
Tankers festnehmen. Quetschen Sie ihn aus, bis er gesteht, wer seine
Auftraggeber für den Sabotageakt waren. Warten Sie nicht den Bericht
des Schiffahrtsamtes ab. Behandeln Sie die Tankerkatastrophe als das,
was sie ist: ein Verbrechen.«
    »Sie haben recht«, sagte Deane leise. »Der
Öltanker …« Er senkte den Kopf. »Daran hatte ich noch gar
nicht gedacht.«
    »Und fahnden Sie nach Robinson!« setzte ich nach. »Gibt es
über diesen Mann seitens der bahamanischen Polizei schon irgendwelche
Erkenntnisse?«
    »Nichts. Ihr Mr. Robinson ist bei uns eine unbekannte Größe.«
    Perigord kam ins Büro zurück. »Die ›Capistrano‹ ist gerade aus
dem Jachthafen von Running Mon ausgelaufen. Der Kurs verläuft in
östlicher Richtung, entlang der Küste.«
    »Richtung Florida«, sagte ich.
    »Was für ein Schiff ist das?« erkundigte sich Deane.
    »Motorjacht, zwanzig Meter, weiße Aufbauten.

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