Bahama-Krise
Badegäste, nichts, wir hatten freie Fahrt.
In regelmäßigen Abständen zweigten links und rechts die Stichkanäle ab.
Zufahrten zu den Wassergrundstücken, die parzelliert, aber noch nicht
verkauft waren.
»Ein Boot kommt uns entgegen!« sagte Billy plötzlich. Ich
versuchte durch den Gischtschleier hindurch den schwarzen Punkt zu
erkennen, der auf uns zukam. Der Punkt wurde größer. Und dann wußte ich
es. Es war das Beiboot, nach dem wir suchten.
»Da hinten kommt noch ein Boot!« meldete Billy.
»Wahrscheinlich das zweite Zollboot.«
»Ich hoffe, nicht«, sagte ich. Ich hatte keine Zeit mehr, ihm
meine Antwort näher zu erklären. Meine Aufmerksamkeit galt dem rasch
näher kommenden Beiboot. Ich hielt auf seine Flanke zu und versuchte es
zu rammen. Mit einem raschen Manöver wich der andere aus. Während das
Boot vorbeizischte, sah ich, daß der Mann die Pistole auf mich
gerichtet hielt. Zugleich spürte ich, wie unser Boot von einem Schlag
erschüttert wurde. Das Zischen entweichender Luft war zu hören.
»Verdammt!« fluchte Billy.
»Mach dir keine Sorgen, das Boot hat zwanzig Luftkammern. Es
kann nichts passieren.«
Ich drosselte die Geschwindigkeit und machte eine Wende. Das
Beiboot war nicht mehr zu sehen.
»Ich mache mir keine Sorgen um die Löcher in unserer Ente«,
sagte Billy. »Aber wer auf uns schießt, auf den schieße ich zurück.«
Wieder hielt er die Pistole in der Hand. Ich sah ein, daß es keinen
Zweck hatte, jetzt in eine Diskussion über die Verhältnismäßigkeit der
Mittel einzutreten.
»Es war Robinson«, sagte ich. »Ich habe ihn erkannt. Hast du
gesehen, wo er hin ist?«
Billy deutete auf den Jachthafen, der sich auf seiner Seite
des Kanals öffnete. Dann war das zweite Zollboot heran, von dem
Perigord gesprochen hatte. Ich stand auf und winkte. Ein Zöllner kam
aus dem Ruderhaus.
»Haltet euch hier raus!« schrie ich ihn an. »Wenn er das
Zollboot sieht, flüchtet er über Land.«
»Wer sind Sie, daß Sie sich anmaßen, uns Befehle zu geben?«
»Der Befehl kommt von Kommissar Deane!«
Ich sah, wie der Zöllner ins Ruderhaus zurückging. Wenig
später hörte ich, wie der Motor gedrosselt wurde.
Es gab ein metallisches Klicken, als Billy neben mir das
Magazin in seine Waffe schob. »Wie man Freunde gewinnt«, spottete er.
Er schob die Sicherung zurück. »Was machen wir?«
»Ich weiß es nicht.« Ich hatte keine Karte. »Es wird nicht
leicht sein, ihn drüben im Jachthafen aufzustöbern. Es gibt zwanzig
oder dreißig Piers. Ehe wir die alle abgeklappert haben, ist er an
Land. Dann brauchen wir eine ganze Armee, um ihn wieder aufzuspüren.«
Billy deutete auf den Kanal. »Das andere Zollboot! Unser
Freund, Kommissar Deane.«
Ich drosselte die Geschwindigkeit. »Wir verschwinden«, sagte
ich. Wir fuhren auf die nächste Abzweigung zu.
»Links oder rechts?« fragte Billy.
»Mal sehen«, sagte ich und warf eine Münze hoch. »Steuerbord.«
Wir bogen rechts ein. Schon nach hundert Metern gelangten wir an eine
neue Abzweigung.
»Und jetzt?« fragte ich.
Wir hatten keine Zeit, um länger über den neuen Kurs
nachzudenken. Das Geräusch eines Bootsmotors war zu hören und wurde
rasch stärker.
»Zurück!« schrie Billy.
Ich fuhr eine hastige Wende. Dann kam die Bugwelle von
Robinsons Boot. Er war an uns vorbeigeprescht und wieder in den
Hauptkanal eingebogen. Ich hörte, wie Billy schoß. Dann wurden wir
beide auf die Sitzbretter zurückgedrückt. Ich hatte auf Vollgas
gedreht, und unser Boot stieg vorne aus dem Wasser. Im Slalom kamen wir
aus dem Seitenkanal geschossen und rammten beinahe eines der Zollboote,
das mit mäßiger Geschwindigkeit den Hauptkanal entlangglitt. Ich
drosselte unsere Fahrt und stand auf, um nach Robinson Ausschau zu
halten. Wieder war er verschwunden. Das Zollboot hatte eine halbe Wende
gemacht. Ich erkannte Deane, der an der Reling stand.
»Wo ist er hin?« schrie ich.
»Wir kümmern uns um ihn«, sagte Deane mit ruhiger Stimme.
»Wo ist er hin?« wiederholte ich.
»Er ist in diesen Seitenkanal abgebogen«, sagte Deane.
Zugleich schob sich das Zollboot vor den Seitenkanal, so daß für uns
keine Lücke mehr blieb.
»Sie bleiben hier«, hörte ich Deane sagen. »Sind Sie
eigentlich sicher, daß es Robinson ist?«
»Ja.«
»Wer ist der Mann bei Ihnen?«
»Wenn Sie's nicht wissen, warum fragen Sie mich nicht selbst?«
sagte Billy. »Ich bin Billy Cunningham, und ich werde Robinson umlegen.«
»Ich kann Sie von hier oben schlecht verstehen«,
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