Bali Lombok
abschließen. Große Plantagen entstanden auf Java und vor allem in Nord-Sumatra.
Diese neue Politik leitete eine Phase der wirtschaftlichen Expansion ein. Exporte verzehnfachten sich zwischen 1870 und 1930 (von 107 Mio. Gulden auf 1,16 Mrd.). Parallel dazu vollzog sich eine territoriale Expansion . Bis 1910 war das heutige Indonesien im Besitz der Holländer.
Die ethische Politik
Am Ende des 19. Jhs. wuchs in Holland eine einflussreiche Bewegung, die sich dafür einsetzte, dass den Indonesiern größere Bildungschancen eingeräumt und ihre Lebensbedingungen verbessert würden. Mentor dieser Bewegung war der Anwalt Conrad T. van Deventer , der von einer „Ehrenschuld“ der Niederlande gegenüber Indonesien sprach. Was er damit meinte, war die moralische Verpflichtung, für die zurückliegenden Leistungen der indonesischen Bevölkerung aufzukommen. Doch auch hier spielte Eigeninteresse eine wichtige Rolle. Gebildete Indonesier waren für neue Posten in Wirtschaft und Verwaltung notwendig.
Insgesamt war die Ethische Politik idealistisch: Von den grandiosen Visionen van Deventers wurde kaum etwas in die Realität umgesetzt. Trotzdem gab es gewaltige soziale Veränderungen , die allerdings nicht so sehr auf die Politik selbst, sondern auf die wirtschaftlichen, also kapitalistischen Zwänge, zurückgeführt werden können.
Die javanische Bevölkerung, die im Laufe des 19. Jhs. von 6 Mio. auf 30 Mio. angewachsen war, erreichte 1920 mehr als 40 Mio. Einwohner. Das Bevölkerungswachstum und die zunehmende Verstädterung, das Eindringen der Geldwirtschaft in die Dörfer und der Bedarf der kapitalistisch-westlichen Unternehmen an Arbeitskräften zerstörten traditionelle Strukturen.
Das nationale Erwachen
Am erfolgreichsten war die Ethische Politik in der Heranbildung einer kleinen, europäisch gebildeten Elite, die die Enttäuschung der breiten Massen auch politisch ausdrücken konnte. Auch im Islam wuchsen modernistische Ideen, die versuchten, die Anforderungen des 20. Jhs. mit der Religion in Einklang zu bringen. Die ursprüngliche Absicht der Kolonialmacht, sich durch eine Öffnung der Bildungseinrichtungen eine folgsame, einheimische Elite zu schaffen, verkehrte sich ins Gegenteil.
Eine Gruppe namens Budi Utomo („hohes Bestreben“) entstand 1908. Es war eine elitäre Gemeinschaft, deren Ziele eher kulturell als politisch waren. Andere nationalistische Gruppen, Parteien und Gewerkschaften folgten. Die erste nationale Massenorganisation war die Sarekat Dagang Islam , die eine islamischen Zielen verpflichtete Politik betrieb. Gegründet wurde sie als islamische Händlerorganisation, die ein Gegengewicht in dem von Chinesen dominierten Batikhandel darstellen wollte. Mit der Zeit verallgemeinerte die Organisation aber ihre Ziele, änderte ihren Namen in Sarekat Islam (Islamische Vereinigung) und konnte damit mehr Leute erreichen. 1920 folgte die erste kommunistische Partei Asiens, die Perserikatan Komunis Di Hindia (später Partai Komunis Indonesia , PKI ).
Am Ende des Ersten Weltkriegs war die Kolonialregierung gezwungen, breiteren Bevölkerungsteilen mehr Mitsprache einzuräumen. Dazu kreierte sie den Volksraad , der aus zum Teil gewählten, zum Teil ernannten Mitgliedern der drei Bevölkerungsgruppen (Holländer, Indonesier,andere Asiaten) bestand. Insgesamt hatte der
Volksraad
keinerlei legislative oder exekutive Rechte, sondern stellte nur ein Forum für Kritik und Debatte dar. Verschiedene nationalistische Führer akzeptierten die Sitze im Volksraad, andere sprachen sich für einen Kampf ohne Kompromisse aus. 1921 waren die Spannungen in der Organisation Sarekat Dagang Islam so groß, dass der gesamte linke Flügel, größtenteils Anhänger der PKI, ausgeschlossen wurde. 1926/27 unternahm die Partei einen Aufstandsversuch auf Java und in West-Sumatra, der aber von der Kolonialregierung schnell niedergeschlagen wurde.
Infolge des Niedergangs der PKI und des Sarekat Dagang Islam begann in nationalistischen Kreisen eine erneute Diskussion über den Weg zur Unabhängigkeit. Die allgemeine Losung war „Indonesia Merdeka!“ , ein unabhängiges Indonesien. Es ging nicht vorrangig darum, sich den kommenden indonesischen Staat in einer bestimmten sozialen oder politischen Ordnung auszumalen, sondern zuerst einmal das Ziel der Unabhängigkeit zu erreichen. Für dieses Ziel konnten auch Anhänger der PKI oder der islamischen Strömungen gewonnen werden. Im Juli 1927 fanden diese Vorstellungen Ausdruck in einer neuen
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