Bali Lombok
Besänftigung der Dämonen. Balinesische Priester legen mithilfe des Kalenders die rituell günstigen Tage für derartige Veranstaltungen fest. Außerdem sind Hahnenkämpfe bei besonders wichtigen Tempelfesten unerlässlich: Sie begleiten z. B. die Landreinigungszeremonien, bevor die Reisfelder bewässert werden und gehen dem großen Erntefest im
Subak
-Tempel voraus.
Das Turnier Hahnenkampfveranstaltungen dauern für gewöhnlich einige Stunden. Sie können sich aber auch über mehrere Tage hinziehen und haben dann den Charakter richtiger Volksfeste. Auf dem Dorfplatz rund um die Arena
(Wantilan)
richten Frauen kleine Verkaufsstände ein. Zu den Kämpfen selbst sind sie traditionsgemäß nicht zugelassen. Die Männer tragen ihre Hähne in seltsamen Taschen aus verflochtenen Kokospalmwedeln, aus denen nur die Schwanzfedern herausschauen, damit diese nicht beschädigt werden.
Vor Beginn der Kämpfe geht es im
Wantilan
recht tumultartig zu. Hier lassen die sonst so sanften und beherrschten Balinesen ihrem Temperament freien Lauf. Unter Schreien und Gestikulieren werden die Hähne begutachtet, und daraufhin werden die Wetten abgeschlossen – eine Leidenschaft dieses Volkes, die schon so manchen Mann in den wirtschaftlichen Ruin getrieben hat. Ganz vorn in der Arena hocken die Besitzer der Hähne, daneben sitzen die Schiedsrichter, die die Reihenfolge der Kämpfe festlegen. Dahinter stehen dicht gedrängt die Zuschauer. In einer Schüssel schwimmt eine halbe Kokosnussschale mit einem Loch in der Mitte. Ist die Schale voll Wasser gelaufen und sinkt, ertönt ein Gong, und eine Runde ist beendet.
Viele Kämpfe sind schon nach wenigen Sekunden entschieden. Ist aber nach vier Runden noch immer kein Sieger ermittelt, werden die zwei Kontrahenten zusammen unter einen großen Korb gesetzt, wo kein Ausweichen mehr möglich ist. Denn Blut muss unbedingt fließen, um die Dämonen zu besänftigen. Andernfalls geraten nach Meinung der Balinesen die Menschen in Kampflust und werden von einem Blutrausch befallen, der sie gegeneinander kämpfen lässt. Ein Hahn wird disqualifiziert, falls er gleich zu Beginn des Kampfes wegläuft.
Kurz vor dem Kampf, wenn sich die Besitzer mit ihren Tieren in zwei entgegengesetzten Ecken der Arena gegenüberhocken, streicheln und massieren sie nochmals ihre Lieblinge, flüstern ihnen aufmunternde, anspornende Worte ins Ohr, blasen ihnen mit ihrem Atem Kraft in den Schnabel und kneifen sie in den Kamm, um ihre Aggression anzustacheln. Sind die Gegner dann endlich allein auf der Kampfbahn, nähern sie sich einander erst in Zickzackwegen und umkreisen sich lauernd. Zum Kampf selbst gehören verschiedene Sprünge. Die verletzlichste Stelle ist die ungeschützte Brustfläche unter den Flügeln. Der getötete Verlierer geht meist an den Eigentümer des Siegers und wandert in dessen Kochtopf. Häufig werden auch die zerstampften Knochen, Muskeln und das Herz an den siegreichen Hahn selbst verfüttert, wodurch dieser die Kraft seines ehemaligen Gegners in sich aufnehmen soll.
Die Hähne Höchste Wetten erzielen erfahrene Kampfhähne, die schon häufig, manchmal trotz schwerer Verletzungen, siegreich geblieben sind. Andere Favoriten sind die sogenannten
Srawah
, Abkömmlinge eines göttlichen Hahns, die als besonders streitsüchtig gelten und an bestimmten äußeren Merkmalen zu erkennen sind: z. B. an der Zahl der Hautringe an den Zehen und der ihnen eigenen Art zu krähen. Solche wertvollen Tiere darf nur der Besitzer selbst täglich trainieren und füttern, denn seine Frau und seine Kinder könnten den Hahn vielleicht durch Extra-Leckerbissen verwöhnen und somit verweichlichen. Ebenso sollte ein Kampfhahn niemals mit Hennen zusammenkommen, damit er nicht seine Kraft verliert. Manchmal sieht man in den Dörfern alte, ziemlich lädierte und deshalb „pensionierte“ Kampfhähne die Straßen entlang humpeln. Sie werden bis an ihr Lebensende bevorzugt behandelt und genießen ein hohes Ansehen – haben sie doch ihrem Eigentümer und denen, die auf sie gewettet haben, viel Geld eingebracht.
Nur mit Genehmigung Unverständlich ist für Balinesen die Abneigung vieler Europäer gegenüber dem Hahnenkampf. Sie sehen darin keine Grausamkeit, denn ein im
Wantilan
getöteter Hahn ist schließlich genauso tot wie ein in der Küche geschlachteter Artgenosse, und sein Ende ist das Gleiche – der Kochtopf. Und wichtiger: Das in der Arena verspritzte Blut hat die Dämonen besänftigt, sodass die Menschen
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