Bali Lombok
Wasch- und Badeplätze der Dorfbewohner befinden.
Das Zentrum des Dorfes nimmt der Dorfplatz an der Hauptstraßenkreuzung ein, wo neben dem
Pura Desa
immer eine Versammlungshalle und eine Hahnenkampfarena
(Wantilan)
errichtet sind. Auch nicht fehlen darf der Turm für die
Kul-Kul
-Trommel, die zu Versammlungen ruft, vor Gefahren warnt und den Tod eines Dorfbewohners verkündet. Der Dorfplatz wird meist von einem gigantischen
Banyan
-Baum überschattet, dem heiligen Baum der Hindus. Hier liegen für gewöhnlich ein paar einfache Essensstände
(Warung),
und hier wird auch regelmäßig der Markt abgehalten, meist in einem Drei-Tage-Rhythmus.
Der Markt ist fast ausschließlich eine Domäne der Frauen, wie auch die Hausarbeit und das Herstellen der Opfergaben für die Götter und Dämonen meist den Frauen überlassen werden. Dagegen sind das Bestellen der Reisfelder, der Haus- und Tempelbau ebenso wie das Ausschmücken der Heiligtümer mit Steinskulpturen und Reliefs, mit Schnitzereien und Malereien reine Männersache. Viele Arbeiten werden auch von Männern und Frauen gemeinsam bewältigt, z. B. die Reisernte und der Straßenbau. FürBalinesen ist es selbstverständlich, dass sogar kleinere Kinder schon einfache Aufgaben und Arbeiten übernehmen.
Das Gehöft
Entlang der Dorfstraße reihen sich die Gehöfte aneinander, die durchweg von hohen Mauern umgeben sind, nur unterbrochen von den schmalen Toreingängen, zu denen Stufen emporführen. Nicht immer lassen sich die Eingänge mit Türen verschließen, oft steht gleich dahinter nur eine kurze Dämonenmauer, die Angriffe aus der Unterwelt abwehren soll, denn böse Geister haben große Schwierigkeiten, um Ecken herumzugehen. Im Inneren eines Gehöftes, in dem oft eine Großfamilie lebt, stehen verschiedene mehr oder weniger offene Pavillons und andere kleine Gebäude, deren Anordnung wieder auf dem
Kelod-Kaja
-Prinzip beruht.
Auf der den Bergen und damit den Göttern zugewandten Seite befindet sich der Familientempel. Im Mittelteil des Gehöftes liegen die einzelnen Schlaf- und Wohnräume der Familie. Küche, Reisscheune, Schweinestall und Abfallgrube sind immer auf der dem Meer zugewandten Seite zu finden. Außer einigen wenigen Schatten spendenden Obstbäumen sowie Bananenstauden und ein paar Blumen hält man das Gehöft frei von jeglicher Vegetation, um Schlangen und giftigen Insekten keine Gelegenheit zu geben, sich hier einzunisten. Aus dem gleichen Grund wird täglich der aus festgestampftem Lehm bestehende Innenhof gefegt und das herabgefallene Laub und die Abfälle entfernt.
Die Dimensionen eines traditionellen Gehöftes und der sich darin befindenden Gebäude richten sich nach strengen Regeln, die in den alten
Lontar
-Schriften niedergelegt sind. Grundlage für alle architektonischen Abmessungen sind die Körpermaße des Familienoberhaupts, der gleichzeitig auch der Bauherr ist. Ein in den alten Schriften bewanderter Architekt wird also zuerst einmal bestimmte Abmessungen am Körper des Bauherrn vornehmen und diese auf schmalen Bambusstreifen markieren.
Der Abstand zwischen den Spitzen beider Mittelfinger bei seitlich ausgestreckten Armen ist ein
Depa
, der Abstand vom Ellenbogen zur Spitze des ausgestreckten Mittelfingers ist ein
Asta
, und die Breite einer Faust bis zur Spitze des seitlich ausgestreckten Daumens ist ein
Musti
. Die Gesamtlänge einer das Grundstück umgebenden Mauer beträgt immer ein Vielfaches einer kombinierten
Depa-Asta-Musti
-Länge, wobei sich der Multiplikationsfaktor nach der Kaste des Bauherrn, seinen persönlichen Wünschen und finanziellen Mitteln, den örtlichen Gegebenheiten und nach der jeweils benutzten
Lontar
-Schrift richtet.
Die Größe der einzelnen Bebauungen (Plattformen oder Gebäude) hängt davon ab, wie viele hölzerne Stützbalken
(Sasaka)
verwendet werden. Die kleinsten Gebäude werden von vier Balken getragen, die größten haben für gewöhnlich nicht mehr als zwölf Balken. Die Maße eines Stützbalkens und die Abstände dazwischen errechnet der Architekt anhand von komplizierten Formeln, die wieder auf bestimmten Körpermaßen des Bauherrn beruhen: Länge des Zeigefingers, Breite des kleinen Fingers usw. Ein Balken, der ja aus einem Baumstamm (meist Teakholz) gesägt wurde, darf niemals „auf dem Kopf“ stehen, d. h. das Balkenende, das der Baumwurzel am nächsten war, muss immer im Boden bzw. im Fundament verankert sein, und das Balkenende, das ursprünglich der Baumkrone nahe war, muss jetzt die
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