Bali Lombok
durch die Minangkabau zu sehen. Die orthodoxen Padri lehnten das matrilineare Erb- und Familienrecht ab und wollten Alkoholgenuss, Glücksspiel, Hahnenkampf und Opiumrauchen verbieten. Nach der holländischen Intervention wurde aus der Auseinandersetzung ein Krieg zwischen den Padri und der Kolonialmacht, der sich noch bis 1897 hinziehen sollte.
Der Aufstand Diponegoros
Der Java-Krieg (1825–30) war der erste eindeutig antikoloniale Massenaufstand gegen die holländische Verwaltung. Die wirtschaftliche Situation der Bauern und Handwerker sowie der einheimischen Kleinhändler hatte sich zusehends verschlechtert. Gleichzeitig wurden die traditionellen Rechte der javanischen Aristokratie immer mehr beschnitten. Prinz Diponegoro aus dem Herrscherhaus von Yogyakarta erlebte die politischen Intrigen der Kolonialverwaltung am eigenen Leib. Seine legitimen Rechte auf die Thronfolge wurden übergangen. Eigentliche Auslöser des Aufstands waren zwei Tatsachen: Zum einen wurden durch den Generalgouverneur alle Pachtverträge, die von Landbesitzern mit Europäern abgeschlossen waren, für nichtig erklärt. Das verbitterte die zumeist aristokratischen Landbesitzer, die nun bereits erhaltene Vorschüsse zurückzahlen mussten. Zum anderen baute die Verwaltung eine Straße in der Nähe eines heiligen Grabes, was die religiösen Gefühle der Massen verletzte.
Diponegoro stellte sich an die Spitze des Aufstands. In den ersten Jahren gab es auch militärische Erfolge. Yogyakarta wurde erobert, die Kampfhandlungen griffen sogar auf die Nordküste über. Die Aufständischen vermieden offene Feldschlachten und führten einen Guerillakrieg. Doch den längeren Atem hatte die Kolonialverwaltung. Sie konnte frische Hilfstruppen von den Außeninseln heranführen und Java mit einem Netz aus befestigten Militärposten überziehen. Verrat im eigenen Lager schwächte Diponegoros Position außerdem. Unter diesen Voraussetzungen wollte er mit der Kolonialregierung verhandeln. Doch trotz des zugesicherten freien Geleits wurde er festgenommen und nach Makassar auf Sulawesi deportiert.
Schätzungen gehen davon aus, dass fast 200 000 Javaner während des Krieges umkamen. In Batavia starben 15 000 Mann, darunter mehr als die Hälfte Europäer. Viel Land war verödet und die Bevölkerung verarmt.
Das Zwangsanbausystem
Die Kosten des Aufstandes waren für die niederländische Regierung enorm. Nicht zuletzt war das einer der Gründe für die Einführung des schon von Daendels geplanten Zwangsanbausystems
(Cultuurstelsel)
. Jedes Dorf wurde dazu verpflichtet, ein Fünftel seiner Anbaufläche mit landwirtschaftlichen Exportprodukten zu bepflanzen. Diese mussten an den Staat abgegeben werden. War die Summe dieser Produkte höher als die veranlagte Grundsteuer, konnte das Dorf eine entsprechende Rückvergütung verlangen. Umgekehrt musste das Dorf, wenn es weniger als die veranlagte Grundsteuer produzierte, zusätzliche Leistungen erbringen. Exportprodukte waren zuerst der blaue Farbstoff Indigo und Zuckerrohr; bald folgten Kaffee, Tee, Tabak und Pfeffer. Der Wert der Exporte stieg von 13 Mio. Gulden im Jahr 1830 auf 74 Mio. Gulden zehn Jahre später. Zwischen 1840 und 1880 konnten dem holländischen Staatshaushalt so jährlich 18 Mio. Gulden zugeführt werden.
Um das neue Wirtschaftssystem möglichst effektiv zu gestalten, musste die gesamte Administration umgeformt werden. Der meist einheimische, aus der Aristokratie stammende Regent wurde einem Staatsangestellten ähnlicher und dadurch in das Kolonialsystem integriert. Ihm zur Seite stand der holländische Resident . DerRegent war für die Ablieferung der Ernten aus seinem Bezirk verantwortlich.
Vom Regenten abwärts bis zum Kepala Desa (Dorfoberhaupt) waren holländische Kolonialbeamte
(Controleurs)
damit beschäftigt, die Produktion zu überprüfen. Korruption war in diesen Kreisen alltäglich, was nicht zuletzt an der schlechten Bezahlung der Beamten lag.
Die liberale Politik
In den 1860er-Jahren wurde das Zwangsanbausystem in den Niederlanden mehr und mehr kritisiert. Dabei standen nicht etwa humanitäre Aspekte im Vordergrund, sondern das Bestreben, das holländische Kapital gewinnbringender in großen Plantagen zu investieren. Denn das war in dem alten System nicht möglich. Diese sogenannte Liberale Politik wurde 1870 eingeführt. Europäische Investoren konnten langfristige Pachtverträge mit indonesischen Landbesitzern oder, im Fall von unbebautem Land, mit der Kolonialregierung
Weitere Kostenlose Bücher